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Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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miteinander.
    Auch später aber verging während Heinrichs Regierung kaum ein Jahr, wo er nicht vor den Augen staunender, neidvoller Prälaten für die Vergrößerung des Bamberger Sprengels sorgte. Noch in Kärnten mit den Hauptorten Villach und Wolfsberg bekam er Landzuwendungen, und zwar Besitz, der ganz offensichtlich auch strategischen Zielen diente, der Sicherung wichtiger Ostalpenpässe, der Übergänge über die Julischen Alpen. Von 510 erhaltenen Diplomen Heinrichs II. bekamen allein Bischof Eberhard von Bamberg und sein Bistum 83. 55
    Schließlich mußte 1016 aber auch Eichstätt noch Abtretungen machen.
    Ortsbischof Megingaud hatte sich zeitlebens geweigert, zur Ausstattung der neureichen Nachbardiözese auch nur das geringste herauszurücken. Selbst ein Mann wie Heinrich II. biß da auf Granit. Megingaud, mit dem Kaiser verwandt, auch älter als er, stand gelegentlich, während sich alle Mitbischöfe erhoben, nicht einmal vor der Majestät auf, saß vielmehr als einziger und erklärte, ihr Verwandter zu sein, und »das Alter zu ehren gebieten heidnische wie biblische Schriften«.
    Mit dem Christentum scheint dieser Bischof, ein Feind des Fastens, ein Freund langer Tafeln und kurzer Messen, nicht so intim gewesen zu sein. Noch im feierlichsten Ostergottesdienst rief er, »ihr Gesinge bringt mich mit Hunger und Durst zu Tode«. Er fluchte wie ein Rohrspatz, konnte Klerikern »im Würzburger Walde« die geistlichen Weihen erteilen, einem königlichen Boten mit der Peitsche begegnen, des Königs leiblichen Bruder, Bischof Brun, den »Teufel von Augsburg« schimpfen, ja, er sagte vom König selbst, er habe »den Verstand verloren«. Kurz, bei Megingaud kam der strenge Herrscher nicht zum Zug. Er mußte auf seinen Tod warten und ernannte dann einen ihm gefügigen Nachfolger, Gundekar I., der alsbald seine Erhebung mit der Preisgabe des Eichstätter Gebietes zwischen Pegnitz und Erlangen-Schwabach bezahlte. 56

Arduin von Ivrea, der letzte Nationalkönig Italiens vor Viktor Emanuel (1861!), wird niedergerungen

    Im Mittelpunkt der Ereignisse in Italien stand bei Heinrichs Regierungsantritt der Markgraf Arduin von Ivrea und König von Italien, das Haupt der antiottonischen Partei; ein »rechtloser Betrüger«, wie man ihn nannte, der, befähigt bloß zu Ruchlosigkeit, Schandtaten, die Deutschen um ihr Regiment bringen wolle, kurz einer, dem man Machthunger vorwarf und vorwirft. Doch machthungrig? War das nicht auch Heinrich II.? War das nicht die ganze Fürsten-Korona? Auch jeder italienische Magnat? Wollten sie denn nicht alle mehr Macht, nicht alle ihren Besitz vergrößern, konsolidieren, abrunden? Nicht alle, wie Arduin, die Gunst der Stunde nutzen?
    Da sich der Markgraf jedoch besonders auf die Nutznießer von Kirchengut stützte und stürzte, auf die meist weit ausgedehnten Ländereien des Klerus, überdies fast stets mit der Freiheit von Abgaben ausgestattet, mit Gerichtsbarkeit, zumindest einer niederen, geriet er mit den Priestern in Konflikt, wobei er hart zupacken konnte. So nahm er einmal bei einer Kontroverse den Bischof Adalbero von Brescia (996–1004), einst italienischer Kanzler Ottos II. und Ottos III., bei den Haaren und »schleuderte ihn wie einen Ochsenknecht zu Boden« (Thietmar). 57
    Sehr viel schwerwiegender noch war eine Auseinandersetzung mit seinem Hauptkontrahenten und wohl gefährlichsten Gegner, dem Bischof Petrus III. von Vercelli, einem streitbaren, die deutschen Interessen buchstäblich verfechtenden Herrn.
    Nun hatte im 10. Jahrhundert unter einigen verheirateten Prälaten Vercellis eine besondere Mißwirtschaft grassiert, da sie sich anscheinend mehr um ihre Gattinnen, Günstlinge und die Vergeudung des Kirchengutes gekümmert als um ihre Gemeinde. Bischof Ingo etwa, den ein Diplom Ottos III. (für Leo von Vercelli vom 1. November 1000) den schlimmsten Schädiger des Bistums schimpft, weshalb es alle von ihm vereinbarten Verträge annulliert. Hatte doch schon ein Kapitular vom 20. September 998, so unglaublich es klingt, sämtliche für Kirchen geschlossenen nachteiligen Pachtabkommen sowie alle früheren, den Kirchen und ihrem Besitz abträglichen Gesetze und Gewohnheiten für null und nichtig erklärt. Auch Urkunden fälschte man in Vercelli, der eben genannte Oberhirte Leo zum Beispiel ebenso wie die Kanoniker.
    Eine wahrhaft tragische Rolle spielte Ortsbischof Petrus. Er geriet in der großen Schlacht bei Capo di Colonne (V 536 ff.) in arabische Gefangenschaft; aber die

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