Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert
Eurer Eltern zu rächen ... Jetzt, Krieger, auf, nun Ihr die Verbrecher selbst vor Augen habt, folgt mir ... nicht unsere Schmach, sondern die des Allmächtigen zu rächen greifen wir unsere Feinde in Gottes Namen an« (Annales Fuldenses).
Von den frommen Franken wurde nun »ein Schlachtgeschrei bis zum Himmel erhoben« und dort auch prompt erhört, was ja nicht immer so ist. Aber da jetzt »die Christen mordend andrangen«, schmissen sie die Heiden »haufenweise« in den Fluß, »zu Hunderten und Tausenden ..., so daß ihre Leichen das Wasser stauten ...« Zwei Könige, Siegfried und Gottfried, wurden getötet, 16 königliche Feldzeichen im Triumph nach Bayern geschickt, Prozessionen befohlen. Arnulf selbst »hielt mit dem ganzen Heer Umzug, Gott Lob singend, der solchen Sieg den Seinen gab ...«
Denn, ja, wahrhaftig, nur »uno homine« hatte die christliche Seite verloren (was muß das für ein Teufel gewesen sein!), die andere aber »tanta milia hominum«! Katholische Geschichtsschreibung. Dabei standen dort zwar »Verbrecher«, doch zugleich, so hebt der Annalist zur Erhöhung der eignen Leistung stolz hervor, focht »das Volk der Dänen, das tapferste unter den Normannen«, das »niemals früher« in einer Verschanzung besiegt worden sei. Jahrhundertelang feierte man in Löwen diesen wunderbaren Sieg, seit dem die Normannen immerhin das ostfränkische Reich verschonten (ein letzter Raubzug bis Bonn und Prüm im nächsten Jahr beiseite).
Es war überhaupt ein wunderreiches Jahr.
Denn eben anno 891, als Bischof Embricho von Regensburg alt und »glücklich« starb, da brannte auch Regensburg ab: »durch göttliche Rache auf wunderbare Weise plötzlich in Flammen stehend, verbrannte am 10. August mit allen Bauten, auch Kirchen, ausgenommen das Haus des hl. Emmeram des Märtyrers und die Kirche des hl. Cassian, die obwohl mitten in der Stadt liegend, gegen das Feuer von Gottes wegen geschützt wurden«. Da göttliche Rache, die (fast) die ganze Stadt, auch Kirchen, verschlang; dort aber zwei Kirchengebäude »von Gottes wegen« gerettet (Annales Fuldenses). 13
O dies wunderbare Walten des Herrn!
»Die Wege sind oft krumm und doch gerad',
darauf du läßt die Kinder zu dir gehn;
da pflegt's oft wunderseltsam auszusehn,
doch triumphiert zuletzt dein hoher Rat.«
Der (deutsche) Drang nach Osten
König Arnulf ließ in Regensburg eine neue Pfalz bauen. Die Stadt war schon die Zentralpfalz Ludwigs des Deutschen gewesen, ein Mittelpunkt der Ostmission, ein Zentrum des Karawanenhandels mit Böhmen, Mähren, Ungarn – alles wesentlich Christlich-Abendländische ballte sich hier, die Macht von Staat, Kirche und Geld. Regensburg wurde die Stadt, mit der sich Arnulf (der häufig, wie schon sein Vater und Großvater, auch die Pfalzen Ötting und Ranshofen aufsuchte) wohl am meisten verbunden fühlte, wo ein Drittel seiner Urkunden ausgestellt, von ihm mindestens vier Reichsversammlungen abgehalten worden und überhaupt zahlreiche Aufenthalte bezeugt sind. Für die Forschung spiegelt diese Wahl seines Kernlandes nicht nur seine eigene Vergangenheit, »sondern auch die Betonung der Tradition Ludwigs des Deutschen und die Priorität der Südost-Politik, aber auch das feine Gespür Arnulfs für politische Realitäten« (Störmer).
Anders gesagt; der (deutsche) Drang nach dem Osten wird bei König Arnulf bereits deutlich.
Gleich nach seinem »Staatsstreich« retirierte er zur Festigung seiner Stellung auf seine wichtigste Machtbasis, jetzt immerhin stark genug, den Aufstandsversuch des jüngeren Vetters Bernhard in Schwaben mühelos zu unterdrücken. Bernhard (ca. 876–891/ 892), unehelich wie Arnulf, war der Sohn Kaiser Karls III., der 885 Bernhard als Thronfolger nicht durchsetzen konnte (wie Karl zwei Jahre später auch die Adoption Ludwigs, Sohn Bosos von Vienne und mütterlicherseits ein Karolinger, mißlang). Doch Bernhard, der wohl das ursprüngliche Reich seines Vaters wieder zu errichten suchte, wollte auch nach Arnulfs Erhebung zum ostfränkischen König nicht auf seine Thronrechte verzichten. Er erhob sich 889 im Bunde mit Adligen aus Rätien und Alemannien, auch mit Abt Bernhard von St. Gallen (den Arnulf dann abgesetzt hat), wurde aber ein Jahr darauf beim Niederschlagen des Putsches durch den Markgrafen Rudolf von Rätien getötet.
Arnulf selbst zog bereits im Spätsommer 889 als Führer eines starken Heeres gegen die Abodriten, nachdem er noch kurz zuvor mit seinen Großen und vielen Bischöfen, darunter
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