Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert
garantierten.
Weiter gab Heinrich seiner Schöpfung einen beträchtlichen Teil der dem Schweinfurter Markgrafen entwendeten großen Liegenschaften, ja, vielleicht hatte sie der Räuber schon im Hinblick auf die Bistumsgründung an sich gerissen.
Interessanterweise stammen die ersten Zeugnisse für Bambergs Ernennung zum Bischofssitz aus der Zeit unmittelbar nach Beendigung des Krieges gegen Schweinfurt. Heinrich II. wollte das wendische Heidentum endlich mit Hilfe des neuen Bistums vernichten. Die Schweinfurter Grafen aber hatten eine besonders slawenfreundliche Politik getrieben. Vor allem gestanden sie, im Gegensatz zu den härteren Forderungen der Kirche, ihren grundherrlichen Bauern, Deutschen wie Slawen, sowie den neuen Kolonisten spürbare Zehnterleichterungen bei der Ansiedlung auf Rodungsland zu. 53
Den Hauptteil freilich – Bamberg bekam allein am Tag der Stiftung soviel wie andere Bistümer in Jahrzehnten – – nahm der hl. Heinrich der bis dahin ganz Ostfranken umfassenden Würzburger Diözese weg, einen Großteil des Radenzgaues sowie ein Stück des Volkfeldgaues, den Teil zwischen Aurach und Regnitz; Würzburg verlor damals ungefähr ein Viertel, gegen 5000 Quadratkilometer.
Der König hatte »immer wieder den ihm sehr nahestehenden Bischof« Heinrich, dessen Sprengel nach der Vernichtung der Babenberger anscheinend den größten Teil des so blutig erstrittenen Raubes bekommen, mit seinem »Herzenswunsch« bedrängt. Und schließlich war der Würzburger mit dem großen Gebietsverlust auch einverstanden, da ihm der »allergütigste und allergnädigste« Souverän, so die Reichsbischöfe seinerzeit, »Heinrich, der Große und Friedenstiftende«, das Pallium, die Erhebung zum Erzbischof, in einer geheimen Abmachung versprochen sowie die Unterordnung des Bamberger Bischofs als Suffragan. Dieser »Geheimvertrag« lief indes auf reine Täuschung hinaus, bezweckte er doch lediglich, dem König die kirchenrechtlich unumgängliche Einwilligung des bisherigen Bistumsherrn über das künftige Bistumsgebiet zu beschaffen – eine umso schäbigere Haltung des Herrschers, als der Würzburger Bischof für Heinrichs Thronansprüche von vornherein, früher als die meisten, energisch eingetreten war. (Und dann bekam nicht der Würzburger, sondern der Bamberger Bischof das Pallium durch Leo IX. 1053.)
Doch ist von den Versprechungen des Monarchen später niemals mehr die Rede, der fürstliche Ganove bemühte sich nicht im geringsten darum. Warum auch? Hatte er sich etwas vorzuwerfen? Eine große Gaunerei? Handfesten Betrug? Hatte er gehandelt wie ein kleiner Allerweltsschwindler, er, der Kaiser? Ein Heiliger? Nie und nimmer. Denn was andre vielleicht hinter Gitter, an den Galgen brachte, war bei ihm einfach ein »taktischer Schachzug« (Wolter), ein Beweis seiner Regierungskunst. Der betrogene Würzburger aber, der in die größte Aufregung geriet und jeden Verkehr mit dem König, mit seinen Kollegen abbrach, nahm seine Zustimmung zurück und protestierte durch einen Sendling, den Kapellan Beringer, offiziell und heftig vor der Synode, die am 1. November zu Frankfurt zusammentrat. Er protestierte derart, daß selbst die Synodalen, acht Erzbischöfe und 27 Bischöfe, ernstlich schwankten und der König in einer dramatischen Sitzung vor ihnen mehrmals, immer wenn seine Sache schlecht stand, zu scheitern schien, aufs Knie ging oder vielleicht gar, selbst damals ungewöhnlich, auf den Bauch. 54
Natürlich gehörten all diese Posen des Regenten zum mittelalterlichen Stil der Kommunikation, gehörten auch sie zu jenen formelhaft verwendeten Verhaltensmustern, die Gerd Althoff, ganz generell, einen Ersatz nennt für den weitgehenden Verzicht auf verbales Argumentieren in öffentlicher Diskussion. Man nahm damit Rücksicht auf den »honor« Hochstehender, vielleicht ja auch etwas auf ihren Geist. Man ging, zumal unter gewissen Umständen, eine Sache viel mehr emotional als rational an. Und überhaupt, wer weiß, ob nicht das ganze gestenreiche Szenario, ob nicht alles einfach von vornherein schon abgesprochen worden war.
Doch wie auch immer – hatten Willigis von Mainz und Tagino von Magdeburg, die beiden Metropoliten, die allerhöchste Schurkerei eingefädelt, so beendeten sie die Synodalen in Frankfurt. Der Heilige freilich hatte den Würzburger Bischof ebenso hintergangen wie den Markgrafen von Schweinfurt. Und einigte sich der Kaiser auch bald wieder mit jenem, Würzburg und Bamberg rivalisierten jahrhundertelang
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