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Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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war, in harte Auseinandersetzungen u.a. mit dem Kloster St. Emmeram, dessen Abt Richolf (Richbold) er samt Mönchsanhang vertrieb.
    War Gebhard III. von Regensburg bloß ein schwarzes Schaf? Nun, betrachten wir knapp, doch lückenlos seine Vorgänger und Nachfolger im jeweils zusammenfassenden Urteil des katholischen Theologen und Kirchenhistorikers Ferdinand Janner, der sein Hauptwerk, die dreibändige »Geschichte der Bischöfe von Regensburg«, wie fast auf jeder Seite spürbar, am liebsten als Heiligengeschichte geschrieben hätte (und oft auch hat). Gebhard I. (995–1023): »Gierde nach Besitz und Herrschaft«. Gebhard II. (1023–1036): »... bei weitem nicht über jeden Tadel erhaben.« Über Gebhards III. Nachfolger Otto (1061–1089): »... von Fürsorge für die Diöcese treffen wir keine Spur; dagegen begegnet uns der Bischof als Hofmann an einem liederlichen Hoflager, als Kriegsmann in verschiedenen Zügen ungerechter Gewaltthätigkeit« – dafür ließ ihn Gott fast dreißig Jahre das Bistum leiten! Über Gebhard IV. (1089–1105), von einem seiner Krieger erschlagen: »Er hat die Stelle eines Hirten in der Regensburger Diöcese 16 Jahre lang in erbärmlicher Weise innegehabt.« 18
    Als Herzog Vasul nach einer mißglückten Revolte gegen Stefan den Heiligen geblendet worden war und man seine drei Söhne, darunter Andreas I., seit 1046 König, verbannt hatte, riefen die Gegner von Heinrichs III. Vasallen König Peter Orseolo wieder Andreas ins Land. Er kam während einer heidnischen Erhebung, nutzte diese erst für seine Zwecke und schlug sie dann nieder, um wieder auf die durch Stefan geschaffenen Verhältnisse zurückzukommen sowie auf die Seite des deutschen Kaisers. Er hatte sich von der antichristlichen Umsturzpartei schroff distanziert und von christlichen Bischöfen zum König von Ungarn krönen, hatte einen Teil der Rebellen hinrichten lassen und das Heidentum bei Todesstrafe verboten, was ja ganz der deutschen Politik entsprach. Freilich ließ der christliche König auch seinen christlichen Vorgänger Peter Orseolo samt dessen Söhnen blenden, worauf König Peter wenig später seinen Verletzungen erlag. 19
    Dies alles geschah zur Zeit großer wirtschaftlicher Schwierigkeiten, einer Teuerung, eines ungewöhnlich harten Winters mit starken Schneefällen und großem Frost. Ein schreckliches Viehsterben grassierte nebst einer jahrelang anhaltenden Hungersnot, »schlimmer als die Pest«. Sie erfaßte ganz West- und Mitteleuropa und kostete Tausende und Abertausende von Menschen das Leben. In Böhmen ging, nach einer annalistischen Notiz bei Kosmas, ein Drittel der gesamten Bevölkerung zugrunde. 20
    So sonderbar es ist, das »zentrale Motiv« Heinrichs III. »die Sorge« zu nennen »um die Friedenserlangung und die Friedenswahrung« (Boshof), falls man darunter nicht – wie mit der sehr ähnlich klingenden, sehr bekannten hinterfotzigen Floskel heutiger Politiker und ihresgleichen – den Krieg versteht, so seltsam ist eine Einrichtung, auf die man mittelbar Heinrichs »pazifistische« Bestrebungen bezieht, die sogenannte Gottesfriedensbewegung. Sie, die das Zeitalter der Gewalttaten ablösen sollte durch ein neues, der Predigt Christi entsprechendes Tun, wurde von der (katholischen) Kirchengeschichtsschreibung von Jahrhundert zu Jahrhundert verklärt, wurde überaus gepriesen, etwa als »eine der großartigsten und segensreichsten Institutionen des Mittelalters« (Wetzer/Welte), während die jüngste Forschung lakonisch resümiert: »Die Wirkung ... war eher gering« (Boockmann).

Der »Gottesfrieden« – und wem er nützte

    Zu dieser Bewegung kam es – auch seltsam genug innerhalb einer Frieden und Feindesliebe verkündenden Gemeinschaft –, weil man der immer entsetzlicher um sich greifenden Kriminalität und Waffenhandlungen, der Straftaten, Morde, zumal der Gift- und Meuchelmorde, der sich ausweitenden Fehden, der auf eigene Faust gebauten Burgen, Raubnester, eigenmächtig etablierten Baronien durch Raubgesindel, kurz weil man der feudalen Anarchie kaum noch Herr zu werden vermochte. Selbst Fürsten wurden seinerzeit umgebracht, weltliche Große, unter Heinrich III. beispielsweise Bonifatius von Tuszien (S. 193) oder, im Todesjahr des Kaisers, am 5. Mai, der sächsische Pfalzgraf Dedo durch einen Priester aus Bremen, worauf man den Mörder noch nicht einmal bestrafte, weil ihn sein Opfer, so sagte man, geschont wissen wollte.
    Doch selbst der König und Kaiser war vor Anschlägen nicht

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