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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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Gefolge staufischer Reichstradition – Fredericus tertius, Friedrich III.
    Das alles ging Bonifaz gegen den Strich, und letzten Endes bedingte diese verhängnisvolle Fehlkalkulation das Scheitern all seiner großen politischen Pläne. Er exkommunizierte Friedrich samt Anhang am 3. Mai, erklärte Wahl wie Krönung für ungültig und drängte zweimal, 1297 und 1300, den durchaus friedenswilligen Karl von Anjou zum Krieg. Ja, er drängte sogar Jakob II. gegen Friedrich, den eigenen Bruder, den »Tyrannen der Insel Sizilien«. Jahrelange Feindseligkeiten folgten, Seeschlachten (bei Capo d'Orlando, in den Gewässern von Ponza) und Guerrillakämpfe. Generös bewilligte Bonifaz Kreuzzugsablässe und Kreuzzugszehnten. Auch nahm er selbst gewaltige Beträge auf, vor allem bei Florentiner Bankiers, besonders bei Spini und Bardi.
    Stark unterstützt wurde der Papst zunächst durch den französischen König und dessen Bruder Karl von Valois, Grafen von Anjou, einen jener jetzt bald häufiger auftretenden hochadligen Kondottieri, der 1301 mit Gattin samt 500 Rittern in Italien eintraf und als Generalkapitän des Kirchenstaates und »Friedensfürst« in der Toskana wirkte (und zuletzt, trotz aller Bereicherungen und Gunsterweise, Schulden in Höhe von 120000 livres parisis hinterließ).
    In einer schmeichlerischen, gelegentlich von Wutausbrüchen gegen die Florentiner durchsetzten Rede vor den Kardinälen am 5. September 1301 zur Ernennung des Valois feierte Bonifaz diesen als löwenhaften Verteidiger Frankreichs. Und wie ein junger Löwe, rief der Papst, stürze er nun zur Verteidigung der Kirche herbei. »Deshalb wollen wir ihn vor den anderen Fürsten dieser Welt ehren. Als wir ihn beriefen, war unser Plan, daß er gegen Sizilien ziehe, und dies ist noch immer unsere Absicht. Da aber der Winter naht und dort jetzt wenig Nutzen zu erzielen wäre, wollen wir, daß er erst unsere Söhne in Toskana zum Frieden zurückführe und in guten Stand setze.« »Denn«, fügte er hinzu, »geschrieben steht: ›Trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes und seiner Gerechtigkeit‹.«
    Die Florentiner freilich hatten bisher offenbar nicht nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit getrachtet, sondern dem Legaten des Bonifaz, Kardinalbischof Matteo d'Acquasparta, nach dem Leben. Nur knapp entging er einem Armbrustattentat und schleuderte Ende September 1300 auf Florenz den Bannfluch. Doch während der Papst unentwegt, mit Intrigen und Konspirationen, Lockungen und Drohungen, auf eine Unterjochung der Stadt hinarbeitet, die ihm einige große Bankherren verkaufen möchten, bestreitet er öffentlich, sich ihrer und ihrer Rechte bemächtigen zu wollen, verhandeln seine Vertrauten in Frankreich mit dem Prinzen Karl von Valois wegen eines Kriegszugs nach Sizilien und der Toskana, ernennt er Karl zum Rektor der Romagna, der Mark Ancona, des Herzogtums Spoleto und zum Generalkapitän der Kirche und schwört »beim allmächtigen Gott« ihm noch viel mehr Gutes antun zu wollen. »Wir sehen ihn als unsern Bruder und unsern Sohn an, und er wird unsere gute Absicht kennen lernen!« Der Prinz kniete vor dem Papst nieder, küßte seinen Fuß, empfing seinen Segen, in seinem Quartier noch drei schöne Pferde, einen Sack mit Goldfloren sowie kostbare Trinkgefäße für die Frau Gemahlin.
    Im Oktober traf der »Pazifikator« Italiens in der Toskana ein, wo Seine Heiligkeit schon vorbereitend gewirkt hatte. Viele Florentiner erhofften noch immer von ihm ihr Heil. Gesandte des Valois in Florenz kündigten diesen als »Friedensstifter« an, erklärten: »Der Papst schicke ihn und alle könnten ihm vertrauen, denn durch solche, in deren Adern das Blut des Hauses Frankreich flösse, sei noch nie jemand verraten worden.«
    Das florentinische Guelfentum, gespalten in die Faktionen der »Schwarzen« (Neri), mit einigen der bedeutendsten Bankiers der Kurie, und der »Weißen« (Bianchi), mit einer versöhnlichen, doch gegenüber Bonifaz mehr distanzierten Haltung, beschloß also, dem Papst zu vertrauen, der jede Absicht auf den Erwerb der Toskana öffentlich leugnete, und am Feste Allerheiligen zog der französische Friedensfürst, der Enkel des heiligen Ludwig, in Florenz ein, »die Lanze schwingend, die einst Judas schwang« (Dante).
    Der »Friedensvermittler« (Paciarius) besetzte die strategisch wichtigsten Punkte, brachte Schleudermaschinen an, und alsbald vernahm man, daß der Papst rückhaltlose Unterwerfung unter seinen persönlichen Willen verlange. Nun

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