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Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt

Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt

Titel: Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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integriert gewesen.
    Das Dorf auf der Alb schien an diesem Mittag wie ausgestorben. Als ich den kleinen Friedhof am Ortsrand erreichte, wusste ich, warum. Die komplette Bevölkerung und zahlreiche Neugierige aus der Umgebung schienen dort versammelt zu sein.
    Ortsvorsteher Traugott Seifferle hatte auf den Wiesen um den Gottesacker herum mit weiß-rotem Absperrband Parkplätze ausweisen lassen, die durch Trauerflor begrenzt waren. Männer mit schwarzen Binden an den Ärmeln wiesen die Besucher aus nah und fern ein und kassierten 1,50 Euro pro Fahrzeug. Dafür wurde der Parkplatz rund um die Uhr von der Freiwilligen Feuerwehr bewacht.
    Da der ›Ochsen‹ nur Platz für 24 Personen hatte (3 Tische à 8 – plus Stammtisch), wurde vom örtlichen Musikverein kurzerhand das Festzelt von der Kirbe erneut aufgestellt und bot so Platz für weitere 800 Gäste.
    Für Bewirtung sorgte die Kolpingfamilie, deren Frauen und Mütter seit Bekanntgabe des Beisetzungstermins Zopfbrot und Zwetschgenkuchen am Fließband buken, und der Kleintierzuchtverein, der aus dem vereinseigenen Fundus 213 halbe Hähnchen (ein halbes hatte der Herr Pfarrer für sich beansprucht), elf Rammler in Form von Hasenbraten und zwei Spanferkel beisteuerte.
    Auf der Bühne hatte der Zitherclub Dritter Mann Ackerlingen e.V. Aufstellung genommen, der nach der Beisetzung die Uraufführung der von Vico Lahla komponierten Frankfurter Messe in es-Moll plante, im Anschluss daran sollte für die Trauergemeinde ein bunter Nachmittag mit Choralvorspiel des Posaunenchors, einem Trauerspiel-Einakter der örtlichen Laientheatergruppe ›Vorhang zu!‹ und einer Schweigeminute für alle angeboten werden.
    Für Kinder hatte man ein historisches Kinderkarussell mit schwarzen Holzpferden aufgestellt und einen Süßwarenstand, der neben schwarzer Lakritze und gebrannten Trauermandeln auch kleine Blumengebinde, Miniaturkränze und Vicos letzte Autogrammkarte als Andenken verkaufte.
    Solchermaßen auf das außergewöhnliche Ereignis vorbereitet, wartete die Gemeinde vor dem Friedhof auf das Eintreffen des Hauptdarstellers, der auf dem Dach des schwarzen Smart schließlich den Spielort für den letzten Akt erreichte.
    12 Musikalischer Fachausdruck für das Musizieren bei Beerdigungen

Und ewig schweigt das Murmeltier
    Ich will nun aus Gründen der Pietät die detaillierte Schilderung der folgenden Ereignisse aussparen und mich auf die für den weiteren Verlauf des Falls relevanten Tatsachen beschränken.
    Vom Hügel aus, auf dem die Teufelseiche in den Himmel ragte, intonierte das Königsregister – gekonnt und professionell inszeniert – das main theme aus Man lebt nur zweimal , während sich im Tal der Sarg in die Gruft senkte. Trompetentrio tremolotrüb im tristen Trauerspiel. Ich hatte sie alle vor Augen, Elvis-Leonid Vraungnechd, genannt das Murmeltier, Friedrich C. Drey und Jantje van Faare.
    Nur für einen Moment ließ ich mich ablenken, als nämlich Constanze ohnmächtig zu Boden ging. Schon befürchtete ich einen neuen Mordanschlag, doch sie schlug schon wenige Sekunden, nachdem sie unsanft flach lag, wieder die Augen auf, um die Wirkung ihrer Showeinlage zu überprüfen.
    In diesen wenigen Sekunden musste sich oben an der Teufelseiche das Drama ereignet haben, das zur Dezimierung des Königsterzetts führte. Denn einer der drei kehrte nicht mehr von jenem Hügel zurück: Das Murmeltier war spurlos verschwunden!
    Als sich unten im Tal die Trauergemeinde ins Festzelt zum Leichenschmaus ergoss, setzte Jantje van Faare sein Flügelhorn an und gab den Kameraden an der Grube das Signal zum Essenfassen – zweimal lang, viermal kurz, einmal lang. Mit hungrigen Mägen machte er sich mit dem Kollegen Drey auf den Weg an den Trog, ohne auf den fehlenden dritten zu achten.
    So kam es, dass sich kein Mensch um den verschwundenen Trompeter kümmerte – außer mir. Allein auf Solopfaden schlich ich den Hügel hinan und fand mich im Schatten der Teufelseiche wieder, wo keine zehn Meter entfernt Elvis-Leonids Trompete golden im kurzen Wiesengras der Alb glänzte.
    Von ihm selbst weit und breit keine Spur!
    Was war hier geschehen?
    Ein neuer Mord?
    Oder hatte sich einer der Verdächtigen auf geschickte Weise aus dem Staub gemacht?
    Während ich noch darüber nachdachte, und meinen Blick über die trostlose Landschaft aus einzelnen Felsen, Wacholdersträuchern und weidenden Schafen gleiten ließ, sah ich eine Gestalt den Hügel emporsteigen. Den langen und dürren Umrissen

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