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Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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Großpolen, Masowien, Schlesien, Kleinpolen, das östliche Pommern, sondern auch Grenzländer wie Mähren, die Lausitz oder das spätere Ruthenien am oberen Bug und San. Diese Macht, die schon Heinrich II. vernichten wollte, attackierte auch sein Nachfolger 1029, 1030, 1031 und 1032, nach Adam von Bremen sogar »in jedem Jahr«.
    Die Königskrönung Boleslaw I. Chrobrys im Frühjahr 1025 in Gnesen war zwar mit Zustimmung des Papstes erfolgt, im Reich aber bereits auf Widerspruch gestoßen, da man die Rechte König Konrads ignoriert glaubte. Als Boleslaw, von den polnischen Chronisten »der Große« genannt, am 17. Juni 1025 starb, folgte ihm – unter Übergehung seines Ältesten Bezprym – als Alleinerbe sein Sohn aus dritter Ehe (er hatte aus vier Verbindungen zahlreiche Nachkommen) Mieszko II. Lambert (1025–1034). Und auch er, ganz im Gegensatz zum deutschen Herrscher gebildet, sogar des Griechischen kundig, ließ sich krönen und nahm den Titel eines Königs an.
    Konrad II. aber betrieb nun, in der Nachfolge heinricianischer Politik, eine Koalition gegen den Polen. Dazu gehörten selbstverständlich der von Mieszko vertriebene Stiefbruder Bezprym, ferner der kirchenpolitisch sehr aktive Großfürst von Kiew, Jaroslav I. der Weise (V 468 f.), und Herzog Udalrich von Böhmen. Doch konnte sich der Polenfürst auch durch die eben erst intensivierte Beziehung zwischen dem deutschen Kaiser und Knud von Dänemark und England bedroht fühlen. Jedenfalls suchte der fromme Mieszko (auch in die Gebetsbrüderschaft des von Heinrich dem Heiligen geförderten Bamberger Klosters Michelsberg aufgenommen) der Einkreisung durch eine militärische Offensive zuvorzukommen, durch einen überraschenden Präventivschlag 1028 gegen das östliche Sachsen. Plündernd und mordend drang er bis zur Saale vor, verheerte auch die Gebiete der Liutizen, der Heveller, und verschwand wieder mit einer Menge geraubter Weiblichkeit. 16
    Es war der Beginn beiderseitiger verlustreicher Attacken, die auch den Deutschen nicht unbeträchtliche Einbußen brachten, da der Pole, die wohl von seinem Vater erlernte Kriegführung praktizierend, unter strikter Vermeidung einer Feldschlacht gegen die schwerbewaffneten Reitertruppen der Invasoren die Wälder und Sümpfe seines Landes zu vorteilhaften Überrumpelungen wahrnahm.
    Der Einfall 1028 löste im nächsten Jahr einen Rachezug Konrads aus, der sich freilich vor Bautzen festlief, während der mit ihm zugleich aus Böhmen vorstoßende junge Sohn Herzog Udalrichs, Bretislav I., Mähren zurückgewann. Wer von den Polen nicht entkam, wurde in die Sklaverei verschleppt; hundertweise verkaufte man die Opfer bis nach Ungarn.
    1030 aber brach Mieszko II., durch deutsche Überläuferscharen verstärkt, schon im Januar wieder mit unerhörten Greueln in die Grenzmarken zwischen Elbe und Saale ein. Mehr als hundert Dörfer sollen dabei verbrannt, auch Kirchen nicht geschont, Greise und Kinder abgeschlachtet, die Frauen geschändet, erschlagen, dazu über neuntausend Männer und Weiber in die Knechtschaft geführt worden sein.
    Das also sei der König Mieszko, ruft der Hildesheimer Annalist, das die nur allzu falsche Gläubigkeit seines Christentums! »Wenn Du denn ein König bist, warum bist Du ein Räuber? Wenn voll Einfalt und Glauben, warum ein Abtrünniger und ein Tyrann? Was soll Dir, blutdürstige Bestie, der königliche Schmuck mit Krone und goldener Lanze? Welche Gemeinschaft ist zwischen Christus und Belial? Welcher Wahnsinn sucht Dich heim, Du Rasender, daß Du gegen das Reich römischer Tapferkeit leichtsinnig die Waffen ergriffen hast? Wie verderblich Dein Beginnen, das wirst Du dann, zu spät, erkennen, wenn Deine feigen Leute, in wie großer Zahl sie sich auch bewaffnen mögen, von unseren kriegskundigen und kriegstüchtigen, wie sie es verdienen, werden zu Boden geschmettert werden!«
    Tatsächlich geschah dies durch Feldzüge 1031 und 1032, wobei auch der Fuldaer Abt Richard und der Würzburger Bischof Meginhard in der Umgebung des Kaisers weilten. Und bei einem Angriff Jaroslaws von Kiew auf Polen mußte Mieszko sogar nach Böhmen fliehen. Bezprym konnte jetzt zurück, bot dem Kaiser Unterwerfung an, wurde aber, anscheinend als »Verzichtpolitiker« gegenüber den Deutschen und Kiew, 1032 ermordet, »hinterrücks von einem Manne aus seiner Umgebung« (Wipo). Mieszko kam jetzt noch einmal, mußte aber 1033 auf seine Königswürde verzichten und eine von Konrad diktierte Dreiteilung seines Landes in

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