Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert
Beruf trieb« – täuscht er sich nicht sehr mit der Behauptung: »es gab überhaupt keinen Berührungspunkt zwischen diesen unsteten Räubern und der europäischen Völkerfamilie«?
Kein Zweifel, so ähnlich sahen auch die »Großdeutschen« unter Hitler die östlichen, slawischen, asiatischen »Untermenschen« (und wie sitzt das noch jetzt in jenen Teutonen, deren Zahl Legion ist!). Doch verrät sich Hauck nicht, fügt er im letzten Zitat seinen »Räubern« das schlichte, unscheinbare »unstet« bei, als erinnerte zumindest sein Unbewußtes sich noch an andere, weniger unstete, an stete Räuber, an Räuber, die gleich, wo immer möglich, auf ihrem Raub hocken blieben, die nicht nur das bißchen Beutegut behielten, sondern das ganze erbeutete Land dazu!
Der protestantische Theologe schreibt: »Weil das deutsche Reich des zehnten Jahrhunderts erobernd war, deshalb wurde die deutsche Kirche zur Missionskirche Europas.« Eben. Deshalb konnte Europa am deutschen Wesen genesen. Doch was heißt hier »erobernd« anders als raubend?!
Hauck selbst wieder erinnert daran: »noch am Ende des neunten Jahrhunderts ist Slavenland eine ganz gewöhnliche Bezeichnung für Kärnten.« Aber schon im 10. Jahrhundert wird es besser, geht es aufwärts, vorwärts: – »nun hat deutscher Adel großen Grundbesitz im Lande erworben«; erworben, wie schön. »Auch die deutschen Stifter nennen weit ausgedehnte Flächen ihr eigen« – ihr eigen, klingt auch nicht schlecht. Auch die Bistümer Freising und Seben bekommen jetzt im Südosten »großen Grundbesitz«. Ebenso ist nun erst recht der Salzburger Sprengel »weit nach Osten hin ausgedehnt« – ausgedehnt, weit ausgedehnt, mächtig ausgedehnt etc., Hauck nimmt sich nicht einmal die Mühe, sein Vokabular etwas zu variieren. Die Sache selbst ist zu schön und treibt ihn, als könne er nicht schnell genug den ganzen Erwerb, diese ausgedehnte Aneignung literarisch nachvollziehen, sodaß er natürlich gar keine Zeit findet darüber nachzudenken, ob es denn wirklich »überhaupt keinen Berührungspunkt zwischen diesen unsteten Räubern und der europäischen Völkerfamilie« gab, zwischen diesen wüsten Ungeheuern, wie sie Bischof Pilgrim von Passau, der berüchtigte Fälscher (S. 441 ff.), nennt, und dem deutschen Volkstum, das in »seinem« Osten, nun mit Hauck zu sprechen, »festen Fuß zu fassen« beginnt. Ja: »Es ist als ob man einen Eindruck davon gehabt hätte, wie viel für Deutschland die Ausbreitung nach Osten bedeutete ...« 13
Aber auch für die Slawen bedeutete sie viel – auch wenn es natürlich etwas ganz andres ist, wenn Christen dort die »Untermenschen« massakrieren und expropriieren, als wenn »der garstigste Hund selbst in das Haus Christi« eindringt – das ja auch nicht immer so sehr friedlich war (und ist). Und voller Nächstenliebe. Und Froher Botschaft. Entbrannte doch gerade seinerzeit, während des Pfaffenregiments, ein brutaler Bürgerkrieg im Reich, die sogenannte Babenberger-Fehde (897–906), deren Anfänge allerdings noch in die letzten Regierungsjahre Arnulfs fallen.
Die Babenberger-Fehde (897–906)
Franken, das ursprünglich die meisten alten Adelsfamilien aufwies, hatte dann auch die größten Fehden und die schlimmsten Verluste. Am Ende des 9. und zu Beginn des 10. Jahrhunderts rangen nur noch die beiden führenden fränkischen Geschlechter, um die Vorherrschaft im Mainraum und zugleich um eine optimale Ausgangsposition für die Jahre nach der nominellen Regentschaft des Kinderkönigs: die Popponen-Babenberger – benannt nach dem Grafen Poppo im Grabfeld und ihrer Burg Babenberg (Bamberg) – und die Konradiner.
Die Babenberger, Adalbert, Adalhard und Heinrich (II.), die über Grafschaften um Fulda, im Grabfeld, im oberen Maingebiet geboten, die sie schließlich alle verloren, waren die Söhne Heinrichs, des 886 vor Paris gegen die Normannen gefallenen Separatkillers und Truppenführers (S. 282) Karls des Dicken, und wohl schon insofern, wie der Vater, Gegner Arnulfs, der ihre Entmachtung betrieb, wo immer er konnte. Dazu bediente er sich der aus dem Moselraum stammenden, im Rhein-Main-Gebiet, im Niederlahngau, in Hessen und der Wetterau begüterten Konradiner, der Brüder Konrad, Gebhard, Eberhard und Rudolf.
König Arnulf, dessen Hof die Babenberger mieden, war mit der Konradinerin Uta verheiratet und förderte das Vorrücken von deren Familie auf Babenberger Terrain, begünstigte sie durch Schenkungen, ja er machte 892, nach dem
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