Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert
Heinrichs II. Tod glaubte er alle eingegangenen Verpflichtungen erloschen. Er sympathisierte anscheinend mit Umtrieben gegen Konrad in Frankreich, ja, bemächtigte sich offenbar wieder Basels, das er an Heinrich II. verloren hatte. Doch schließlich kam er an Ostern 1027 zu Konrads Kaiserkrönung und übertrug durch die Vermittlung der Kaiserin, seiner Nichte Gisela, im August im Vertrag von Basel Konrad II. die Nachfolge in Burgund.
Viele burgundische Große, vermutlich die meisten, bestritten aber dem deutschen Herrscher diesen Besitz, allen voran der Neffe des Burgunderkönigs, Graf Odo II. von Blois-Champagne (996–1037), der Nächstberechtigte unter den Verwandten, Herr eines riesigen Territoriums, ein Mann, der ebenso atemberaubend aufstieg, wie er stürzte. Ein beachtlicher, auf Unabhängigkeit bedachter Anhang im weltlichen Adel des Landes stützte ihn, ebenso eine Gruppe lombardischer Prälaten, besonders Erzbischof Aribert von Mailand (S. 138). Dagegen fanden Konrad und vor allem Rudolf einen starken Rückhalt im burgundischen Episkopat.
Der Erbfall trat am 6. September 1032. ein. Graf Odo marschierte noch Ende des Jahres. Er setzte sich im Westen Burgunds fest und nahm durch Gewalt oder Tücke mehrere Burgen und Städte. Als er Vienne belagerte, trat Erzbischof Leodegar unter der Bedingung zu ihm über, daß er sich in der Stadt zum König machen lasse. Doch zögerte Odo zu lange. Er verbrannte Dörfer, Kirchen, Klöster und kehrte nach fürchterlichen Verheerungen beutebeladen zurück, während Konrad II. 1033 gleich zweimal im Westen einfiel, einmal auf einem Winterfeldzug, bei dem die Hufe der Pferde nachts am Boden festfroren. Und schon am 2. Februar 1033 ließ er sich im Kloster Payerne (Peterlingen) von seinem Anhang zum König wählen und krönen.
Eine weitere Schlappe erlitt Graf Odo im Frühsommer durch einen Freundschaftspakt Kaiser Konrads mit dem französischen König Heinrich I. Die Drahtzieher dieses Bündnisses, Bischof Bruno von Toul und Abt Poppo von Stablo-Malmedy, hatten um so leichteres Spiel, als Odo bei den großen Unruhen nach dem Tod König Roberts I. (1027) Partei gegen Heinrich I. ergriffen hatte. Im Sommer 1033 drang der Kaiser in Odos Land selbst ein, in die »gallische Champagne«, und »verwüstete sie mit Brand und Raub« (Hermann von Reichenau). Und stieß im Sommer darauf mit zwei starken Truppenkontingenten kriegsentscheidend von Deutschland und Italien zugleich gegen Odos burgundischen Anhang vor. Er unterwarf sich viele Burgen, unterwarf sich auch den Erzbischof Burkhard von Lyon – »ein tüchtiger Mann von edler Abkunft«, aber auch, wie ihn Hermann von Reichenau ein anderes Mal nennt, »ein gottloser Kirchenräuber und blutschänderischer Ehebrecher«, den Konrad 1036 absetzte und wie einen Galgenstrick schlimmster Sorte behandelte.
Als Befehlshaber eines italienischen Heeresteils fungierte bei diesen Operationen nun wieder Erzbischof Aribert von Mailand, der einst Odo die italienische Königskrone zugedacht hatte! So rotieren die geistlichen Ganoven immer mit dem Wind. In der Nähe von Genf vereinigten sich das deutsche und das italienische Aufgebot, und Odo ergriff vor der gewaltigen Übermacht kampflos die Flucht. 1037 aber, während der Kaiser Italien, besonders die Umgebung Mailands, mit Feuer und Schwert heimsuchte, fiel Odo, ein letzter Versuch, seine Erbansprüche durchzusetzen, in Lothringen ein und wandte sich Richtung Aachen, auch er natürlich alles verwüstend. Am 15. November jedoch schlug ihn Herzog Gozelo von Lothringen – sein jüngster Sohn Friedrich wird später Papst Stefan IX. – in der großen, auf beiden Seiten verlustreichen Schlacht bei der Grenzfeste Bar-le-Duc vernichtend. Odo selbst kam mit mehreren Grafen aus seinem Gefolge und angeblich sechstausend Soldaten um. Mitgefochten hatten auch die Mannschaften des Bischofs von Metz und des Bischofs Reginard von Lüttich, der seine Ernennung einst bedeutenden Geldzahlungen an die königliche Kammer verdankte. Und nach dem Gemetzel eilte sogleich Abt Richard von St. Vannes herbei und pflegte vornehme Verwundete, eine »Liebestätigkeit«, die seinem Kloster »reiche Früchte« eintrug (Breßlau). 15
Christliches Abstechen in und um Polen
Während der deutsche König sich Burgund sicherte, setzte er auch die Kriege mit den katholischen Polen fort, mit einem Volk, das, nach Bischof Thietmar, wie ein Ochs gehütet und wie ein Esel geprügelt werden mußte.
Polen umfaßte damals nicht nur
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