Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert
turmbewehrten Mauerring um seinen Bischofssitz) sowie Burgen (Mundburg und Warenholz). Und bei alldem führt er nicht nur die Feder für Otto, sondern auch das Schwert: 994/995 gegen die Elbslawen, 1000/1001 vor Tivoli und beim Niederschlagen der stadtrömischen Revolte, ja, er nahm, gelernt ist gelernt, noch 1006/1007 an einem Kriegszug Heinrichs II. des Heiligen teil, schlüpfte dann aber in seinem Todesjahr schnell in ein Mönchshabit, eine Benediktinerkutte – und wurde auch seinerseits heilig: am 21. Dezember 1192. Denn schließlich war er »überall segensreich«, »überall nur Streiter der heiligen Kirche wegen« (Wetzer/Welte).
Sehr geprägt wurde Otto während seines römischen Aufenthalts von dem gelehrten Gerbert von Aurillac, seinem Freund und Erzieher, dem der junge Kaiser keinen Wunsch versagte. Infolge seiner herausragenden Kenntnisse besonders auf den Gebieten der Naturwissenschaften, Mathematik und Musik, infolge eines wahrhaft phänomenalen Wissens, das er arabischer Kultur und Geisteswelt verdankte, war er bereits Otto I. vorgestellt worden. 982 wurde Gerbert Abt des norditalienischen Klosters Bobbio (der Preis für seinen Disputationssieg in Ravenna im Jahr zuvor über den sächsischen Domscholaster Ohtrich vor Otto II.). 991 avancierte Gerbert zum Erzbischof von Reims, wo er sich nicht halten konnte, sogar um sein Leben fürchten mußte. 998 wurde er Erzbischof von Ravenna, ein Jahr später, auf Anraten Abt Odilos von Cluny, Papst (Silvester II.).
Schon vor Ottos Kaiserkrönung war Gerbert im kaiserlichen Gefolge zu finden, »und, wie er bereits den alternden Otto I. für sich zu interessieren und dann auch durch seine dialektischen Künste sich die einträgliche Gunst Ottos II. zu erwerben gewußt hatte, so verstand er auch jetzt den jungen Kaiser ganz für sich einzunehmen« (Böhmer). Tag und Nacht will er mit ihm gesprochen haben.
Auffallenden Einfluß gewann in Rom auf den Herrscher auch der hl. Adalbert, ein Sohn des Fürsten Slavnik von Libice, der bedeutendsten Familie Böhmens nächst den Premysliden. Adalbert wurde 983 Bischof von Prag, bekämpfte aber vergeblich die paganen Bräuche der Tschechen und machte sich wegen seiner Strenge verhaßt. 988 ging er nach Rom, wo ihn Theophanu mit Geschenken überhäufte, sollte er doch für das Seelenheil ihres verstorbenen Gatten beten. Zwar nahm er 992 seinen Prager Stuhl wieder ein, zog indes nach dem Bruch mit Herzog Boleslav um 994/995 nach Aachen zu Otto III. und von dort aus abermals nach Rom, wo auch Otto wieder war. Und nach dessen Rückkehr in den Norden 996, fand sich alsbald auch Adalbert, falls er mit dem Kaiser nicht schon über die Alpen kam, in Mainz bei ihm ein, wo er sogar sein Schlafzimmer mit ihm teilen durfte »wie ein sehr geliebter Kammerdiener« (dulcissimus cubicularius).
Wie überhaupt der Bischof den jungen Regenten, so Adalberts ältester Biograph, unablässig belehrte, ihn »bei Tag und Nacht« mit »heiligen Gesprächen« anging und »mit süßen Worten zur Liebe des himmlischen Vaterlandes« verlockte. Wie viel oder wie wenig in solchen Heiligenviten der Wirklichkeit auch entsprechen mag, beide hatten einen ungewöhnlich vertrauten Verkehr, und bald ließ der Herrscher dem späteren Missionar und Märtyrer in Aachen, in Rom Adalbertskirchen erbauen und ihn schon 999 kanonisieren. 6
»Unser bist du ...«
Otto III. arbeitete mit dem päpstlichen Rom und den Prälaten ständig und eng zusammen. Er kooperierte mit ihnen vielleicht noch intensiver als seine unmittelbaren Vorgänger. Er war Mitglied mehrerer Domkapitel. Nicht weniger als 35 Hofkapläne sind unter ihm bekannt, und über sie konnte die Kirche fortgesetzt und jederzeit mit dem Hof kontaktieren.
Wiederholt führte der Monarch gemeinsam mit dem Papst den Vorsitz auf Synoden. Und mehrfach trat er auch mit diesem zusammen für die Restituierung kirchlichen Besitzes ein. Er stärkte die Macht der Bischöfe durch Immunitätsprivilegien, vermittelte ihnen gute Einnahmen, gab ihnen immer öfter die gerade jetzt stets einträglicher werdenden Markt-, Münz- und Zollrechte, verlieh einigen selbst im Innern Deutschlands ganze Grafschaften, was erstmals und nur vereinzelt unter seinem Vater vorgekommen ist. So überließ er dem Bistum Lüttich die Grafschaft Huy, dem Bistum Würzburg die Grafschaft in den fränkischen Gauen Waldsazin und Rangau, dem Bistum Paderborn eine Grafschaft, die sich über fünf Gaue erstreckte. Unter seinem Nachfolger Heinrich II.
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