Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert
kamen um: »denn die ihnen bei ihrem Hinweg reichlich zugesteckt hatten, gaben ihnen auf dem Rückweg nichts«. 23
4. Kapitel
Der Kreuzzug gegen die Albigenser
»Ihr sollt danach trachten, den ketzerischen Unglauben auf jede Art und Weise und mit allen Mitteln, die Gott euch offenbaren wird, zu vernichten.«
Innozenz III. 1
»Vorwärts, ihr streitbaren Soldaten Christi! Zieht den Vorläufern des Antichrist entgegen und schlagt die Diener der alten Schlange tot! Bis heute habt ihr vielleicht für vorübergehenden Ruhm gekämpft: kämpft jetzt für ewigen Ruhm! Bis heute habt ihr für die Welt gekämpft: kämpft jetzt für Gott!«
Innozenz III. 2
»Der eigentliche Schlächter der Albigenser.«
Graf von Hoensbroech über Innozenz III. 3
»Tötet sie alle, Gott erkennt die Seinen schon!«
Der päpstliche Legat Arnald von Cîteaux und spätere Erzbischof von Narbonne, der Anführer des Kreuzzugs 4
»Was soll ich mehr sagen? Die unverzüglich Eindringenden töteten fast alle, von den Jüngsten bis zu Ältesten, und steckten anschließend die Stadt in Brand.«
Historia Albigensis 5
»Den Verteidigern des Ortes, mehr als 100, rissen sie die Augen heraus und schnitten ihnen die Nase ab. Einem von ihnen ließ man ein einziges Auge, damit er zur Verhöhnung unserer Feinde die übrigen nach Cabaret führe.«
Historia Albigensis 6
Den Kreuzzug gegen Byzanz, den ersten großen Kreuzzug gegen Christen, hatte Innozenz zunächst nicht gewollt, dann aber begeistert bejaht. Doch der Kreuzzug gegen die abendländischen »Ketzer« geht ganz und von Anfang an auf sein Konto, ist ganz seine Leistung, und wir können es ihm nicht genug anrechnen!
Die sogenannte Großkirche hat abweichende Glaubensrichtungen seit je schonungslos bekämpft; in der Spätantike nur publizistisch, nur verbal durch die vehemente Diffamierung von Menschen, die schon damals weniger als Sektierer, Dissidenten galten, denn als Teufelsdiener, als Vertreter satanischer Welten (I 2., 3., 4. Kap.!). Seit dem 4. Jahrhundert aber, seit man mächtig, gewaltfähig wurde, ging man auch mit aller Gewalt, mit Exil, Kerker, Raub und Mord gegen nichtkatholische Christen vor (vgl. etwa I 449 ff., 469 ff., II 257 ff., 385 ff., III 551 ff. u.o.).
So war bis zum Frühmittelalter der Weinberg des Herrn wunderbar bereinigt. In karolingisch-ottonischer Zeit gibt es »Ketzer« nur vereinzelt. Während die Häresie im Orient schon floriert, finden sich im Abendland kaum Spuren davon. Innerhalb eines halben Jahrhunderts, zwischen 970 und 1018, sind hier nur vier Fälle von Häresie bekannt, mehr zufällige, unorganisierte Episoden. Selbst zu Beginn des Hochmittelalters, im 11. Jahrhundert, begegnen erst kleine Häretikergruppen um einen Lehrer geschart, allerdings schon in den verschiedensten Teilen Europas, besonders in Nordfrankreich und Flandern: nicht eigentlich »Sekten«, noch kaum geformt, doch nach allen Zeitgenossen gekennzeichnet durch die völlige Verwerfung des Fleischverzehrs, des geschlechtlichen Umgangs und der kirchlichen Sakramente. 7
Die ersten mittelalterlichen »Ketzer« werden verbrannt
Geradezu als frühestes Beispiel eines Häretikers um die Jahrtausendwende gilt der Bauer Leutard aus Vertus in der Champagne, der unter Berufung auf die Bibel – »als ob er die Trennung auf Weisung des Evangeliums ausführe« – seine Frau verläßt, das Kreuz der Dorfkirche zerstört, seinem Anhang das Zehntgeben ausredet, bis er sich, von Bischof Gebuin II. von Châlons-sur-Marne als »Ketzer« entlarvt, in einen Brunnen stürzt.
Etwa zwei Jahrzehnte später wird eine mehr gnostisch geprägte Gruppierung aus der Oberschicht, dem »Intellektuellenmilieu«, auf der sogenannten Synode von Orléans (1022) verurteilt: Personen aus Adel und Klerus, Laien, Kanoniker, Lehrer der Domschule, Nonnen, sogar Etienne, der einstige Beichtvater der Königin Konstanze von Arles, die ihm jetzt noch, so königlich wie katholisch, mit einem Stock das Auge ausstößt. Diese Leute verwerfen Taufe und Kommunion, Priesterweihe, Messe, Sündenabsolution, die Ehe, das Fleischessen, auch Kirchenbauten und die Bischofsgewalt. Auf die Behauptung, Christi Auferstehung sei wirklich geschehen, entgegnen sie: »Wir waren nicht dabei, und wir können nicht glauben, daß das wahr ist.« Und sie bemerken zur Jungfrauengeburt: »Was gegen die Natur ist, ist niemals in Harmonie mit dem Schöpfer. «
Die Prälatenversammlung degradiert und verdammt sie im Beisein von König Robert II. »dem
Weitere Kostenlose Bücher