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Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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Römerstädten umfaßte, das vom Fuß der Vogesen bis zum Mittelmeer reichte, nicht weniger als sieben Erzbistümer und rund 30 Bistümer. Der Besitz des Landes war somit relevant für den Vorrang des deutschen Kaisers, war wirtschaftlich und vor allem strategisch bedeutsam. Hier lagen die bevorzugt begangenen Pässe der Westalpen, der Große St. Bernhard, der Mont Genèvre und der Mont Cenis, der Paß der Könige. Wer Burgund beherrschte, gebot auch über die schon zur Römerzeit wichtige Handelsstraße durch das Rhonetal, das als kürzeste Verbindung die Handelsstädte an Rhein und Mosel mit dem Mittelmeer verband. Insbesondere jedoch sicherte der Besitz dieser Pässe die Beherrschung Italiens, verwehrte er ja Frankreich jahrhundertelang den Ausgriff nach der Apenninenhalbinsel. 13
    Burgund, durch den Zerfall des Karolingerreiches und die Liquidierung Lotharingiens entstanden, wurde von seinem König Rudolf III. (993–1032) im Straßburger Erbfolgevertrag 1016 Kaiser Heinrich II. dem Heiligen, seinem Neffen, zugesprochen. Allerdings kam es deshalb zum Konflikt mit Ott-Wilhelm, dem Grafen von Burgund und Sohn König Adalberts von Italien.
    Ott-Wilhelm hatte zumal mit Kirchenkreisen mehrfach schlechte Erfahrungen gemacht. In seiner Jugend konnte er bloß durch Flucht einem Klostergewahrsam entkommen. Dann brachte ihn sein Onkel, Bischof Hugo von Chalon, um ein großes Erbe, das des Herzogs Heinrich I. von Burgund, des zweiten Gatten seiner Mutter, der ihn adoptiert hatte. Denn da der Prälat sich gegen Ott-Wilhelm erklärte, strich dieses Erbe Heinrichs Neffe, König Robert II. der Fromme von Frankreich ein, freilich erst 1016 nach langen Auseinandersetzungen und einem mehrjährigen Krieg. Der »Fromme«, der Wunden nur durch Handauflegen und Kreuzschlagen verschwinden ließ, harmonierte gut mit Heinrich dem Heiligen, der aber auch durch einen Feldzug Ott-Wilhelms Burgen nicht nehmen konnte; vielmehr beherrschte dieser Burgund jenseits der Saône bis zu seinem Tod 1026. 14
    Dabei hatte Heinrich II. nichts unterlassen, um an sein »Erbe« zu kommen. Hatte er bereits 1006 Basel, das Einfallstor nach Burgund, als eine Art Faustpfand ans Reich gerissen, hatte er seine Erbfolge 1016 in Straßburg, 1018 nochmals in Mainz bestätigen lassen, seinerzeit auch eine vergebliche Kriegsfahrt ins Rhonereich gemacht, wo man die Erbregelung entschieden abwies, besonders natürlich Rudolfs Verwandtschaft.
    Der Burgunderkönig oder, wie Mönch Hermann von Reichenau sagt, »das träge Königlein von Burgund«, Träger des Titels bloß, der Krone, nicht der Macht, regierte tatsächlich weithin nur nominell und wurde von diversen fürstlichen Dynasten derart bedrängt, daß er sich eng an Heinrich anlehnen mußte. Doch als dieser, der so gern den innenpolitisch geplagten kinderlosen Onkel beerbt hätte, wofür der Heilige auch, laut Wipo, »immer und immer wieder gewaltige Summen (infinitam pecuniam) aufgewendet«, überraschend vor Rudolf starb, sah der sich nicht mehr an die Absprachen mit dem Neffen gebunden. Vielmehr hielt er den Vertrag jetzt für nichtig und fühlte sich frei für neue Entscheidungen.
    Heinrichs Nachfolger indes sah dies anders. Doch hatte er nur ein dürftiges persönliches Erbrecht über seine Gattin Gisela (S. 127), Tochter einer Schwester König Rudolfs, also dessen Nichte. Konrad konnte darum von sich aus kaum Ansprüche auf Burgund erheben, wollte dessen König auch nicht privat, sondern in der Nachfolge Heinrichs sozusagen staatsrechtlich beerben. Das Geblütsrecht, dem Konrad selbst seine Thronerhebung verdankte, interessierte ihn hier begreiflicherweise nicht. Dagegen verfolgte er den staatsrechtlichen Aspekt mit diplomatischen wie militärischen Mitteln. Und wie sein hl. Vorgänger ja schon 1006 Basel handstreichartig genommen, so fiel, nachdem es der Burgunder wieder zu Burgund geschlagen, 1025 auch Konrad dort ein und hielt einen Hoftag in der Stadt. Und wie Heinrich 1006 sich sofort mit der Kirche gut gestellt, dem Basler Bischof Adalbero II. allerlei Privilegien verliehen hatte, so investierte nun Konrad in Basel, wo Adalbero gerade gestorben war, gleich einen neuen Bischof nach seinem Gutdünken, den vornehmen Priester Ulrich, der dafür ihm und der Königin ungemein große Beträge zahlte (immensam pecuniam: Wipo). Und legte Konrad auch später ein Gelübde ab, kein Bistum, keine Abtei mehr um Geld zu vergeben, so hielt er sich doch nur einigermaßen, pene bene, daran.
    Rudolf war überrascht. Nach

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