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Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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möglichst schnell zu antworten, was Dich über diese Angelegenheit und Dein Kommen nach Rom dünkt ...«
    Und während der Papst mit Mathilde und seinen Streitern im Orient Krieg macht, soll König Heinrich IV. zu Hause die päpstliche Kirche schützen! »Bisher habt ihr tapfer gekämpft für vergänglichen Lohn«, ruft Gregor vor allem den »ultramontani« zu, »kämpfet jetzt tapferer für jenes Lob und jenen Ruhm, der alle Wünsche übersteigt«. 40

Beginnender Machtkampf und altes metaphysisches Schmierentheater

    Papst und König waren zunächst durchaus an Frieden interessiert. Gregor bekundet deutlich sein Wohlwollen, und Heinrich erkannte Gregors Wahl an, obschon der Gewählte die Rechte des Königs mißachtet, diesem weder die Thronbesteigung angezeigt noch eine Wahlbestätigung durch ihn erbeten hatte. Und die Art, wie Gregor die Kirchenreform in Deutschland betrieb, konnte die Beziehungen nur verschlechtern, übrigens auch gegenüber dem Gros des hohen deutschen Klerus. Hetzte der Papst noch ganz offen die Geistlichen auf, ihren Bischöfen nicht zu gehorchen, widersetzten sich diese seinen eigenen Weisungen.
    Hinzu kam der scharfe Konflikt zwischen König und Kurie wegen des Erzbistums Mailand. Seit 1070 standen sich hier der vom König ernannte Erzbischof Gottfried und der von den Patarenern erhobene Erzbischof Atto gegenüber, d.h. Gottfried lebte fast vergessen in der lombardischen Provinz, Atto unter päpstlichem Schutz in Rom. In Mailand selber ging es hoch her. Im Frühjahr 1075 hatte eine angeblich von den Patarenern gelegte Feuersbrunst die halbe Stadt und den Dom zerstört, in einer Straßenschlacht siegten die nun breitere Unterstützung findenden Gegner der Pataria und baten Heinrich IV. um sein Eingreifen. Er ließ über die Patarener die Reichsacht aussprechen und investierte 1075 den königlichen Kaplan Tedald zum neuen Erzbischof, während der Papst an Atto festhielt, ja die königliche Einsetzung der Bischöfe grundsätzlich verwarf.
    Gleichwohl hatte Gregor vor geraumer Zeit noch »Worte voller Süße und Gehorsam« von Heinrich empfangen, wie sie »weder er selbst noch seine Vorgänger den römischen Bischöfen übermittelt haben«. Nicht genug: Heinrich bekannte sich als Simonist und Entfremder von Kirchengut, wenn auch wohl nur wegen der Bürgerkriegssituation in Sachsen. Immerhin machte auch Gregor gewisse Zugeständnisse, schickte zwar nicht Worte voller Gehorsam über die Alpen, aber, am 7. Dezember 1074, »dem ruhmreichen König Heinrich Gruß und apostolischen Segen«, »mit Sicherheit« von Gott erwartend, es werde noch zutage treten, daß er ihn »mit ehrlicher Zuneigung liebe«. Allerdings gab der ebenso mißtrauische wie machtgierige Papst auch von Anfang an zu erkennen, »wie sehr wir ihm nützen und wie sehr wir ihm schaden können, falls wir die helfende Hand abziehen ...«.
    Klar, der deutsche König brauchte nur nach römischer Pfeife zu tanzen ... »Wenn er auf uns hört, freuen wir uns über sein Heil nicht anders als über unser eigenes ...« Wenn er »unsern Mahnungen und Ratschlägen beipflichtet ...«. Ja, wenn! »Gegen ihn«, schreibt Gregor 1073, »dürfen und möchten wir fürwahr keinen Haß üben, es sei denn – was ferne sei! –, er wollte sich als Gegner der göttlichen Religion erweisen.« 41
    Der Papst offenbarte immer mehr Züge seiner Herrschsucht.
    Er wollte nicht nur die Simonie beseitigen und das Zölibat einführen, er erstrebte auch die Investitur des Klerus, die er auf der Fastensynode 1075 allen Laien, auch dem König, ausdrücklich verbot. Da aber mit der Investitur die Verfügung über die Temporalia verbunden war, über den Gesamtbesitz einer Kirche, über alle Rechte und Güter, die keinen direkten geistlichen Charakter hatten, verlor der König beim Verlust der Investitur auch die Verfügung über das gesamte Kirchengut. Dieses Gut nämlich war nicht Besitz im strengen Sinn des Wortes, die Bischöfe hatten nur ein Nutzungsrecht, das Bischofsgut war in Wirklichkeit Reichsgut, von den Königen seit mehr als einem Jahrhundert den Prälaten übertragen. Entfiel somit die Investitur (und der damit verknüpfte Lehnseid) durch den König, waren die Bischöfe von ihm unabhängige Fürsten, sie schuldeten nicht mehr dem König Unterordnung, Gehorsam, sondern nur noch dem Papst.
    Heinrich, der sich das nicht bieten lassen konnte, der die Investitur um so entschiedener fordern mußte, als sie seine Vorgänger unwidersprochen gehandhabt hatten,

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