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Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Descher
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Salomo I. stirbt 871; vier Jahre später wird Neffe Salomo II. (875–889) Nachfolger; und auf ihn folgt Neffe Salomo III. (890–919). Eine katholische Dissertation nennt die drei »die bedeutendsten Bischöfe des 9. Jahrhunderts.« Die Welt verdankt sie dem Nepotismus, der im Christentum von Anbeginn floriert, seit den Tagen des biblischen Jesus; hier gibt es tatsächlich einmal eine apostolische Tradition – bis ins 20. Jahrhundert (vgl. III 499 ff.). 8
    Salomo III., um 860 geboren, wuchs in der Klosterschule von St. Gallen auf und war, zumindest seinerzeit, scharf auf Frauen. So mißbrauchte er die Gastfreundschaft eines Vornehmen, indem er dessen jungfräulicher Tochter ein Kind und die Verführte später zur Äbtissin in Zürich machte, worauf sie auf jede Weise »viel für seine und ihre Seele tat« (Casus s. Galli). Salomo wurde 884 Notar, 885 Kanzler Karls des Dicken. Nach dessen Sturz wechselt er zum Sieger über, wird bereits 888 Kapellan Arnulfs, zwei Jahre später Abt von St. Gallen und Bischof von Konstanz. Seit 909 ist er Kanzler unter Ludwig IV. dem Kind, seit 911 unter Konrad I., der ihn stark begünstigt und so manche Vergabung macht »auf Ermahnung unseres getreuesten Bischofs Salomon«, und dies nicht zuletzt auf Kosten der alemannischen Grafenbrüder Erchanger und Berthold.
    Als Markgraf Burchard von Rätien, der princeps Alamannorum, in Schwaben als erster offen nach der Herzogswürde strebte, hatte er sofort den »königsnahen« Salomo entschieden gegen sich – »dank einer bunten Schar von Kriegern stark überlegen« (Casus s. Galli). Burchard I. wurde im Herbst 911 auf Betreiben des Bischofs hinterlistig ermordet und damit der erste Versuch, ein schwäbisches Herzogtum zu gründen, vereitelt. Doch nicht zufrieden damit, wollte der Bischof (im Bund mit anderen geistlichen Großen, besonders mit den Äbten von St. Gallen und Reichenau) die ganze Familie vernichten. Burchards Witwe kam so um alle ihre Güter. Burchards Söhne, Burchard II., der spätere Herzog von Schwaben, und Udalrich, wurden exiliert, ihre Ländereien gleichfalls an die Gegner vergeben. Burchards I. Bruder Adalbert, Graf von Thurgau, im Volk sehr beliebt, verlor, ebenfalls auf Anstiften des Salomo, sein Leben, vermutlich mit Einverständnis der übrigen ostfränkischen Oberhirten. Selbst noch der Schwiegermutter des jüngeren Burchard, Gisla, nahm man, während sie nach Rom pilgerte, allen Besitz und verteilte ihn.
    Bald darauf bekämpfte Bischof Salomo III. mit gleicher Härte den schwäbischen Pfalzgrafen Erchanger und dessen Bruder Berthold, die weiteren Prätendenten auf die Herzogswürde; verwandt mit dem oberrheinischen Grafengeschlecht der Erchangare, dem Richgard, die Frau Kaiser Karls III., entstammte.
    König Konrad hatte zunächst zu vermitteln, den Konflikt zu verhindern gesucht, hatte nach einem glänzenden Sieg Erchangers über die 913 Schwaben heimsuchenden Ungarn dessen Schwester Kunigunde geheiratet, die Witwe des 907 bei Preßburg gefallenen bayerischen Markgrafen Liutpold. Waren doch Erchanger und seine Verbündeten durch diese neue Ungarnschlacht die Herren Schwabens geworden, weshalb Bischof Salomo immer wieder gegen sie die Fehde schürte.
    Jahr um Jahr wurde so das Land verwüstet. Aber vorerst blieben die Brüder, an deren Seite noch Burchard II., der Sohn des 911 ermordeten Markgrafen stritt, dessen Familie ewige Verbannung getroffen, erfolgreich. Erchanger nahm 914 Bischof Salomo gefangen, wurde zwar im Gegenzug vom König festgesetzt und des Landes verwiesen. Doch nach seiner Rückkehr schlug er, zusammen mit Bruder Berthold und dem jüngeren Burchard, 915 bei Wahlwies, unweit Stockach, die Anhänger des Königs. Der suchte darauf, indes Erchanger sich zum Herzog ausrufen ließ, bei der Kirche Hilfe und fand auch die Unterstützung Papst Johanns X.
    Bischof Salomo triumphierte schließlich auf einer von Konrad am 20. September 916 mit dem fränkischen, schwäbischen und bayerischen Episkopat abgehaltenen Synode zu Hohenaltheim (bei Nördlingen am Ries). Es war die erste allgemeine Kirchenversammlung in Deutschland in nachkarolingischer Zeit, wobei allerdings die sächsischen Prälaten – es wurde scharf gerügt – durch Abwesenheit glänzten.
    Die Synodalen stellten sich entschieden auf die Seite des Königs, des »Gesalbten des Herrn«, der offenbar teilnahm. Sie schärften aufs strengste Treuepflicht gegen ihn ein und drohten seinen Widersachern, voran den namentlich genannten Arnulf und

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