Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert
1044–1046) und fuhr im Stile des Heiligen fort. Er bevorzugte die Ausländer, war ungerecht, gewaltsam, stand Böhmen gegen Heinrich III. bei, verheerte persönlich im Winter 1039/1040 die bayerische Ostmark »mit Raub, Brand und Wegschleppung von Gefangenen« (Hermann von Reichenau) und bekriegte 1040 noch das byzantinische Bulgarien.
Da Peter aber auch innenpolitisch für mancherlei Wirbel sorgte, machte man durch eine Palastrevolution Stefans I. Schwager oder Neffen Aba-Samuel zum König (1041–1044). Dieser freilich verärgerte durch seine Begünstigung der Gemeinfreien immer mehr Adel und Kirche, besonders den hl. Bischof Gerhard von Csanád, der ihm die Ermordung vieler Gegner vorwarf, was man natürlich ungezählten gekrönten Häuptern nicht nur jener Zeit hätte vorwerfen können. Und da der von der Kirche geförderte, 1041 aus Ungarn vertriebene Peter Orseolo den deutschen Herrscher um eine Intervention bat, brandschatzte Aba-Samuel, »der Ungarntyrann«, mit einem zweigeteilten Heer Bayern beiderseits der Donau gewaltig und nahm Haufen von Gefangenen mit. Dabei wurde allerdings der Heeresteil im Norden der Donau durch Markgraf Adalbert »bis auf den letzten Mann niedergehauen«, der gerade noch entkommene Führer der Ungarn deshalb von Aba-Samuel abgesetzt und geblendet.
König Heinrich, »der fromme Friedensbringer«, nützte den ungarischen Einfall in die Ostmark und nach Kärnten, um in drei aufeinanderfolgenden Jahren, 1042, 1043 und 1044, trotz zweier Friedensangebote Abas, Ungarn zu bekriegen und dieses wieder vom Reich abhängig zu machen. Es gelang nur, wie die Niederaltaicher Klosterannalen wissen, weil Heinrich demütig nicht der eigenen Gewalt vertraute, sondern allein dem Herrn. Jeder Sieg sein Sieg, jede Schlacht, nach Meinung des Chronisten, ein Gottesurteil. Und dies, obwohl König Aba »die Aussöhnung mit dem Kaiser suchte« (Györffy).
Heinrich, tief religiös, friedlich und voller Ideale, der beinah perfekte Priesterkönig (S. 164 f.), begann seine Offensiven, von dem vertriebenen Peter begleitet, noch im Herbst 1042. Er zerstörte Hainburg und Preßburg, verwüstete ganze Gegenden des Landes »und richtete große Blutbäder an« (Hermann von Reichenau). Dann kehrte er, Gott lobpreisend wegen des herrlichen Erfolgs, mit dem Heer zurück. Schon im nächsten Jahr stieß er, wiederholte und weitgehende Friedensangebote der Ungarn mißachtend, abermals nach Ungarn vor, empfing von dessen König, »der mit Mühe einen Vertrag erlangte, Genugtuung, Geiseln, Geschenke und den Teil des Reichs bis zum Fluß Leitha«. Und griff schon im folgenden Jahr erneut an, da der Ungarnfürst, so jedenfalls wieder der Mönch von Reichenau, »Eid und Vertrag gebrochen hatte«. Auch in diesem dritten Krieg zogen deutsche Prälaten mit, der besonders kriegerische Onkel des Königs, Bischof Gebhard von Regensburg, der Bischof Bruno von Würzburg, der Bischof Adelgar von Worms.
Von ungarischen Flüchtlingen durch die Grenzverhaue geführt, schlug der deutsche Herrscher am 5. Juni 1044 bei Ménfö »im Vertrauen auf die göttliche Hilfe« bereits beim ersten Zusammenstoß ein »unermeßliches Heer der Ungarn in die Flucht und streckte es nieder«. König Aba selbst wurde »von König Peter gefangen und zur Sühne seiner Schandtaten mit dem Tode bestraft« (Hermann von Reichenau). Peter ließ den Rivalen köpfen. Der Sieger Heinrich III. aber, der vor einer angeblichen Reliquie des hl. Kreuzes mit allen Fürsten und sonstigen Schlächtern in die Knie sank, versäumte nicht, Krone und vergoldete Lanze des Liquidierten dem Heiligen Vater zu schicken. 17
Eine besondere Rolle, nicht nur im Ungarnkrieg, spielte der bereits erwähnte Bischof Gebhard III. von Regensburg (1036–1060), ein Stiefbruder Kaiser Konrads II., ein naher Verwandter Heinrichs III., verwandt auch mit dem späteren Papst Viktor II. In der Jugend, entgegen seiner Neigung, in das Würzburger Domkloster gesteckt, war er daraus entflohen, dann aber gewaltsam zum Mönch gemacht worden. Als Oberhirte kämpfte er in den Reichskriegen in Böhmen wie in Ungarn, hier sogar 1050 auf eigene Faust, einen »Privatkrieg«. Auch im nächsten Jahr kommandierte er ein nördlich der Donau vorrückendes Heer und schleppte, da die Ungarn sich nicht wehrten, eine beträchtliche Beute fort. Allerdings fielen sie danach sengend und brennend ins Reichsgebiet ein, wo freilich Bischof Gebhard ebenfalls in Kämpfe, Komplotte, ständige Besitzstreitigkeiten verwickelt
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