Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert
Kirchengut Krieger ein, aber der bereits rechtmäßig Gewählte verweigerte ihm den Einzug in die Moselmetropole. Und nun brach jener Aufruhr aus, der einen großen Teil des lothringischen Adels erfaßte, zeitweise auf Seite der Luxemburger auch deren holländische Verwandte, ferner den Pfalzgrafen Ezzo, den Salier Konrad, den späteren Kaiser Konrad II. u.a., ein Krieg, der ein Jahrzehnt durch immer neue Brandschatzungen und Greuel in Atem hielt.
Heinrich, hier »Invasor regni«, Usurpator, geschimpft, führte drei Feldzüge gegen seine Schwäger. Erzbischof Adalbero verteidigte sich 1008 in Trier sechzehn Wochen lang geradezu heldenmütig in der eigens mit Mauern, Türmen, Gräben befestigten Pfalz. Doch während der Heilige die Häuser der Stadt abbrechen ließ, um aus den Steinen Belagerungstürme zu bauen, steckten sie die Belagerten wieder in Brand, wobei Trier zu einer Schutthalde wurde. Und dann konnte es Heinrich im August 1008 zwar erobern, Adalbero vertreiben, exkommunizieren und den Mainzer Kämmerer Megingaud weihen lassen. Aber später vermochte Erzbischof Adalbero in Trier wieder einzuziehen, während Erzbischof Megingaud bis an sein Lebensende in Koblenz residieren mußte.
Im nächsten Sommer, mitten im zweiten Polenkrieg, setzte der König auf einem Regensburger Hoftag den Herzog Heinrich V. von Bayern ab, behielt Bayern (bis 1017) in eigener Hand und rückte erneut gegen die Verwandtschaft vor, die ihn nun entschieden bekämpfte: Erzbischof Adalbero von Trier, Bischof Dietrich von Metz, Herzog Heinrich von Bayern sowie die Grafen Friedrich von Luxemburg und Gerhard von Elsaß. Der hl. König aber belagerte Metz mit einem Heer, in dem nicht nur die Bischöfe Berthold von Toul und Heimo von Verdun fochten, sondern kurioserweise auch Heiden, liutizische Truppen verbände, welche die vor den Toren liegende Abtei St. Martin gänzlich ausraubten.
Große Anstrengungen zugunsten des Königs machte auch der Abt von Moyenmoutier, wobei ihn sein Diözesanbischof Berthold von Toul beriet. Der Abt führte Heinrich ein größeres Truppenkontingent sowie beträchtliche Geldsummen zu und kam dadurch auch in den Besitz des von ihm heiß begehrten Gutes Bergheim, allerdings nur für ein Jahr. Dann entzog es ihm, durch einen Trick, sein Diözesanbischof, und der Betrogene soll vor Kummer gestorben sein.
Bischof Dietrich hatte sein Kriegsvolk mittels großzügig verteilten Kirchengutes verstärkt, konnte sich auch in Metz behaupten, doch wurde es gewaltig ramponiert, vor allem aber ganz Oberlothringen durch Heinrichs Soldateska restlos geplündert und verwüstet; Städte wurden geschleift, fast alle Dörfer verbrannt, Felder verheert, noch Weinstöcke und Bäume mit ihren Wurzeln vernichtet. Denn, berichtet die Vita des Bischofs Bernward von Hildesheim (seinerseits bekanntlich gleichfalls heilig und auf vielen Heerfahrten bewährt – 994/995 gegen die Elbslawen, 1000/1001 bei der Einnahme Tivolis und der Niederwerfung der Römer, 1006/1007 auf dem Feldzug nach Flandern): »Überall, wohin der weise Herrscher sein geheiligtes Antlitz wandte, stiftete er, wenn er etwa Zwietracht entdeckte, auf der Stelle Versöhnung« (Thietmar).
Was im Kampf gegen die Luxemburger an Einheimischen nicht durch Feuer und Schwert umkam, erlag dem Hunger oder der Pest. Ungezählte entflohen auch der Kriegsfurie oder suchten aus Hunger und anderer Not zu entkommen, allein vom Metzer Domstift St. Stephan 800 Hörige. Seit einem Vierteljahrhundert hatte Deutschland keinen solchen Bürgerkrieg mehr gesehen. Und im Herbst 1011 zog der König ein drittes Mal heran und verbot Dietrich, nachdem er, entschlossen, jeden Widerstand zu brechen, Metz abermals belagert und die Gegend gebrandschatzt hatte, am 11. November 1012 zu Koblenz die Ausübung des Bischofsamtes. Anfangs 1015 baten die Schwäger »nudis pedibus«, barfuß, den hl. Kaiser um Gnade, doch dauerte der Streit fort und wurde endgültig erst auf einem Fürstentag in Aachen im Mai 1017 beendet, worauf Heinrich V. von Luxemburg das Herzogtum Bayern wieder bekam. 48
Fraglos waren die Luxemburger auch deshalb so verbittert, weil Kunigunde auf ihre Morgengabe, Bamberg, zugunsten des neuen Bistums verzichtet hatte, wodurch ihre Brüder, die ein reiches Erbe erwartet, sich getäuscht sahen.
Das Bistum Bamberg entsteht durch einen königlichen Schurkenstreich
Das Netz, mit dem die deutschen Diözesen seit langem das Land überzogen, machte Heinrich der II. noch enger durch die Gründung
Weitere Kostenlose Bücher