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Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt

Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt

Titel: Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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als der Mann, der seit Jahren ihre Instrumente wartete und so ihre ganz persönlichen Spleens kannte. Und so führte mich mein Weg einmal mehr zu Joe’s Music Outlet im Industriegebiet von Kluftern an der Knatter.
    Joe begrüßte mich in seinem sympathischen Bodenseeschwäbisch mit dem Musikantengruß.
    »Alles A-Dur?«, fragte er.
    Ich nickte. Kein Geld, kein Getränk, kein Gig. Drei Kreuze eben.
    »Ond? Duad d’ Piccolo no?«
    Ich bejahte. Die Piccoloflöte tat bestens. Joe verzog sein Gesicht. Offensichtlich hatte er ein Reparaturgeschäft gewittert, das ich ihm mit meiner Antwort zunichte machte.
    »Aber vielleicht kannst du mir in einer anderen Sache helfen?«
    Joe sortierte hinter seiner Ladentheke Klarinettenblätter. Diese kleinen Holzteilchen waren zur Tonerzeugung für Klarinettisten unverzichtbar und eine Wissenschaft für sich. Für die einen war es Kult, nur dieses eine und kein anderes Blatt zu verwenden, die anderen spielten alles, ob Plastik mit Vanillegeschmack oder auserlesenes französisches Superieurblatt, ›handgefertigt und approbiert‹. Nur ein Problem hatten sie alle: Klarinettenblätter nutzten sich ab wie Autoreifen und mussten von Zeit zu Zeit ersetzt werden.
    Joe sortierte seine Blätter in verschiedene kleine Kistchen, die Aufschrift verriet dem potentiellen Kunden den Zustand der Ware. Neu, einmal gebraucht, konzerterprobt und zugabengetestet war da unter anderem zu lesen, dazu verschiedene Geschmacksrichtungen von gärig und feinherb über Minze bis Totfisch.
    »Die gebrauchde Blädder vom Heini senn d’r Renner!«, erklärte er stolz. »Sauber aigwoichd (eingeweicht) ond durch den Alkohol hebat die bis anno Duback (halten die ewig)!«
    Eine letzte Handvoll Blätter mit leicht grünlicher Spielfläche landete im vierten Kästchen mit der Aufschrift geschmacklos , dann brachte er alle Kästchen zu den Soloblaskabinen, wo die Kunden ihre Blätter mit dem eigenen mitgebrachten Mundstück hinter schalldichten Türen ausprobieren konnten.
    Dieser Service für Klarinettisten war eine der herausragenden Leistungen von Joe’s Music Outlet und führte Holzbläser aller Altersklassen in den kleinen Ort im Bodenseehinterland. Sein Slogan ›Dein Ton wird fetter, nimmst du Joes Blätter‹ hatte sich in Fachkreisen längst herumgesprochen, und so kamen namhafte Klarinettisten von der Schweiz bis Friesland, um bei Joe ihre gebrauchten Blätter gegen die ihrer Konkurrenten einzutauschen.
    Es war wie beim Whisky: Was alt und gut abgelagert war, erzielte den besten Preis. Aber Joe hatte schon immer eine Nase für gute Geschäftsideen gehabt, und so hielt er nicht nur einen großen Vorrat an gebrauchten Klarinettenblättern bereit, sondern verkaufte sie auch in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen: à la Café, à la Cigarette oder à la Currywurst, je nach Vorliebe des Vorbesitzers.
    »Was für a andere Sach?«, fragte Joe mich jetzt.
    »Du kennst die Szene doch wie kein Zweiter. Was weißt du über Pepe Plasmas drei Trompeter?«
    »Wieso drei?«, fragte er zurück. »Der hot doch bloß oin, ond zwoi Fliiglherner.«
    »Ob Trompete oder Flügelhorn, das spielt keine Rolle. Was sind das für Typen?«
    »Durchknallt, älle drei! Hoh’s Blech halt. Viel Druck im Hirn. Gugg doch mol, wie die ’s G’sichd verquetsched bei de hohe Tön! Do gohd dr ganz Sauerschdoff ens Inschtrument, schdadd en’s Hirn! Des isch faschd wie bei de Oboischda.«
    »Trotzdem. Erzähl mir, was du über die drei weißt. Fang doch mit dem ersten Flügelhorn an.«
    »Dr Fritz? Eigentlich Friedrich. Friedrich C. Drey. C. steht glaub i für Clarence. Weil er doch so schielt. Ein genialer Flügelhornischd. Künschtlertyp. Kommd aus em Hotzawald. Musiklehrer an ra Musikschul’ im Schwarzwald. Meh woiß i ned.«
    »Hätte er Probleme, wenn die Digtrom auf den Markt käme?«
    »Dr Friedrich C. Drey? Des glaub i ned.«
    Der Fritz stehe eh kurz vor dem Ruhestand, meinte Joe. Der müsse sich über die vermeintliche Konkurrenz durch eine digitale Trompete keine Gedanken mehr machen.
    Also abhaken, dachte ich. Der Kreis der möglichen Täter schränkte sich ein, und wir kamen auf den zweiten Flügelhornisten zu sprechen. Jantje van Faare war – wie Joe jetzt ausführte – Holländer, mit Vorfahren, von denen ein Zweig afrikanisches Burenblut in den Adern hatte.
    Sein Großvater väterlicherseits stammte aus Südafrika und hatte als Walrufer gearbeitet. Ein Beruf, der ein Maximum an Musikalität voraussetzte, musste man doch ein

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