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Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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ausgeschaltet hatte (IV 421 f.). Die Schweinfurter Grafen geboten damit über eine Brückenstellung zwischen Nord- und Süddeutschland, sie hatten ihr Territorium ausgebaut und, außer dem Stammsitz, durch einen stattlichen Burgenkranz – Banz, Kronach, Creussen, Ammerthal, Hersbruck – gesichert.
    Nach dem Wortbruch des Königs, der wohl die Macht des Bayern an der Südostflanke des Reiches fürchtete, zog sich der Markgraf, der Heinrich durch »die trefflichsten Männer« vergeblich an sein Versprechen erinnern ließ, von diesem zurück und näherte sich Boleslaw Chrobry, dem Gebieter über Polen und Böhmen, der Heinrich die Huldigung für Böhmen verweigerte. Beide Herren, verbündet mit dem Babenberger Ernst von Österreich, dem Vetter des Schweinfurters, und mit des Königs eigenem Bruder Brun, erhoben sich im Frühsommer 1003 gegen den noch keineswegs fest im Sattel sitzenden Regenten.
    Thietmar berichtet von einem weit verzweigten Verschwörungsnetz, und zunächst erlitt Heinrich auch eine Schlappe bei Hersbruck, überzog dann aber – Feldgeschrei: Kirieleison! – das ganze Land des Grafen mit Krieg »und zerstörte die meisten seiner Burgen« (Hermann von Reichenau). Denn »Friede und Eintracht zu stiften, war zeitlebens das oberste Ziel des Herrschers« (Guth). Es ging Schlag auf Schlag. Er nahm dem Franken eine Burg nach der andern. Ammerthal, die Residenz des Markgrafen, unweit vom heutigen Amberg, wurde niedergebrannt, die Stadt ruiniert, die dort gefangene polnische Besatzung unter die Sieger verteilt. Creußen am Roten Main wird übergeben, Burg Crana (Kronach) auf Befehl des verzweifelten Markgrafen eingeäschert, bevor er vorübergehend zu Herzog Boleslaw flieht.
    Den Schlußstrich unter das Drama ziehen zwei hohe Pfaffen. Schickte der Heilige doch Bischof Heinrich von Würzburg – den er gleichfalls noch reinlegen sollte – sowie den Abt Erchanbald von Fulda (in jedem Krieg und Konflikt eisern an der Seite des Monarchen, weshalb ihn dieser auch zum Mainzer Erzbischof ernennt), um die »Festung Schweinfurt« zu vernichten. Dies taten beide Seelenhirten »in schonendster Weise«. Machten sie doch »bloß die Stadtmauern und Gebäude dem Erdboden gleich« und versprachen gar Graf Heinrichs Mutter Eila, Thietmars Tante, die lieber in der Burg verbrennen, als lebend daraus gehen wollte, alles wiederherstellen zu lassen, falls des Königs Gnade es gestatte ... Heinrichs Biograph, der als Hofkapellan 1010 zum Bischof gemachte Adalbold von Utrecht, verschweigt die ganze Tragödie.
    Der König hatte alle befestigten Orte seines Gegners gebrochen, alle seine Eigengüter verheert, ihm auch sämtliche Ämter und Lehen, ein großes Territorium, weggenommen. Danach genoß er seinen Triumph auf Burg Bamberg, beging dort am 8. September »das Geburtsfest der Gottesmutter in festlicher Freude«, erholte sich »von den Anstrengungen des Feldzuges« bei der Herbstjagd im Spessart und sagte für den nächsten Winter einen Einfall ins Milzenerland an.
    Den vor ihm zu Kreuz kriechenden Grafen – in Büßerkleidung bekannte er »unter Tränen alle seine schwere Schuld« (Thietmar) – sperrte er in den zuweilen als Fürstengefängnis dienenden Giebichenstein. Dort, Tag und Nacht bewacht, sang er einmal, neben anderen »geistlichen Übungen«, an einem Tag unter 150 Kniebeugen den Psalter ab – schließlich hielt ihn der Magdeburger Erzbischof Tagino, ein zwischen Wutausbrüchen und Askese hin- und herschwankender Jugendgefährte des Königs, in Verwahrung. Und nach seiner Freilassung blieb Heinrich von Schweinfurt politisch gänzlich entmachtet, wurde aber im September 1017 durchaus generös in Schweinfurt von drei Bischöfen (aus Würzburg, Bamberg und Triest) unter die Erde gebracht – »außerhalb der Kirche nahe dem Tore«, wie er bemerkenswerterweise gewünscht. Und Heinrich der Heilige soll den Tod dieser »Zier Ostfrankens« jetzt »tief betrauert« haben (multum doluit).
    Die Verwandten des Schweinfurters begünstigte er jedoch wie kaum eine andere Familie durch gewaltige Güterzuweisungen in der bayrischen Ostmark, durch das Herzogtum Schwaben, das Erzbistum Trier – keine Wiedergutmachung etwa, sondern die Stärkung des Adelshauses für den Kampf gegen Salier und Konradiner, seine verhaßtesten Feinde. Alles gemäß dem Prinzip, zu teilen und zu herrschen, alles zur Vernichtung der salisch-konradinischen Partei, die er mit glühender Rache verfolgte, ohne ihren Sieg verhindern zu können. 46

Heinrichs

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