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Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt

Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt

Titel: Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Kanton Zug im Bett immer damit anfeuerte, was in ihrer retardierenden Aussprache allerdings nicht wie »Oh Leonid, oh Leonid!« klang, sondern wie »Oh! Leo! Nid!! Oh! Leo! Nid«, was ihn bis zur Erschlaffung irritierte.
    Von da an hatte er seine Freundinnen – nicht nur die aus der Schweiz – angewiesen, ihn nur noch Elvis zu nennen. Obwohl er auch mit diesem Namen unangenehme Erinnerungen verband, hatte ihn doch sein erster Trompetenlehrer bis zum Umfallen mit der Aufforderung »Elvis, press!« gequält, um seinem Instrument die hohen Töne zu entlocken.
    Doch mangels besserer Alternativen beließ er es schließlich bei Elvis-Leonid und verschwieg seinen Frauenbekanntschaften nur seinen Nachnamen.
    All das erzählte mir Joe, der das Murmeltier besser kannte als mancher andere, denn die Trompeten für den Plasmastar waren selbstverständlich Spezialanfertigungen aus Joes Werkstatt. Nachdem Joe seine Ausführungen über den Trompeter beendet hatte, fragte ich:
    »Wer von den Dreien wusste etwas von Schiebers Erfindung?«
    »Von dr Digtrom?«
    Ich nickte.
    »I glaub, bloß dr Drombeder selber.«
    »Das Murmeltier?«
    »Honderd Pungde!«
    100 Punkte – in der Tat.
    »Außerdem …«
    Joe senkte seine Stimme zu einem Flüstern und zog mich in eine Ecke, die zur Erprobung von Mundstücken konzipiert und daher schallgedämpft war.
    »Außerdem wollt’ er dem Langfried die Digtrom abkaufa!«
    Diese Aussage durchzuckte mich wie ein Blitz.
    »Er wollte ihm die Digtrom abkaufen?«, fragte ich noch einmal zurück. »Aber Schieber hatte die Erfindung doch noch gar nicht patentieren lassen!«
    »Eba drum!«, betonte Joe und erzählte mir, dass Elvis-Leonid wenige Tage vor dem Tod des Posaunisten bei ihm aufgetaucht war und ihm eine fünfstellige Summe für Schiebers Erfindung geboten habe.
    »Ich kaufe ihm sein Patent ab«, hatte er gesagt, und danach sollte es Joe für immer in der Versenkung verschwinden lassen. Doch Schieber war nicht darauf eingegangen, weil er ja …
    Joes Handy unterbrach ihn, und ich hatte Zeit, über das eben Gesagte nachzudenken.
    »Dr Schlagzeuger Vlad«, sagte Joe erklärend, als er das Gespräch beendet hatte, »er braucht en schwarze Umhang für sei kloine Trommel und a Baar schwarze Schtöck. Für d’ Beerdigung vom Vico.«
    Ich verabschiedete mich und bedankte mich für seine Informationen.
    Auf einmal hatte ich das Gefühl, auf der richtigen Spur zu sein.

Gruftmucke
    Drei Tage waren inzwischen seit dem lautlosen Ableben Vico Lahlas vergangen. Jetzt, unter der Woche, waren keine Auftritte angesagt, und das nächste Engagement von Pepe Plasma war die Gruftmucke 12 des Sängers. Bei den Beisetzungen der beiden anderen Dahingeschiedenen – Schieber und Bratvogel – hatte jeweils nur eine kleine Besetzung gespielt, beim Posaunisten Langfried ein Quartventilposaunistenquartett, beim Tenoristen Eiibii waren die berühmten drei Tenöre persönlich angetreten, um dem verschiedenen Bratvogel die letzte Ehre zu erweisen.
    Bei Vico jedoch, der sich als Entertainer bei Plasma in der Szene einen Namen ersungen und durch sein goldblondes Brusttoupet, das er unter der Tracht ebenso offen zur Schau trug wie seine Perücke auf dem Haupt, einen gewissen Kultstatus hatte, sollte das Orchester, oder was davon noch nicht ermordet war, in kompletter Besetzung aufspielen und die Trompeter einen dreistimmigen Satz anstimmen.
    Ich hatte in den Zeitungen vergebens auf ein Fahndungsfoto von mir gewartet. Selbst der Mord am Sänger der Kapelle war der überregionalen Presse nur eine kleine Meldung mit unspektakulärer Titelzeile Wert:
    Pepe ohne Lahla war dort zu lesen, und weiter:
    Das kurzfristige und im Programm nicht vorgesehene Ableben des Sängers Vico Lahla bescherte dem Publikum in Menzenschwand ein ungetrübtes Konzerterlebnis ohne vokale Störelemente. Die Kriminalpolizei geht von einem Tötungsdelikt aus. Mit viel Beifall bedacht wurde dabei die dem Anlass angemessene Programmauswahl, die ausschließlich aus instrumentalen Werken bestand und das Niveau des Abends in ungeahnte Höhen hievte. Gewalteinwirkung wird nicht ausgeschlossen.
    Das war’s. Kein Wort von einem Verdacht gegen den Flötisten, keine Warnung vor einem freilaufenden Mörder, keine Bitte an die Bevölkerung um sachdienliche Hinweise. Und wie gesagt: keine Fahndung nach mir!
    Zugegeben, das konnte mir nur recht sein, doch mich interessierte der Grund. Wollte mich Kommissar Donner in Sicherheit wiegen? Oder hatte sich am Ende ein

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