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Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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Schwiegersohnes – »vor allem in den Kriegen gegen die Hussiten bewährt« (Handbuch der Europäischen Geschichte). Der bewährte Herzog, der einmal in Mähren fünfhundert Ortschaften niederbrennen ließ, rottete die Hussiten so rasend aus wie Zizka die Katholiken. Ja, jetzt machte man unter den beiden katholischen Fürsten sogar alles nieder, gleich ob Hussiten oder Katholiken. 27
    Damals, da Böhmen schon gänzlich ausgeplündert war, begannen auch die Raub- und Verwüstungskriege jenseits der Grenzen.
    Die Hussiten fielen in Österreich ein, in Ungarn, drangen weit ins ost- und mitteldeutsche Reichsgebiet vor, nach Sachsen, Schlesien, Franken, in die Oberpfalz, wo die Truppen des – nicht selten persönlich gegen die Feinde ziehenden – Würzburger Bischofs Johann II. von Brunn »schändlich hausen« (Wendehorst). Man stand gelegentlich fast vor den Toren Wiens, kam bis Preßburg, Torgau, Magdeburg. Ja, im Sommer 1433 gelangte Prokop bis zur Ostsee, bis Danzig, während man indes oft auch in Böhmen weiterstritt, wider Gemäßigte und Katholiken, gegnerische Burgen, feste Plätze berannte, durch den Zweifrontenkrieg die eigene Kraft zersplitternd; wie man sich auch auf deutscher Seite durch innerstaatliche Querelen, territoriale Streitereien schwächte.
    Nur anfangs schonten die Hussiten bei ihren, wie sie sagten, »herrlichen Kriegsfahrten« das unterjochte Volk der Nachbarländer, suchten sich sogar mit ihm gegen Klerus und Adel zu verbünden, »missionierten« mit Flugblättern, Manifesten. Bald aber überfielen sie die Ausgebeuteten genauso wie die Ausbeuter, wie Kirchen, Klöster, Burgen. Nach Eroberung der Festung Plauen, wo man zuvor hussitische Parlamentäre liquidiert hatte, rächten sich die Eindringlinge, »daß das Blut an die Wände und Balken sprang, das man noch heutzutage sieht«.
    Schreckenerregende Greuelnachrichten eilten den böhmischen Horden voraus, doch die Wirklichkeit soll die Schilderungen oft übertroffen haben. Ganze Städte und so viele Burgen, »als sich kaum zählen ließen«, gingen im Feuer au f. Aussig wurde verbrannt, Bayreuth wurde verbrannt, Guben in Flammen gesetzt, die Einwohnerschaft meist getötet, die Vorstädte von Leipzig, von Breslau verwandelten sich in Rauch. In Sachsen und Meißen äscherte man achtzehn Städte und vierzehnhundert Dörfer ein. Nur manche Orte widerstanden ungeschröpft den Stürmen, nur manche erkauften sich durch Riesensummen den Frieden, das königstreue Eger zum Beispiel, das reiche Nürnberg; es zahlte zwölftausend Gulden.
    Im allgemeinen aber machte man nicht viel Federlesens. Mit Feuer und Schwert streckte man in erbarmungslosen Vernichtungszügen die Menschen nieder, zerstörte ihre Behausungen, schoß Hunderte von Steinkugeln in zernierte Burgen, Städte, schleuderte Hunderte von Fässern mit Aas und Kot zur Vergiftung des Feindes über die Mauern. Man fing aus Fenstern Gestürzte mit Spießen und Heugabeln auf, schnitt Katholiken Kreuze (Hussitenkelche) in die Stirnen, briet Priester in Pechfässern oder stach sie am Altar ab. Man verwüstete das flache Land, übte die Taktik der verbrannten Erde, kam im Winter, und die Überlebenden starben an Hunger. Kurz, man ließ eine einzige Blut- und Leichenspur hinter sich, Tote »wie Garben auf dem Feld«.
    Auch zwang man mittellose Gefangene in den eignen blutigen Dienst. Man raubte massenweis' Herden, Tausende und Abertausende von Rindern, raubte Gold, Kleider, alles, was brauchbar, nützlich schien, und führte es auf hoch beladenen Wagen mit bis zu zwanzig Pferden als Vorspann in langen Trecks nach Böhmen, gelegentlich nach Polen, wo man es lukrativ verkaufte. 28
    Zwischen all den fürchterlichen Raub- und Mordaktionen kam es zu einer Reihe von größeren Auseinandersetzungen. So am 16. Juni 1426, als Prokop bei Aussig über ein etwa gleichstarkes Reichsheer unter dem Kurfürsten von Sachsen siegte; als Haubitzen und Handfeuerwaffen im Schutz der Wagenburg die angreifenden Deutschen zerfetzten, worauf man die Fliehenden zwischen brennenden Dörfern Richtung Erzgebirge trieb, niemandem Schonung gewährte, auch nicht den Scharen eingekreister Ritter, die kniend, die Schwerter in die Erde gesteckt, Pardon erbaten, ihn freilich zuvor den Hussiten selbst nicht gegeben hatten – Christen unter sich.
    Ähnlich wurde 1427 bei Mies und Tachau ein rund hunderttausend Mann starkes Kreuzheer, geführt von Erzbischof Otto von Trier und Friedrich I. von Brandenburg, gegen den Kamm des Böhmerwalds und

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