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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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voll gegen die Colonnesen vorgehen zu können. 15
    Der Papst deklarierte die Colonna zu »Ketzern«, trieb die Inquisition gegen sie, wie natürlich wider alle »Ketzer«, »diese pestilenzialischen Personen« (personae pestiferae), deren Güter er »ohne weiteres« (eo ipso) zu beschlagnahmen befahl. Er rekrutierte Truppen, die Cluniazenser, Zisterzienser, insbesondere die Ritterorden bezahlen sollten und auch bezahlten, so daß die Florentiner Bankiers – von denen einige (seit 1276) den Titel »Kaufleute der Kurie« oder »Kaufleute des Herrn Papstes« führten, große Geschäfte machten, die Peruzzi, die Scali, Spini, Bardi und Mozzi, die Zahlungen der Johanniter in Höhe von 19185 Goldfloren bevorschußten, daß selbst die reichen Templer von den Mozzi 12000 Goldfloren borgen mußten. Das Bankhaus Mozzi, lange das erste von Florenz und eines der wichtigsten der Welt, brach im August 1308 zusammen.
    Das Papsttum nicht.
    Wie eng aber dieser ganze klerokapitalistische Filz, der doch, unbeschadet der wechselnden Zeitläufte, bis zu den Vatikan-, den Mafiabankiers Sindona und Calvi im 20. Jahrhundert reicht und noch etwas darüber hinaus, zusammenhängt und welch schöne Blüten er seinerzeit trieb, als Exkommunikation und Geldgeschäfte nur so durcheinanderrauschten, mag beiläufig der Bischof Andrea de'Mozzi (gestorben 1296), dem gleichnamigen Bankhaus entstammend, kurz ahnen lassen. Bischof Mozzi hatte, um die Kosten seiner Erhebung zu decken, mit päpstlicher Billigung ein Darlehen von 2000 Goldfloren bei seinem Bruder Tommaso, dem Bankier, aufgenommen. Als aber der Bischof nach vier Jahren noch nicht zahlen konnte oder wollte, erzwang sein schnödes Bruderherz die Exkommunikation des Prälaten. Der suchte darauf das Geld aus seinem Klerus zu pressen, und da dieser die Zahlungen verweigerte, erklärte der Wütende jetzt seinerseits alle ihm unterstellten Kleriker für exkommuniziert.
    Bischof de'Mozzi leistete sich auch sonst einen Skandal nach dem andern. Seinen reichen Neffen Aldobrandino Manetti de'Cavalcanti, Magister des Kirchenrechts, sah er für das Domkapitel, auch für das Amt des Schatzmeisters vor, obwohl das Kapitel vollzählig war, auch kaum noch Schätze zu verwalten hatte. Also ließ er dem reichen Verwandten die Einkünfte eines Spitals zufließen, das bisher Armen und Pilgern gedient. Und nachdem der Neffe bekommen, was er gewollt, zog er die Soutane aus und heiratete. Später allerdings machte der Bischof mit seinem Bruder Tommaso einen derart skandalösen Klosterverkauf (unter Androhung des Kirchenbanns an jeden Kritiker dieses Geschäfts), daß er mit seinem Sturz dafür bezahlen mußte.
    Das Ganze ist nicht etwa exzeptionell, wenn auch in diesen Bänden immer viel zu selten zum Ausdruck kommt, leider auch nicht kommen kann, welche Zustände fast überall im kleineren Rahmen, in den Diözesen, Pfarreien, den Klöstern herrschten. Beispielsweise in Florenz, wo in der Mitte des 13. Jahrhunderts eine vom Papst besonders privilegierte »Glaubensgenossenschaft« zum Schutz der Inquisition zahlreiche »Ketzer« verbrannte; wo man viele unbewaffnete Katholiken vor den Altären liquidierte, geradezu mörderische Schlachten schlug; wo aber auch immer wieder die Kleriker selbst gegeneinander stritten, die einzelnen Kirchen gegeneinander, etwa ihrer Abgrenzung wegen, die Weltgeistlichen gegen die Klosterleute, das Domkapitel gegen den Bischof, falls überhaupt von einem Domkapitel noch gesprochen werden konnte. So klagte 1253 der Florentiner Dompropst Pagano dem Papst, vom ganzen Kapitel seien nur noch vier Priester da, von den anderen manche seit fünf, seit acht, zwölf, ja vierzehn Jahren abwesend.
    Etwa um dieselbe Zeit, als Bischof Mozzi sich seine Eskapaden leistete, ging der neuernannte Bischof von Fiesole, Angelo, dessen Klerus gleichfalls seine Ernennungskosten nicht decken wollte, auf die Renitenten mit seinem Kriegsvolk in der Kirche los, wurde aber nach solchen und ähnlichen Vorkommnissen von Bonifaz nur in ein süditalienisches Bistum versetzt.
    Gewiß waren all dies gleichsam kleine Fische, wenn sie auch überall so und ähnlich um Petri Schiffchen durch die nährenden Gewässer kurvten. Die wirklich umfassenden Finanzoperationen freilich, die großen Coups landeten die Florentiner Kaufleute, ihre Sieneser Konkurrenten und anderwärtige Geldhäuser und -haie – wie noch heute – in Zeiten florierender Rüstung, im Krieg, dem Vater vereinzelten Aufschwungs und allgemeinen Völkerelends,

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