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Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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verschwinden.
    Alexander III., für den, trotz seiner wachsenden Macht, Rom stets feindlicher Boden blieb, starb am 30. August 1181 auf der Burg von Civita Castellana bei Viterbo. Er hatte sich gerühmt, nie selber Krieg geführt zu haben – gewiß, weil er immer andre für sich bluten ließ. Doch mit all seinen Intrigen, Schwenkungen und Schwankungen, mit allen alten und neuen Bundesgenossen vermochte er auch in jahrzehntelangen Kämpfen nicht, den Kaiser zu besiegen. Zwar hatte dieser Unteritalien nicht gewonnen und über die Lombarden bloß die Oberhoheit behalten, sonst aber sein Regiment in Italien gefestigt, ja, er war immer noch, unbestritten, der erste Fürst des Abendlandes.
    Alexanders Leiche gelangte mit den Steinwürfen und Flüchen derer, die ihm noch vor kurzem die Füße geküßt, zur Beisetzung in seine Bischofsstadt. Die Krönung seines Nachfolgers, des Lucchesen Bischof Hubert von Ostia, nun Lucius III. (1181–1185), war in Rom unmöglich. Nur einen Winter lang (1181/1182) konnte er sich dort überhaupt halten. Sonst residierte er meist in Velletri, in Anagni, und nach kaum zwei Jahren befand er sich mit der Stadt im offenen Krieg. Die Römer verheerten die Orte der Campagna, soweit sie noch dem Papst anhingen, verwüsteten die Gegend um Tuskulum, brandschatzten Latium, war ihr Haß gegen die Priester doch derart, daß sie einst einer ganzen Gruppe von ihnen die Augen ausgerissen, sie auf Esel gesetzt, ihnen Pergamentmitren mit Kardinalsnamen angehängt und so den Elendszug mit einem Ungeblendeten zum Papst geschickt haben. 61
    Lucius III., ein erfahrener, bereits betagter Diplomat, schon als Bischof von Ostia Anhänger und Vertrauter Friedrichs, mußte angesichts der italienischen Wirren, der ringsum aufkommenden »Ketzereien«, der Bedrängnis der Christen durch Saladin im Heiligen Land, auch als Papst die Unterstützung des Kaisers suchen. Mit der ganzen Kurie aus Rom verjagt, traf er den Staufer auf dessen sechstem und letztem Italienzug im Oktober 1184 in Verona, nachdem er dort fast ein Vierteljahr auf ihn gewartet hatte. Auch der Patriarch des eingekesselten Jerusalem sowie die Großmeister der Templer und Johanniter waren zugegen, und alle suchten den Potentaten mit aufputschenden Berichten entsprechend zu stimulieren. Doch obwohl der Kaiser einen Kreuzzug ankündigte und beide »luminaria« der westlichen Welt eine verschärfte »Ketzer«-Bekämpfung forderten – aufsässige Häretiker sollten exkommuniziert, dann dem »weltlichen Arm« ausgeliefert werden, was in die Dekretale »Ad abolendam« vom 4. November einging, gelegentlich die Charta der Inquisition genannt –, gelang keine Verständigung mit der Kurie. Friedrichs Wünsche, die Thronfolge Heinrichs von Schwaben und die Mathildischen Güter betreffend, fanden wenig Wohlwollen. Und seine grundsätzlich neue Italienpolitik, die Versöhnung mit den Normannen, die staufisch-sizilische Eheverbindung seines neunzehnjährigen Sohnes, König Heinrichs VI., mit der dreißigjährigen Konstanze, einer spätgeborenen Tochter König Rogers II., deren Hochzeit man auch noch in dem nunmehr hochkaiserlich gesinnten, von Friedrich mit Gunst überschütteten Mailand zu feiern beschloß, in dieser »Ketzerhöhle« (fovea hereticorum), verdroß die Mehrheit des Kardinalkollegiums vielleicht kaum weniger, auch wenn dies Papst Lucius selbst in die Wege geleitet und gefördert hatte. Die Opposition setzte sich durch, die Verhandlungen in Verona scheiterten.
    Das Klima zwischen Kurie und Kaiserhof verschlechterte sich zusehends, als nach dem Tod des Papstes am 25. November 1185 in Verona der Mailänder Erzbischof Hubert Crivelli, dessen Verwandten der Kaiser bei der Zerstörung Mailands hart mitgespielt hatte, einstimmig als Urban III. (1185–1187) folgte. Zwar heuchelte er Frieden und Versöhnung, ließ mit Friedrich weiter verhandeln und beteuerte sogar eidlich, dessen Trierer Gegner nicht anzuerkennen. Zugleich aber stachelte er die deutschen Bischöfe gegen den Monarchen auf, besonders gegen dessen Recht, die Einkünfte erledigter Bistümer und Klöster zu kassieren sowie den Nachlaß testamentslos verstorbener Prälaten. Ja, im Trierer Bistumsstreit weihte er, entgegen seinem Eid und den Rechten des Reichs, persönlich den Feind des Kaisers im Sommer 1186 zum Erzbischof und erwartete überdies eine Wiederaufnahme des Kampfes der Lombarden gegen Friedrich, wobei sich die früheren Verhältnisse umgekehrt hatten, Cremona zum Gegner, Mailand zum

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