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Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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Bischöfen, Oberhirten auch aus Burgund, Ungarn, Italien sowie von der Königin besuchten Kirchen Versammlung vom 1. November 1007 in Frankfurt am Main, er habe die Hoffnung auf Kinder aufgegeben! Wörtlich gestand er da, meldet Bischof Thietmar, möglicherweise persönlich anwesend: »Um der künftigen Wiedervergeltung willen habe ich Christus zu meinem Erben erwählt, denn auf Nachkommen kann ich nicht mehr hoffen.« Und auch das Sydonalprotokoll enthält den Hinweis auf den vergeblichen Kinderwunsch des Königs. Begegnet denn noch in zeitgenössischen, in mehreren von ihm selbst (z.B. für das von Kunigunde gegründete Kloster Kaufungen) ausgestellten Urkunden wiederholt das Wort »qui duo sumus in carne una« (die wir zwei sind in einem Fleisch), dessen Bedeutung auch im Mittelalter eindeutig war, von weiterem hier zu schweigen. 49
    Viel wichtiger aber als das herrscherliche Seelenheil war aller Wahrscheinlichkeit nach für die Schaffung des neuen Bischofstuhles ein anderer Grund, der freilich damit verbunden werden konnte: die Vernichtung der dort seit langem sitzenden slawischen Heiden. »Heinrich selbst war davon durchdrungen, daß das wendische Heidentum endlich beseitigt werden müsse. Als Mittel zu diesem Zweck betrachtete er die Stiftung des Bamberger Bistums« (Hauck). Und tatsächlich hat sie die Niederringung der Slawen am Obermain, im Fichtelgebirg und in den benachbarten böhmischen Gebieten besiegelt.
    Noch auf der Frankfurter Synode investierte Heinrich mit dem neuen Sprengel seinen Kanzler Eberhard. Und der fränkische Graf, vermutlich mit dem König verwandt und auch gleich mit der gräflichen Gerichtsbarkeit ausgestattet, fand als Bamberger Oberhirte (1007–1040) immerhin noch Zeit, länger als ein Jahrzehnt, von 1013 bis 1024, auch Erzkanzler für Italien zu sein. Erst Konrad II. löste Eberhard in diesem Amt ab, worauf dessen Einfluß auf die Reichspolitik zurückging und er sich seiner Diözese widmete.
    Das Land um Bamberg, Radenzgau oder Slawenland genannt, steckte voller Sachsen, Wenden und war noch halbslawisch, woran bis heute viele Ortsnamen mit der Silbe Wind (wind) erinnern. Die ganze Gegend um Bamberg, sagte seinerzeit Bischof Heinrich von Würzburg, sei von Slawen bewohnt (totam illam terram fere silvam esse, Sclavos ibi habitare). Zwar hatte schon Karl »der Große« mit der Christianisierung der Wenden um den Obermain, um Rednitz und Wiesent begonnen, zwar gab es dort schon seit karolingischer Zeit etwa drei Dutzend, allerdings weitgestreute Taufkirchen bis hinauf zum Fichtelgebirg und Frankenwald, zwar saßen gerade um Bamberg, um den Zusammenfluß von Main und Regnitz, besonders viele Pfaffen, weshalb man den Namen, unter allerlei mehr oder weniger gelehrten Kombinationen, gelegentlich auch von Papenberg, Pfaffenberg hergeleitet.
    Die Slawen dort aber hatten durch zwei Jahrhunderte weder ihre Sprache noch ihr Brauchtum noch ihren alten Glauben aufgegeben. Sie lebten oft noch als Heiden oder halbe Heiden. Und auch wenn sie bereits Christen waren, nannte man sie weiter »Heiden«, »Barbaren«, »falsche Christen«. Hatte sie doch, trotz aller Tauferei, das Christentum nicht überzeugt. Im Gegenteil, sie lehnten es ab, sie mieden die Priester. Sie begingen nicht den Sonntag, beachteten auch keine sonstigen Kirchenbräuche, ignorierten anscheinend sogar das kanonische Eherecht und begruben ihre Toten lieber auf irgendeinem Hügel, im freien Feld, als auf einem Kirchhof. »An Leistung der Zehnten war vollends nicht zu denken; auch vor die bischöfliche Sende wurden sie vergeblich gefordert. Ungescheut wurden den alten Göttern die herkömmlichen Opfer dargebracht« (Hauck). Noch im späteren 11. Jahrhundert klagt man über die Slawen, die Heiden der Gegend, und noch die Gründung des Zisterzienserklosters Ebrach (1127) verband man mit dem ringsum fortwuchernden »Götzendienst«. 50
    So schien den Bekehrungsverfechtern eine intensivere Wendenmission angezeigt. Heißt es ja selbst im Protokoll der Frankfurter Synode, »daß das Heidentum der Slaven vernichtet werden und der Name Christi dort für immer in feierlichem Andenken stehen soll«. Von Bamberg aus aber ging dies zweifellos leichter, wie denn auch das Volk ringsum nach und nach seinen slawischen und paganen Charakter verlor, wie es deutsch und christlich wurde.
    Bei diesem Prozeß hatten die Slawen freilich keine Nachsicht zu erwarten. Man haßte, verachtete sie seit langem. Der hl. Bonifatius, der »Apostel der Deutschen«,

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