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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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...«
    Der Heilige Vater ist unglücklich über den nun ausbleibenden großen Krieg und Sieg, über die getäuschten Hoffnungen der Gläubigen, die Vorwände des Kaisers. »Es schmerzt Uns, daß dieser von der Kirche so sorgfältig erzogene und so hoch erhobene Sohn jetzt auf so erbärmliche Art und Weise ohne Krieg bezwungen und ohne Feinde zu Boden geworfen und in Schmach und Schande versunken ist.«
    Der Heilige Vater protestiert, weil der Kaiser nicht in den Krieg zieht. Ein anderes Mal wird er protestieren, weil er in den Krieg zieht. Die Begründung aber, bemerkt Johannes Haller, »ließ die Gerechtigkeit so sehr vermissen, sie schlug den Tatsachen so offen ins Gesicht, die Maßregel selbst war mit solcher Eile ins Werk gesetzt ..., daß man sich nicht darüber täuschen kann: was der Papst da vorbrachte, war Vorwand, und das angebliche Verschulden des Kaisers nicht die Ursache, nur der Anlaß, der willkommene Anlaß für einen Schritt, dessen wirkliche Beweggründe ganz woanders lagen.«
    Sie lagen in der Rivalität zweier Mächte. Die beiden Führer der Christenheit wollten – so primitiv ist derartiges einfach – mehr Macht, und beide standen dabei einander im Weg. Dem Papst war Friedrich zu stark geworden, also suchte er die weitere Rückgewinnung kaiserlicher Gewalt in Italien, suchte er seine eigene Abschnürung durch ein Stauferreich im Süden wie im Norden um jeden Preis zu verhindern. Und ebendies begehrte Friedrich. Doch während er noch diplomatisch vorging, verhandeln wollte, wiederholt die Hand bot, operierte Gregor bereits mit nackter Feindschaft, mit dem Versuch, die Revolution zu entfesseln. Er empfing Friedrichs Gesandte nicht oder ließ sie nur verspätet zu, er durchkreuzte jede Vermittlung. Auch der zuletzt noch vorsprechende Erzbischof von Magdeburg hatte keinen Erfolg. Dagegen verkündete Gregor mehrmals Friedrichs Exkommunikation, verschärfte sie noch am 23. März 1228 (Gründonnerstag), indem er über alle Orte, an denen der Kaiser weilte, die Kirchensperre verhängte (interdictum ab ingressu ecclesiae), ihnen die Vornahme von Gottesdiensten wie die Teilnahme verbot. Auch drohte er mit der Entbindung seiner sizilisch-apulischen Untertanen vom Treueid und setzte überhaupt weiter alte und neue Anklagen in die Welt, wie evident ihre Haltlosigkeit auch war. Und als in den Abruzzen, im Norden des sizilischen regnum, an der Grenze zum Kirchenstaat ein Aufstand begann, fanden die Rebellen aus dem Papstland Unterstützung. Die erste große Auseinandersetzung zwischen Kaiser und Papst war entfacht und wurde von einer ausgedehnten publizistischen Propaganda beider Seiten begleitet. 37

Papst Gregor überfällt das Reich, während der Kaiser auf einem Kreuzzug weilt

    Friedrich hatte inzwischen seinen Kreuzzug vorbereitet, den der Papst ausdrücklich verbot und verhindern wollte, besonders durch einen Pakt mit den Lombarden, aber auch durch einen Putschversuch in Deutschland mit Hilfe eines welfischen Gegenkönigs, kurz, »auf alle Weise« (Seppelt). Kurios genug. Denn vordem hatte er den Kreuzzug ebenso strikt gefordert, wie er ihn jetzt verbot. »Derselbe Papst stellte Friedrich als Verbrecher dar, weil er den Kreuzzug nicht unternahm und weil er ihn unternahm« (Gregorovius).
    Der gebannte Kaiser stach gleichwohl, zu Gregors großer Überraschung, denn das Unterfangen war beispiellos, am 28. Juni von Brindisi aus mit vierzig Schiffen in See, freilich, wie ihm seine Kirche nachrief, nicht als Kreuzfahrer, sondern als »Pirat« – mag da der Unterschied auch gering sein (siehe Nietzsches Kreuzzugsdefinition als »höhere Seeräuberei«, wobei das Attribut noch generös ausfiel).
    Friedrich sicherte sich erst Zypern, den wichtigsten Kreuzfahrerstützpunkt, indem er dessen Herrn mit harter Hand unterwarf und eigene Besatzungen in die Burgen steckte; dann landete er Anfang September, von den Christen umjubelt, in Akkon. Doch obwohl er mit einem sehr geringen Aufgebot erschien – man spricht von tausend Rittern und einem mehrfachen »Pilger«-Kontingent –, obwohl ihm an Ort und Stelle nur Sizilianer, Pisaner, Genuesen sowie der Deutsche Ritterorden beistanden, während ihm die französischen Orden, die einander bald selber bekriegenden Templer und Johanniter, ebenso der vom Papst zum Legaten bestellte Jerusalemer Patriarch Gerald von Valence und überhaupt der durch ihn aufgehetzte Klerus immer heftiger widerstrebten, war sein Auftritt von Erfolg gekrönt, ein politischer Triumph.
    Friedrich

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