Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert
Sunderold von Mainz und Willibert von Köln, in Frankfurt getagt hatte. Allerdings konnte er diesmal im Norden nichts ausrichten und feierte wieder »in Regensburg in würdiger Weise den Geburtstag des Herrn«.
Und mit Kirchgängen, mit Kriegszügen, mit dauerndem Beten und Töten geht es weiter. Insbesondere griff Arnulf in den letzten Jahren des 9. Jahrhunderts fast fortgesetzt in Mähren ein. Zwar hatte er mit ihm 985, da es allmählich zu stark geworden, Frieden geschlossen, hatte Swatopluk gar zum Taufpaten seines Sohnes Zwentibold gemacht. Doch das alles hielt nicht lang, und bald kehrte man zur gewohnten Verkehrsart zurück. 14
Verheerende Kriege mit Mähren
»Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 890«, meldet Abt Regino, habe sich der Herzog der Mährer »von dem Dünkel des Hochmuts aufgeblasen«, gegen den König erhoben. So suchte dieser natürlich das Reich der Mährer mit Soldaten heim »und machte alles, was er außerhalb der Städte vorfand, dem Erdboden gleich. Zuletzt da auch alle fruchttragenden Bäume mit der Wurzel ausgerodet wurden, bat Zwentibolch um Frieden und erlangte diesen spät genug, indem er seinen Sohn als Geisel gab!« Doch fand Arnulf, der im Osten offenbar die Taktik der »verbrannten Erde« praktizierte, auch noch Zeit, wie wir aus anderer Quelle erfahren, auf die Reichenau zu gehn, »um zu beten« und dann wieder mal in Regensburg »den Geburtstag Christi« zu feiern.
Und nachdem er 892, diesmal auf dem Königshof Ulm, abermals »in würdiger Weise den Geburtstag des Herrn« begangen, zieht er erneut »nach Osten«, in bester Absicht, »in der Hoffnung, dort mit Herzog Zwentibald zusammenzutreffen«. Doch Swatopluk, »dieser Kopf voll Trug und List«, war einfach nicht friedfertig. Er weigerte sich schlicht, »zum König zu kommen«, so daß der König zu ihm kommen mußte, was umso leichter ging, als er inzwischen Ostfranken fest im Griff hatte. Und vielleicht trauerte er ja auch früher gemachten Konzessionen nach. »Jedenfalls war er es, der den Krieg eröffnete« (Reindel). Er war es, der wieder »die Oberhoheit des deutschen Königs über das Großmährische Reich« erstrebte (Stadtmüller). Es hatte unter Swatopluk – kaum zu Unrecht gelegentlich der erste große Panslawist, vom Papst »König der Slawen« genannt – seine größte Machtentfaltung gewonnen. Im Süden dehnte es sich zu beiden Seiten der Donau bis zur Drau und Save aus, im Osten bis zum bulgarischen Reich, im Norden über das von ihm unterworfene Böhmen beinahe bis gegen die Saale hin. Und sein Einfluß soll »bis zu den Elbslawen und an die Weichsel« (Löwe) gereicht haben.
Gerade diese Machtfülle freilich provozierte den Ostfranken. Mit drei Kriegshaufen, mit Franken, Bayern, Alemannen, fiel er im Juli 893 abermals in Mähren ein und ließ sogar die Ungarn für sich kämpfen, diese unchristlichen Teufel, die damit ein katholischer König ins katholische Abendland gerufen, dem sie bald die Hölle heiß machen sollten, wie man Arnulf auch vorwarf (und noch vorwirft). »Vier Wochen hindurch verweilte er daselbst mit einer solchen Übermacht ... das ganze Land niederbrennend«. Und besuchte wieder im Winter überall in Lothringen »Klöster und Bischofssitze, um zu beten« (Annales Fuldenses). 15
In jenem Jahr war auch Arn, »der ehrwürdige Bischof von Würzburg« (855–892), einmal mehr zum Schlachten der Slawen ausgezogen, diesmal jedoch umgekommen. Zweifellos war Bischof Arn, den die christlichen Nachfahren der Heiden, die ihn erschlugen, als Heiligen verehrten, ein Mann mit »Osterfahrung«. Die Forschung rühmt ihn als Heerführer in »mindestens vier Feldzügen« und, im selben Atemzug, so eng hängt das auch zusammen, als »Wahrer der Missionsaufgaben seines Bistums« (Wendehorst), beteuernd, sein »Diözesenanliegen« habe »vor allem der Verchristlichung und dem Ausbau der kirchlichen Organisation« gegolten (Störmer).
Leider wissen wir nicht viel von Bischof Arns Feldherrntalenten. Doch konnte der Kriegslüsterne, »Vertreter einer ausgeprägten vita activa« (Störmer), den Böhmen, wie die Fuldaer Jahrbücher festhalten, 871 auf einen Streich immerhin »644 Pferde gezäumt und gesattelt und eine gleiche Anzahl Schilde« rauben und entsprechend »fröhlich« zu weiteren »Missionsaufgaben« und weiterer »Verchristlichung« der Welt zurückkehren.
Bereits 893 erfolgte ein neuer Feldzug gegen Mähren. Es war das Jahr, das den Söhnen zweier Markgrafen, der Brüder Engilschalk I. und
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