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Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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Dämon, der zu einem Manne geschickt ist, so daß also ein jeder für sich vom Fürsten der Dämonen den Auftrag hätte, Zauberei zu üben, indem einem jeden ein Engel zugeteilt wird, auch von den Bösen, sei es wegen der Häßlichkeit der Handlung, vor der ein einzelner Dämon zurückgeschreckt (denn in der folgenden Frage wird es ersichtlich werden, daß bestimmte Dämonen infolge ihrer höheren Rangordnung vor der Ausführung gewisser Handlungen und Unflätereien zurückschrecken), sei es, daß er unsichtbar an Stelle des Samens des Mannes seinen Samen, d.h. den er als Incubus empfing, dem Weibe gibt, dadurch, daß er sich unterschiebt.« 23
    Denn ist's auch Wahnsinn, hat es doch Methode.
    Hexe aber ist vor allem das Weib. Das steht für die Verfasser felsenfest, bedarf keines Beweises »da außer den Zeugnissen der Schriften und glaubwürdiger Männer die Erfahrung selbst solches glaubwürdig macht.« Die Erfahrung nämlich, daß die Weiber »in allen Kräften, der Seele wie des Leibes, mangelhaft sind«, »daß mehr unter den Weibern Ehebruch, Hurerei usw. sich findet«, daß bei ihnen alles »unersättlich ist«, »Alles ... aus fleischlicher Begierde« geschieht, die Öffnung der Gebärmutter »niemals spricht: Es ist genug«; »daß fast alle Reiche der Erde durch die Weiber zerstört worden sind«, daß sie »töten, weil sie den Geldbeutel entleeren, die Kräfte rauben und Gott zu verachten zwingen«; daß die Frau »immer täuscht«, »von Natur lügnerisch ist«, »nur ein unvollkommenes Tier ...« 24
    Und all dies und mehr wird natürlich durch die Heilige Schrift und die Sprüche der hl. Kirchenväter bestätigt: »Klein ist jede Bosheit gegen die Bosheit des Weibes.« »Ein schönes und zuchtloses Weib ist wie ein goldener Reif in der Nase der Sau.« »Es frommt nicht, zu heiraten. Was ist das Weib anderes als die Feindin der Freundschaft, eine unentrinnbare Strafe, ein notwendiges Übel, eine natürliche Versuchung, ein wünschenswertes Unglück, eine häusliche Gefahr ...« usw. 25
    Die Frau ist aber nicht nur eine häusliche, sie ist auch eine religiöse Gefahr, hat sie doch, wie der »Hexenhammer« schon an Stammutter Eva nachweist, »von Natur geringeren Glauben«; was überdies auch die Etymologie des Wortes für Frau lehre – »das Wort
femina
nämlich kommt von
fe
und
minus
(fe = fides, Glaube, minus = weniger, also femina = die weniger Glauben hat) ... Also schlecht ist das Weib von Natur, da es schneller am Glauben zweifelt, auch schneller den Glauben ableugnet, was die Grundlage der Hexerei ist.« 26

    Nun gibt es eine Gruppe von Frauen, den Autoren des »Hexenhammers« verhaßter als jede sonst: die Hebammen. Es erstaunt, daß der Fanatismus der Inquisitoren, ihre Verfolgungssucht gerade diese Frauen trifft. Sie können kaum schlecht genug gemacht werden. Ja, es wird schlicht behauptet: »Niemand schadet dem katholischen Glauben mehr als die Hebammen.«
    Wie kommt es zu solch ganz außergewöhnlichen Bezichtigungen?
    Gewiß, die Hexenhebammen schlürfen das Blut getöteter Knaben, sie fressen Kinder auf, sie kochen ihre eigenen und verschlingen sie, sie erzeugen Fehlgeburten oder opfern gerade Geborene »dem Fürsten der Dämonen, d.h. Luzifer, und allen Dämonen, über dem Küchenfeuer.« Und auch hierfür bedarf es keiner »Argumente«, wieder liegen doch »die klarsten Indizien und Erprobungen« vor, ist alles erneut »klarer als das Licht bewiesen.« So hatte eine Hexenhebamme in der Diözese Straßburg nach eigenem Geständnis »Kinder ohne Zahl« gemordet und eine andere Verbrannte aus der Diözese Basel bekannt, »mehr als vierzig Kinder in der Weise getötet zu haben, daß sie ihnen, sobald sie aus dem Mutterleib hervorkamen, eine Nadel in den Kopf durch den Scheitel bis ins Gehirn einstach«. 27
    Doch das alles weicht kaum von den sonst berichteten exorbitanten Scheußlichkeiten dieser Sammlung ab, reicht kaum aus, uns zu erklären, warum niemand mehr als die Hebammen, die »Hexenhebammen«, dem katholischen Glauben schaden.
    Gerade darauf aber gaben inzwischen zwei Deutsche, Gunnar Heinsohn und Otto Steiger, ein Human-und ein Wirtschaftswissenschaftler, eine Antwort in ihrem aufsehenerregenden Werk »Die Vernichtung der weisen Frauen« mit der zentralen These: »Das Ziel der Hexenverfolgung der frühen Neuzeit ist die Beseitigung von Geburtenkontrolle.«
    Heinsohn/Steiger gehen aus von der Bevölkerungskatastrophe des 14. Jahrhunderts, den abendländischen Ernährungskrisen,

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