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Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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konfrontiert – Viktor IV., Paschalis III., Calixt III. und Innozenz III. seligen Angedenkens –, fand trotz oder wegen all der Zerrissenheit der Kirche noch Zeit, 1165 zu einem Kreuzzug aufzurufen. Und 1169 wieder. Ja, der im Spätherbst 1187 nur zwei Monate pontifizierende Gregor VIII. befeuerte selbst in dieser knappen Frist die Welt durch zwei Kreuzzugsbullen, schürte aber insgesamt das gottgewollte Unternehmen gleich durch sieben Enzykliken.
    Dabei durfte es an Verheißungen gerade bei derlei nicht fehlen. So haben die seit Mitte des 11. Säkulums (für Spanien 1063) erscheinenden Kreuzzugsbullen mit »Gnadenerweisen« selten gegeizt. In zwei Bullen, 1169 und 1181, wird den Kreuzfahrern, die zwei Jahre kämpfen, ein vollkommener Ablaß gewährt, den andern, die bloß halb so lang streiten, bloß die Hälfte der Buße erlassen. Eine konsequente Rechnung. Allerdings konnte man schon gegen Ende des 12. Jahrhunderts den Kreuzablaß nicht nur für ganz persönliches Blutvergießen gewinnen, sondern auch für Geld! Die Sache kapitalisierte sich auf immer einfallsreichere, fruchtbarere und furchtbarere Weise. 4

Feudale Galgenvögel im »Heiligen Land«
    Die orientalischen Besatzungsmächte führten Kreuzzüge bereits auf eigene Faust.
    Amalrich I., König von Jerusalem (1163–1174), unternahm, gestützt auf Byzanz, woher er seine zweite Frau bekam, nicht weniger als fünf Feldzüge gegen Ägypten: 1163, 1164, 1167, 1168 und 1169. Dabei metzelte er 1168 in Bilbais, östlich des Nildeltas, die Bevölkerung nieder. Zwar brachten seine Offensiven keine dauerhaften Resultate, doch Vorteile für den Moment, »reiche Beute, hohe Tribute und erhebliche Handelsvergünstigungen« (Zöllner), in Kairo sogar kurzfristig eine christliche Garnison, in Alexandria wenigstens eine christliche Fahne auf dem Leuchtturmdach. Als Amalrich, der Erzbischof Wilhelm von Tyrus zu seiner Geschichte des Königreichs angeregt hat, gleich nach dem Massaker in Bilbais vor Fustat erschien, einst über dreihundert Jahre arabische Hauptstadt Ägyptens, steckten sie die Einwohner mit zwanzigtausend Fässern Erdöl und zehntausend Fackeln gleich selber so in Flammen, daß das Feuer vierundfünfzig Tage brannte. 5
    Am unverhülltesten, hemmungslosesten führte sich auf der vorderasiatischen Religionsbühne wohl Rainald von Châttilon auf, durch Heirat seiner Herrin Konstanze von Antiochia seit 1153 der Fürst Transjordaniens. Einen »der mächtigsten und bösartigsten Franken« nennt ihn eine moslemische Quelle, einen »der schlimmsten Feinde der Muslime«; lapidarer Hans Wollschläger: »ein christlich getauftes Raubtier«.
    Der feudale Galgenvogel, mit dem sich Templer wie Johanniter verbünden, einer der katholischen Starbanditen der Epoche, ja der ganzen Kreuzzugszeit, kontrollierte wichtige Kaufmanns- und Wallfahrerwege der »Ungläubigen«, besonders den syrisch- Handel. Plündernd, sengend, tötend zog er noch während des Waffenstillstands umher, überfiel moslemische Pilgerschiffe, Transporte, die nach Mekka gingen, große Karawanen, deren eine er einmal bis auf den letzten Mann abstach. Er quälte, folterte harmlose Reisende, warf sie in finstere Verliese und schrie: »Sagt eurem Mohammed, er soll euch retten!«
    Auch zu Wasser betrieb er sein Geschäft. 1156 tätigte er sogar einen Raubzug gegen das Byzanz gehörende christliche Zypern. Drei Wochen lang vertilgte er dort in furchtbarster Weise die Christen und verheerte die Insel derart, daß sie sich, so Katholik Hans Kühner, »von diesen Wunden niemals mehr erholt«. Auch im Roten Meer führte er mit schnellen Galeeren offenen Krieg. Selbst seine sechzehnjährige muslimische Gefangenschaft, die er zwischen 1160 und 1176 in Aleppo absaß, kühlte nicht sein christliches Blut. Er zog nun, vergeblich freilich, gegen Mekka, um es zu vernichten.
    In Transjordanien kooperierte er bei seinen traditionellen Attacken auf Handelskarawanen auch mit Beduinenbanden. Ein Überfall 1187 auf eine solche Karawane – unter der sich angeblich die Schwester Saladins befand, worauf dieser den christlichen Strauchritter eigenhändig zu dekaptieren gelobte – zog den Untergang des Königreichs Jerusalem nach sich: Saladin requirierte ein riesiges Heer, und noch im selben Jahr, am 4. Juli 1187, erfocht er seinen größten Sieg bei dem – versunkenen – Ort Hattin. Das fränkische Syrien brach endgültig zusammen. 6
    Manche Ortschaften des »Heiligen Landes« wurden im 12. Jahrhundert mehr als zehnmal

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