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Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Descher
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Weltherrscher oder Heiliger sein wollte oder beides zugleich. Allein entscheidend blieb, die Macht zu behalten, zu festigen, womöglich auszuweiten, mag das »Konzept« mehr so oder so orientiert gewesen sein – falls man eines hatte.

Thronkonflikt durch Heinrich den Zänker und die Bischöfe
    Die Nachricht vom Tod Ottos II. am 7. Dezember 983 in Rom traf kurz nach Ottos III. Krönung an Weihnachten in Aachen ein (die Boten legten damals durchschnittlich 70 Kilometer pro Tag zurück) und »machte dem Freudenfest ein Ende« (Thietmar). Darauf ging die Herrschaft formell auf den seinerzeit erst Dreijährigen über, das letzte der vier Kinder, die Otto II. und Theophanu zusammen hatten. Als der Thronfolger 994 nach mittelalterlichem Recht mündig wurde, war er vierzehn, als er starb, 1002, noch nicht zweiundzwanzig.
    Sofort nach seines Vaters Tod setzte der Streit um die Regentschaft ein. Dabei erstrebte Herzog Heinrich II. von Bayern »der Zänker«, ein Neffe Ottos »des Großen« und der nächste männliche Verwandte, nicht bloß die Regierungsgewalt, sondern auch die Krone. Und da Verträge nur inter vivos galten, beim Tod des Vertragspartners endeten, hatte Bischof Volkmar von Utrecht gleich anfangs 984 den Herzog aus der Haft entlassen und war mit ihm nach Köln geeilt. Dort lieferte ihnen Erzbischof Warin, dessen »zuverlässiger Treue« der kaiserliche Vater das Kind samt Krönungsinsignien einst anvertraute, dies offenbar ohne jedes Widerstreben aus. Und nun zog der Zänker, was zunächst seinen Erfolg wahrscheinlich überhaupt erst ermöglichte, durch Versprechungen und Bestechungen zumindest zeitweilig alle deutschen Erzbischöfe – ausgenommen den Mainzer Willigis, der ihn als einziger Reichsmetropolit nie unterstützt hat – sowie fast alle bayerischen, sächsischen und zahlreiche weitere Bischöfe auf seine Seite.
    Gerade in Sachsen nützte er die christlichen Hochfeste zu seiner Machtdemonstration. Nachdem er in Magdeburg, dessen Kirchenhaupt Giselher ihn förderte, den Palmsonntag begangen, wurde er während des Osterfestes in Quedlinburg, am 23. März 984, »publice« zum König gewählt; er wurde, berichtet Thietmar, wohl selbst seinerzeit dort, »öffentlich als König begrüßt und durch kirchliche Lobgesänge ausgezeichnet«. Dagegen verbanden sich Heinrich nur wenige weltliche Herren, darunter kein Herzog. Wohl aber eilten viele, »die aus Gottesfurcht nicht treubrüchig werden wollten«, von Quedlinburg nach der Asselburg (bei Hohenassel südlich Burgdorf, Hannover) und taten sich da bereits – in Form einer coniuratio, eines Schwurverbandes (schon in karolingischen Kapitularien verboten) – offen gegen Heinrich zusammen.
    Der Obodritenherrscher Mistui freilich, der noch im Vorjahr während des großen Slawenaufstandes an der Seite seines katholischen Kaplans Avico den Bischofssitz Hamburg niederbrannte, trat im Thronkonflikt auf Heinrichs Seite. Und auch die Slawenfürsten Mieszko und Boleslav II., die Heinrich schon in den siebziger Jahren unterstützten (S. 524 f.), sicherten ihm eidlich Beistand zu. Ja, Katholik Boleslav nutzte die Rebellion auf seine Weise. Auf dem Heimweg eroberte er durch Verrat Meißen, ließ den Burggrafen Rikdag »aus dem Hinterhalt erschlagen«, belegte die Veste, in der er bald Wohnung nahm, sofort durch eine Besatzung und verjagte den Ortsbischof Fokold (969–992) für vermutlich zwei Jahre.
    Der Aufstand scheiterte allerdings an der Einmischung der Metropoliten Willigis von Mainz und Adalbero von Reims. Und darauf schloß sich auch das Gros der Oberhirten wieder dem siegreichen Otto III. bzw. der vormundschaftlichen Regierung an. Sogar einer von Heinrichs hartnäckigsten Anhängern, Giselher von Magdeburg, der Ottos Vater doch seinen Erzbischofssitz verdankte, wechselte jetzt wieder ins andere Lager. Es gab Verhandlungen, Gefechte, Raubüberfälle, wobei man von Burg Ala (wohl nahe den Silbergruben bei Goslar) Adelheid, die vermutlich vom Zänker geraubte älteste Tochter Ottos II., nachmals Äbtissin von Quedlinburg (dann auch von Gernrode, Vreden, Gandersheim) entführte »und das viele dort bewahrte Geld« (Thietmar). Zuletzt aber mußte sich Heinrich am 29. Juni 984 auf dem Reichstag zu Rara (im thüringischen Rohr) unterwerfen, Otto an Theophanu und Adelheid ausliefern und damit auf die Krone verzichten. 5

In der Hand frommer Frauen und des Klerus

    Da Adelheid, die Gattin Ottos I. und Rivalin Theophanus, noch 985 vom Hof nach Italien zog, führte die

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