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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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(Gregorovius). Weder Engelsbrücke aber noch Engelsburg fielen. Und trotz mancher Heimtücken und aller Gefechte konnte man die Leostadt mit St. Peter, der traditionellen Krönungsstätte, nicht nehmen. Immerhin spaltete dabei Erzbischof Balduin einem Orsini den Kopf und ließ sich in der von ihm veranlaßten farbenprächtigen Bilderchronik verewigen.
    Doch erst als das Volk zum Milizenturm stürmte, die Legaten mit dem Tod bedrohte, waren sie bereit, Heinrich VII. am 29. Juni 1312 im Lateran zu krönen, womit an der Spitze des Reiches seit 62 Jahren erstmals wieder ein Kaiser stand. (Die Krönungssteuer, beiläufig, bezahlten allein die römischen Juden, wenn auch der geldbedürftige Kaiser bald das ganze Volk mit einer Zwangssteuer belegte.) Es gab viele Formverstöße beim Festakt. Und der Papst fehlte ohnedies, hatte er sich inzwischen doch auf Druck Philipps dessen Vetter, König Robert von Neapel, genähert, der in einer Denkschrift an ihn die Abschaffung des Kaisertums verlangte. Er war von Heinrich, der ihn nicht bekriegen, der ihn als Vasallen züchtigen wollte, zum Reichsfeind erklärt, war nach einem Prozeß am 26. April 1313 wegen Majestätsverbrechen geächtet und in Abwesenheit zum Tod verurteilt worden.
    Im Sommer begann Heinrich gegen ihn zu ziehn. Von Clemens V. zur Waffenruhe ermahnt, verbat er sich jede Intervention aus Avignon, sprach dem Papst grundsätzlich das Recht ab, dem römischen Kaiser Waffenstillstand zu befehlen, ja überhaupt in weltliche Belange einzugreifen. Und fielen auch immer mehr Mitstreiter von Heinrich ab, schmolzen seine Truppen ständig, strömte ihm doch auch wieder Hilfe zu, Geld aus Sizilien, Flotten und Streiter ghibellinischer Städte, 100 Schützen aus Genua, 3000 Fußsoldaten aus Pisa, 500 Reiter, insgesamt schon über 4000 deutsche und italienische Berittene, auch ein Heer seines Sohnes Johann von Böhmen wurde erwartet, um endlich den Anjou in Neapel mit Krieg überziehen, ihn endlich vernichten zu können, während Papst Clemens V. König Robert bereits vorsorglich in Schutz nahm und jeden mit dem Kirchenbann bedrohte, der ihn bekriegen würde.
    Der Kaiser hatte inzwischen um Florenz Kastelle geschleift, gräßlich die Fluren verheert, hatte Toskana, wie man schrieb, in eine Wüste verwandelt, die Ufer des Arno mit Blut gerötet. Doch wie er Florenz selbst monatelang, freilich vergeblich, belagert hatte, berannt, so mißlang auch der Sturm auf Siena, und nicht weit davon, in Buonconvento, starb Heinrich VII. am 24. August 1313 plötzlich an Malaria – falls ihm nicht doch, wie man einst fast allgemein angenommen, ein Dominikaner in Montepulciano mit einer vergifteten Hostie den Tod gereicht, ein hartnäckiges Gerücht, worauf man die Mönche seines Klosters niederstach, ohne stichhaltigen Beweis, bis heute. 6
    Heinrichs Absicht, soviel Geld wie möglich aus Reichsitalien herauszupumpen, hochfliegendere Pläne beiseite, um vor allem mit Frankreichs König erfolgreich konkurrieren zu können, ist mißlungen. Philipp der Schöne aber, gleichfalls in Geldnöten, hatte eine originellere Idee, zu Geld zu kommen, zu einer ungeheuren Menge von Geld, eine Idee, deren Umsetzung sich außerdem als weniger riskant erwies, jedenfalls für ihn – er beraubte und ruinierte die Templer.

Der Templerprozeß, ein monströses Justizverbrechen von Papst und König

    Im Morgengrauen des 13. Oktober 1307 ließ Philipp IV. der Schöne von Frankreich alle Templer seines Königreichs zur selben Stunde verhaften und ihren Besitz sequestrieren; man holte die Überrumpelten aus den Betten, noch bevor sie zum Schwert greifen konnten. Nur acht sollen entkommen sein – durch Selbstmord.
    Die Aktion war von langer Hand geplant und vorbereitet. Philipp hatte die Inquisition auf seiner Seite und die Theologische Fakultät der Pariser Universität. Seine ihm nächststehenden Helfershelfer waren der uns wohlbekannte Minister Nogaret und der königliche Beichtvater Guillaume Imbert, der Inquisitor Frankreichs. Ausgeschlossene vom Orden, Bestochene und sonstige Kreaturen hatten für die Herren belastendes Material gesammelt, und sofort nach Arretierung der Templer machte ein in Paris publiziertes Manifest deren »Verbrechen« bekannt.
    Schon das Schmierenbühnenpathos des Verhaftungsbefehls spricht für sich: »Ein trauriges Ereignis, wert der Verurteilung und Verachtung, an das zu denken sogar schon schrecklich ist; der Versuch es zu verstehen, ruft Schauder hervor; eine schändliche Erscheinung,

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