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Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt

Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt

Titel: Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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anderer Verdächtiger gefunden? Während ich noch darüber nachdachte, schepperte mein Handy. Kaum spricht man vom Fuchs, hängt er schon an der Bux.
    »Tsuval? Wo fteckft du?«, bellte Donners Stimme.
    »Am Handy«, antwortete ich wahrheitsgemäß und hoffte inständig, dass ich nicht über GPS zu orten war. Schon wollte ich auflegen, als er fortfuhr:
    »Haft mich gantf ffön an der Nafe herumgeführt, du Fpittfbube!«
    Spitzbube? Das klang eher freundschaftlich als nach Mordverdacht. Was war da los?
    »Wir haben den Mordverdacht gegen dich fallen gelaffen.«
    Hoppla! Das war aber schnell gegangen.
    »Einfach so?«, fragte ich vorsichtig. »Das ist doch eine Falle!«
    »Nein, daf ift die Wahrheit. Wir haben einen Tfeugen, der betfeugt, daff fich jemand in dein Tfimmer gefflichen hat, folang du bei Libufe warft.«
    »Und wer ist dieser Zeuge?«
    »Daf fage ich dir fpäter, nicht am Telefon. Kommft du heute Nachmittag tfur Beifettfung von Vico Lahla?«
    Unter diesen Umständen sprach nichts dagegen. Außerdem war ich neugierig, wen mir Donner als Zeugen für meine Unschuld präsentieren würde. Ich sagte zu, am Nachmittag auf dem Friedhof von Vicos Heimatdorf zu sein.
    Dem traurigen Anlass gemäß wählte ich den schwarzen Anzug und packte die Piccoloflöte ein. Sie war aus schwarzem Grenadillholz gefertigt und daher wie geschaffen für Gruftmucken. Mit hellen Flötentönen würde ich dem letzten Weg Vicos die nötige Leichtigkeit verpassen.
    Ich wusste vom Morgestraich in Basel, dass Pfeifen und Trommeln durchaus dazu beitragen konnten, eine melancholische Stimmung zu erzeugen. Ich rief den Schlagzeuger Vlad Vell an. Ein getragenes Piccolosolo, von einer gerührten Trommel begleitet sollte die Trauergemeinde erfreuen. Das war mein Plan, doch es sollte – wieder einmal – alles ganz, ganz anders kommen …

    Ackerlingen liegt dort auf der Alb, wo sich nichts als Landschaft erstreckt, so weit das Auge reicht. Die Landschaft um Ackerlingen als Einöde zu bezeichnen, wäre sicher leicht übertrieben. Es gab immerhin karge Wiesen, steinige Äcker und kahle Felder, die das Landschaftsbild auflockerten, und auf der höchsten Erhebung der Gemarkung, einer flachen Hügelkuppe, über die selbst an warmen Sommertagen ein kalter Wind pfiff, ragte stolz eine morsche Linde in den Himmel, an deren rissigen Stamm sich eine altersschwache Bank lehnte.
    Dies war die berühmte Teufelseiche, das Wahrzeichen der Region, an deren Fuß sich einst der Teufel mit seinen Hexen zum Tanz getroffen haben soll. Dass es sich bei der Teufelseiche in Wirklichkeit um eine abgestorbene Linde handelte, tat der Sage keinen Abbruch, und im Dorf war man stolz auf den alten Baum, der die Aufgabe hatte, anstelle eines fehlenden Schlosses, einer nie gebauten Burg, einer nie entdeckten Höhle oder eines nie gegründeten Klosters, die internationalen Touristenströme aus Kettenacker und Upflamör auf die Alb nach Ackerlingen zu locken.
    Mit dem Wohnhaus des berühmtesten Einwohners von Ackerlingen, Vico Lahla, hatte man schon eine zweite Touristenattraktion und jetzt, mit seiner letzten Ruhestätte auf dem örtlichen Friedhof, eine dritte.
    Am Morgen am Stammtisch im ›Ochsen‹ hatten sich Ortsvorsteher Seifferle, der Herr Pfarrer und der Mesner schon Gedanken gemacht, ob man künftig die Parkplatzsituation am Friedhof durch ein Parkhaus entschärfen und in der Nähe der Teufelseiche einen Busparkplatz bauen müsse, um den fernreisenden Bustouristen aus Japan und Indien, die auf ihren Reisen durchs Land dem Dreigestirn Triberg, Tübingen, Heidelberg nun noch Ackerlingen hinzufügen würden, Rechnung zu tragen.
    Der Ortsvorsteher legte sogar Pläne vor, die sich mit der Errichtung eines Freizeitparks um die Teufelseiche befassten, oder eines Wildparks, der nach Rückzüchtungserfolgen in Sibirien älblerische Urviecher wie geklonte Mammuts, Höhlenbären und Auerochsen in ihrer natürlichen Umgebung zeigen sollte.
    Bisher hatten solche Pläne in der Schublade gelegen, doch nachdem man nun mit der letzten Ruhestätte Lahlas endlich eine echte Attraktion hatte, nach der Nachbargemeinden wie Feldlingen und Wieshausen neidvoll schielten, kamen sie unverhüllt auf den Tisch.
    Vico Lahla war nicht nur als Ensemblemitglied von Pepe Plasmas Blasmusik ein berühmter, sondern auch ein allseits beliebter Bürger gewesen. Als Dirigent des Männergesangvereins und passives Mitglied der Musikkapelle und der Brieftaubenzüchter war er fest in das dörfliche Leben

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