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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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Fristverlängerungen, neuen Aufschub, wie stets ungehaltener, widerwilliger der Papst sich auch dazu bereit fand. Doch es gab innenpolitische Schwierigkeiten, kirchenpolitische Differenzen, Rüstungsprobleme, Gesundheitsprobleme ... Und nicht zuletzt gab es auch gemeinsame Interessen, war man aufeinander angewiesen, so daß man, trotz aller Vorwürfe und scharfer Reaktionen, immer wieder den gänzlichen Bruch vermied.
    Ein für August 1221 vereinbarter Termin, zur Zeit der Katastrophe von Mansura unter dem Legaten Pelagius, verstrich ungenutzt, und viele, selbst die sonst so kaiserlich gesinnten Troubadours, beschuldigten den säumigen Herrscher, der sich denn auch beeilte, Honorius zu versichern, die »trauervolle Kunde« durchbohre sein Herz »mit dem Schwerte des Schmerzes ... O diese Schmach! die Söhne der Kirche fliehen vor den Hunden der Synagoge, und über dem Kriege des Herrn erhebt sich der Sieg Mohammeds!« Zwar beteuerte der Kaiser seinen brennenden »Eifer zu baldiger Hilfe«. Doch auch die darauffolgenden Treffen beider Christenhäupter mißrieten – im April 1222 in Veroli in den Abruzzen, an der Südgrenze des Kirchenstaates, und im März 1223 in Ferentino (Campanien), wohin auch die Hochmeister der drei Ritterorden zitiert worden waren sowie der Patriarch und der König von Jerusalem, letzterer so unbemittelt, daß ihm der Kaiser die Reise bezahlte. Im übrigen leistete Friedrich ein weiteres Mal seinen Kreuzzugsschwur, und der Papst nahm einmal mehr eine Verzögerung in Kauf, diesmal bis zum 24. Juni 1225, an dem es aber wieder zu keiner kaiserlichen Kreuzfahrt kam. Immerhin zwang man im folgenden Monat im Vertrag von San Germano Friedrich die eidliche Zustimmung ab, den Kriegszug im August 1227 anzutreten, widrigenfalls er ohne weiteres der Exkommunikation zuzüglich einer Konventionalstrafe in der riesigen Höhe von 100000 Unzen Gold verfalle – es war das Jahr, in dem Honorius III. starb. 32
    Nachdem Kardinal Konrad von Porto, ein Sproß aus dem Schwabengeschlecht der Grafen von Urach, die Papstwahl abgelehnt hatte, da er nicht von drei wählenden Vertrauensmännern, darunter er selbst, durch seine eigene Stimme Papst werden wollte, nahm die zweite Wahl, unter denselben Umständen, Kardinal Hugo (Hugolino) von Ostia, Graf von Segni, bedenkenlos an. Er war ein Neffe Innozenz' III., der ihn, kurialem Nepotismus gemäß (vgl. S. 51 f., 382 ff.), zum Kardinal und Dekan des Kardinalskollegiums gemacht hatte. 33

Gregor IX. (1227–1241) beginnt und der nächste Kreuzzug

    Der neue Papst war zwar schon alt, doch voller Tatkraft, Zähigkeit, an Energie und vielleicht auch an Verschlagenheit etwas dem Dogen Dandolo von Venedig, eher aber noch Innozenz III., seinem Verwandten (dritten Grades), ähnelnd, der für manche mit Gregor »wieder aus dem Grabe erstanden zu sein schien« (Wetzer/Welte).
    Der junge Graf hatte in Paris Theologie und Jura studiert, hatte als päpstlicher Legat unter Onkel Innozenz, unter Honorius III. zwischen 1207 und 1221 vor allem im Interesse des Kreuzzugs in Süditalien, der Toskana, der Lombardei, in Deutschland Erfahrungen gesammelt und sich als geschickter Politiker erwiesen. Dabei konnte er auch Charaktereigenschaften, Verhalten und Vorhaben jenes Mannes studieren, dessen Gönner er zwar als Kardinal gewesen, dessen größter Gegner er jedoch wurde und dessen Vernichtung er systematisch wie kein anderer betrieb, ohne sie freilich ganz zu erreichen, weil er darüber starb. 34
    Man sagte Gregor IX. zügellose Leidenschaft ebenso nach wie mystische Pietät; doch mag die mystische Pietät geheuchelt sein oder nicht, es ist stets eine der fatalsten Verbindungen in einem Pfaffenkopf. Hatte der Gedanke an den Kreuzzug den Vorgänger während seines ganzen Pontifikats beschäftigt und bis in seine letzten Tage hinein, begann Gregor IX., der noch, genau wie ein weltlicher Fürst, von den Bischöfen die Stellung von Soldaten verlangte, gleichsam mit dem Gedanken an den Kreuzzug zu regieren. Schließlich liefen die Vorbereitungen für den Orientkrieg gerade beim Amtswechsel auf vollen Touren. Gregor brauchte sie nur aufzunehmen und fortzusetzen, was er denn auch tat, wobei es ihm jedoch weniger um das Heilige Land ging, als um die Zerschlagung der staufischen Territorialmacht in Italien, letzten Endes um die Vernichtung Friedrichs II. überhaupt. Bereits in seiner Wahlanzeige, die er dem Monarchen am dritten Tag nach seiner Weihe schickte, spornte er ihn zum Kreuzzug an und drohte

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