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Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Descher
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Vorgänger im Amt. Schließlich schuf er mit Gattin 852 in Brunshausen ein Kanonissenstift, das 881 nach Gandersheim verlegt wurde, eine der ersten Klostergründungen sächsischen Adels. Wie so viele diente sie der Versorgung einiger Töchter – und zugleich bekundete das fromme Familienunternehmen eine christliche Gesinnung.
    Die Söhne, der ältere Brun, Heinrichs I. Onkel, 880 an der Spitze eines sächsischen Heeres gegen die Dänen gefallen, und Otto der Erlauchte, Heinrichs I. Vater, erwirkten nach der Heirat ihrer Tante, der Liudolftochter Liutgard, mit König Ludwig dem Jüngeren (S. 259 f.) diverse Privilegien, darunter auch die Garantie der Äbtissinnenwürde für die Töchter des liudolfingischen Hauses. Darauf trat hier eine Tochter nach der anderen das Regiment an. Und bis zur Einführung der Reformation, bis 1589, blieb der Reichsfürstinnenstand der Gandersheimer Äbtissinnen erhalten. Ja, noch bis ins frühe 19. Jahrhundert ist Gandersheim ein Damenstift des Hochadels. So sorgt man für die Seinen ...
    Daß solch fromme Schöpfung aber keine Ausnahme war, zeige parenthetisch das Frauenstift Essen (852–1803), das ebenfalls bis zu seiner Säkularisation bestand, fast ein Jahrtausend.
    Um 852 durch den Hildesheimer Bischof Altfrid gegründet, stammten die Santimonialen aus den vornehmsten Familien des Reichs. Zur Zeit Kaiser Heinrichs IV. (gest. 1106) besitzt das Frauenstift über hundert Herrenhöfe und mehr als dreitausend bäuerliche Hufen! Bewirtschaftet wurden die Güter durch abhängige Bauern, (halbfreie) Hörige; zahlreiche Spann- und Handdienste, Mäh- und Gartendienste waren üblich. Die Äbtissinnen des Stiftes, die Gut um Gut und Hoheitsrecht um Hoheitsrecht errangen, wurden schließlich in den Reichsfürstenstand erhoben. Nach der Auflösung der vita communis im 10. Jahrhundert führte die Äbtissin des Essener Frauenstifts einen eigenen Haushalt mit vier Hofämtern, mit zahlreicher Dienerschaft, auch einem eigenen Koch, Unterkoch, Bäcker, Brauer. Allabendlich fragte der Küchenmeister bei der Äbtissin an, was sie anderntags zu speisen wünsche und gab dann dem Oberkoch wie dem Rentmeister entsprechende Befehle. Droste (Küchenvorstand) und Schenk bedienten sie beim Mahl.

Profiteure der Sachsenabschlachtung

    Liudolfs des Ahnherrn jüngerer Sohn Otto der Erlauchte herrschte als Herzog bereits über ganz Sachsen, besaß aber ausgedehnte Liegenschaften auch in Thüringen, im Eichsfeld, einer Landschaft zwischen Harz und Thüringerwald, im Südthüringgau sowie in Hessen, wo er als Laienabt des Klosters Hersfeld über dessen reichen Zehntbesitz auch links der Saale gebot. Da zwei von Ottos Söhnen, Thankmar und Liudolf, schon vor ihm starben, folgte ihm der Jüngste, Heinrich (I.), nach. Doch begann damit eben nicht bloß das sächsische Regiment im ostfränkischen Reich, sondern zugleich der Schritt vom ostfränkischen zum deutschen.
    Nur wenig mehr als ein Jahrhundert nach der überaus blutigen, 33 Jahre dauernden Unterwerfung der Sachsen, dieser begnadeten Predigt »mit eiserner Zunge«, durch ihren Schlächter, den »Sachsenapostel«, den hl. Karl I. (IV 455 ff.), wurde ein Sachse der eigentliche erste deutsche König. Dabei sei freilich nachhaltig daran erinnert, daß sich gerade der sächsische Adel früh mit dem fränkischen versippte, daß seine Mehrheit zu den neuen Herren überlief und man die Kollaboration oft mit konfisziertem Land belohnt hat. So waren auch die Liudolfinger während Karls Sachsengemetzel »als Parteigänger der Franken hervorgetreten« (Struve) und zum Dank für den Verrat, der Sachsens Überführung auch in feudale Fron beschleunigte, noch während der Sachsenkriege auf sequestriertem Grund im Leinegebiet mit Gütern bedacht worden. Dort und anderwärts breiteten sie sich aus, u.a. durch die gewaltsame Wegnahme von Mainzer Besitz, was wieder zum Konflikt mit den Konradinern führte, zumal Otto der Erlauchte die Babenbergerin Hadwig geheiratet hatte. 5
    Aus Heinrichs I. Zeit sind so wenig Quellen (insgesamt 41 Urkunden, davon 22 Originale) erhalten, daß man sagen konnte, über kaum einen andren mittelalterlichen König »wissen wir so wenig« (Eibl). Und die von ihm erzählenden Geschichtsschreiber, der Mönch Widukind (gest. nach 973), die Bischöfe Liutprand von Cremona (gest. 970/972), Adalbert von Magdeburg (gest. 981), Thietmar von Merseburg (gest. 1018), gehören nicht nur, wie üblich, dem geistlichen Stand an, sie sind auch zum Teil dem sächsischen

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