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Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Descher
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der erste Mann Bayerns nach dem König, »entscheidend« an dem Krieg gegen Adalbert sowie an »seiner verräterischen Gefangennahme und Hinrichtung beteiligt« (Reindel). Sein Vermögen und seine Besitzungen wurden zum Krongut geschlagen und darauf vom König »unter lauter Männern von vornehmer Geburt verteilt« (Reginonis chronica). Das heißt an die Gegner des Babenbergers, wobei auch Erzbischof Hatto von Mainz sich bediente, der größte Schurke dieses ganzen Stückes; ein Hierarch, dessen Hinterlist selbst Herzog Heinrich von Sachsen, der spätere König, so fürchtete, daß er seine Weigerung, zu einem Mainzer Hoftag zu gehen, mit einem drohenden Mordanschlag des dortigen Oberhirten begründet hat.
    Burg Theres verwandelte man in eine Benediktinerabtei, Adalberts Schloß Babenberg nebst ganzer Grafschaft kassierte König Ludwig; es ergab dann das Bistum Bamberg. Und noch im Hochmittelalter sang man vom Verrat des Erzbischofs Hatto, des beim Volk besonders Unbeliebten. Eine Ausnahme freilich ist der Mann nicht gewesen. Abt Regino von Prüm schreibt in seinem ausgerechnet Hatto, dem damaligen Reichsregenten, gewidmeten Buch »De synodalibus causis et disciplinis ecclesiasticis«: »In dieser überaus verdorbenen Zeit sind in der Kirche viele Schandtaten begangen worden und werden noch begangen, die in den alten Zeiten unerhört waren« (Praefatio). 16
    Als Ludwig IV. das Kind gerade erst achtzehnjährig und erbenlos am 24. September 911 starb, erlosch die ostfränkische Linie Ludwigs des Deutschen und der Karolinger. Noch im Jahr zuvor hat der längst Kränkelnde gegen die Ungarn auf dem Lechfeld persönlich mit einem Reichsheer eine schwere Niederlage erlitten, im übrigen aber Mit- und Nachwelt so wenig beschäftigt, daß keine zeitgenössische Quelle auch nur seinen Sterbeort oder seine Grabstätte nennt.
    Kurz nach Ludwigs Tod wurde zwischen dem 7. und 10. November auf einem Fürstentag in Forchheim von den Großen der Franken, Sachsen, Alemannen und Bayern die Krone des ostfränkischen Reiches zuerst dem Sachsenherzog Otto dem Erlauchten angetragen. Doch da er, der über Sachsen fast unabhängig herrschte und allzeit Höchstgewalt (summum imperium) ausübte, aus Altersgründen oder welchen Erwägungen immer, sich verweigerte (er starb auch schon ein Jahr darauf), wählte der Adel, so jedenfalls Widukind von Corvey (was man indes oft bezweifelt), nach Ottos Rat, einhellig den fränkischen Grafen Konrad den Jüngeren zum König, das Haupt der Konradiner, seit der Babenberger-Ausrottung der Mächtigste des Frankenstammes.
    Es war die erste »freie« Wahl, freilich nur der Großen, in der deutschen Geschichte und im Ostfrankenreich, ein definitiver Bruch mit der Tradition, nämlich die endgültige Lösung von der Karolingerdynastie. Dafür hatte Erzbischof Hattos Bündnis mit den Konradinern, das den Untergang der Babenberger ebenso bedeutete wie zuvor bereits den Zwentibolds, den Weg geebnet – dynastisch zwar ein epochales Ereignis, änderte sich faktisch für die Völker nichts.
    Lotharingien allerdings, wo der neue Herr verhaßt war, schloß sich, vor allem unter dem Einfluß der Reginare, dem Westfrankenreich an. Bei ihm verblieb es bis 925 und wählte noch im selben Jahr (911) Karl den Einfältigen zum König, den posthum geborenen Sohn Ludwigs des Stammlers, der seit 893 als Nachfolger des Nichtkarolingers Odo bis 923 regierte. So ließ sich die Trennung Lotharingiens von Ostfranken auch karolingisch-legitimistisch motivieren. 17

8. Kapitel

König Konrad I.
(911–918)
    »Gestützt auf seine Berater, vor allem die Erzbischöfe von Mainz und den Kanzler Bischof Salomon III. von Konstanz, verfolgte Konrad anfangs eine ... entschlossen an der karolingischen Tradition festhaltende Politik, konnte in drei Kriegszügen (912/913) aber nicht verhindern, daß Lothringen zum Westreich abfiel.«
    Hans-Werner Goetz 1

    »Beraten von den bisher einflußreichsten geistlichen Würdenträgern der Zeit Ludwigs des Kindes – Erzbischof Hatto von Mainz und Bischof Salomo von Konstanz – suchte er in der hohen Geistlichkeit eine Stütze gegen die ... weltlichen Spitzenpolitiker.«
    Eduard Hlawitschka 2

Wie aus »Arnulf von Gottes Gnaden«, »dem Gerechten«, Arnulf »der Böse« wurde

    Weniger gut mit kirchlichen Kreisen harmonierte dagegen »Arnulf von Gottes Gnaden Herzog der Bayern und auch der angrenzenden Gebiete«. Er übte in seinem Bereich die Kirchenhoheit aus, besetzte Bistümer und Reichsabteien,

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