Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert
Verbündeten geworden war.
Als sich Cremona 1186 gegen den Kaiser erhob, agitierte Papst Urban in ganz Italien gegen ihn, verbot er Bischöfen und Gemeinden unter Strafandrohung den Kampf wider Cremona, den der Kaiser im Mai begann und in kaum drei Wochen, unterstützt von anderen lombardischen Verbündeten, siegreich beendete. Sein Sohn Heinrich unterwarf darauf im Kirchenstaat Burgen und Städte, und als der in Verona eingeschlossene Urban nun den deutschen Episkopat gegen den Herrscher aufzuputschen suchte, versagte sich wiederum die überwältigende Mehrheit und trat auf dem Reichstag im November 1186 in der neuen Pfalz zu Gelnhausen hinter den Staufer.
Nur der Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg, der mächtigste geistliche Reichsfürst, einst ergebener Diener des Kaisers, widersetzte sich. Seit der großen Erweiterung seines Territoriums durch das westfälische Herzogtum verfolgte er mehr und mehr seine eigenen Pläne und konkurrierte mit machtpolitischen wie wirtschaftlichen Interessen König Heinrichs. Der Papst hatte sich besonders hinter den Bischof gesteckt, um die Opposition in Deutschland zu schüren, der Kölner Oberhirte verräterische Beziehungen auch mit Frankreich aufgenommen, mit England und Heinrich dem Löwen. Als ihm der Kaiser den Hochverratsprozeß machte, bat er im März 1188 auf dem »Hoftag Jesu Christi« um Gnade. Urban hatte schon zuvor, enttäuscht von der Haltung des deutschen Klerus, wenigstens äußerlich den Rückzug angetreten, insgeheim aber vielleicht – man traute ihm, jedenfalls in informierten Kreisen, das Ärgste zu – nur auf eine neue Möglichkeit zum Kampf gewartet. Doch da starb er am 20. Oktober in Ferrara.
Als der Nachfolger Gregor VIII. sein nur zwei Monate dauerndes Pontifikat begann (21. 10. – 17. 12. 1187), erreichte Europa gerade die Hiobspost vom Fall Jerusalems am 2. Oktober 1187 und erregte die Gemüter ungemein, erfüllte sie mit Schuld-, Reue-, Rachegefühlen. Der Verlust der Stadt aber und der ihr vorangegangene Untergang des Christenheeres, des größten je im Feld stehenden Kreuzfahrerverbandes in der Schlacht von Hattin (nahe Tiberias in Galiläa) am 3. u. 4. Juli 1187, das zur Eroberung Jerusalems und zum Ende der ersten Kreuzfahrerherrschaft führte, löste nun den größten aller Kreuzzüge aus. 62
11. Kapitel
Der Dritte Kreuzzug (1189–1192)
»Das wahre Kreuz, die heiligste und ehrwürdigste Reliquie der Christenheit, befand sich in den Händen der Ungläubigen; und überall in Europa wurden – falsche – Nachrichten über Gewalttaten und Entweihungen verbreitet.«
Franco Cardini 1
»Ich sah die Köpfe fliegen und die Augen glasig werden; ich sah sie daliegen nackt oder in zerrissenen Kleidern, mit gespalteten Knochen und durchschnittener Kehle, mit gebrochenen Lenden und abgeschlagenen Gliedern, mit ausgestochenen Augen und aufgeschlitzten Leibern, mit zersprungenen Lippen und mit zertrümmerter Stirn. Wie Steine unter Steinen lagen sie da, wie man's noch niemals gesehen.«
Der arabische Chronist Imad ad-Din 2
»Wenn Ihr Uns aber nach dem Gute des Friedens fragt, so wollen Wir Euch das Heilige Kreuz zurückgeben und wollen allen gefangenen Christen, so in Unserm ganzen Lande sind, die Freiheit schenken und wollen mit Euch Frieden halten und Euch einen Priester beim Grabe gestatten und Euch alle Abteien zurückgeben, welche zur Heidenzeit einmal Euer waren, und ihnen Gutes erweisen und erlauben, daß Pilger kommen in Unserm ganzen Leben, und wollen Frieden mit Euch halten.«
Saladin an Friedrich Barbarossa 3
Der sogenannte Dritte Kreuzzug erfolgte genau vier Jahrzehnte nach dem Zweiten. Doch hatten seit dem Zweiten die Waffen im Orient niemals geruht. Auch selten die Kreuzprediger im Abendland; angefangen von den Päpsten, ihren Bullen, Dekreten, Mahnschreiben, über die Bischöfe, spezielle Legaten, autorisierte Werber bis hinunter zu den Pfarrern und sonstigen Volksbelästigern- und belügern. Hervorstechend unter vielen etwa der Kardinal Heinrich von Albano, der Patriarch von Jerusalem, die Großmeister beider Ritterorden (oder, wie manche auch meinen, Raubritterorden; in jedem Fall dasselbe). Bereits gegen Ende des 12. Jahrhunderts war diese Art christlicher Kriegspredigt europaweit organisiert.
Schon 1150, kurz nach der Katastrophe des Zweiten Kreuzzugs, hatte Bernhard von Clairvaux die heilige Unverschämtheit, zu Chartres einen weiteren Kreuzkrieg zu predigen. Und selbst Alexander III., doch gleich mit vier Gegenpäpsten
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