Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)
Schützen hüten und zugleich mit den Koordinatoren von der Navy auskommen konnten. Jeb kam nicht in Frage; er war Quäker und nicht bereit, eine Waffe in die Hand zu nehmen. Und Kris war nicht bereit, ihn ohne Waffe hinauszuschicken. Stattdessen meldete er sich freiwillig dafür, die Nacht hindurch im Lager zu arbeiten, damit die Lkw beladen wurden. Nachdem sie eine ordentlicheTagesleistung absolviert hatte, kehrte Kris zum Stützpunkt zurück, begleitet von Ester und zwei Frauen mit Knarren.
»Ich kann auf mich selbst aufpassen«, erklärte Kris der älteren Frau.
»Das weiß ich. Ich genieße einfach nur einen netten Spaziergang.«
»Ester, es hat den ganzen Tag nicht aufgehört zu regnen.«
»Ich weiß. Vielleicht gewöhne ich mich langsam daran.« Nach mehreren weiteren Versuchen von Kris, die von Ester ebenso munter und absurd abgewehrt wurden, verließen die Frauen Kris am Tor zum Stützpunkt. Kris erreichte die Kantine gerade rechtzeitig für die letzten Bissen, die unter Courtneys Anleitung ebenso schmackhaft ausfielen wie die ersten, die vom Backblech kamen. Der Colonel kam auf eine Tasse Kaffee herein, während sie sich gerade setzte. Er gesellte sich zu ihr.
»Ihnen wurde eine neue Unterkunft zugewiesen.«
»Sir, denken Sie nicht, dass das ein bisschen weit geht?«
»Beschweren Sie sich bei Ihrem Freund Lien. Er wollte die Highlander in einem geschlossenen Block unterbringen, damit die Unteroffiziere ihre Leute aus Schwierigkeiten heraushalten können. Dazu hat er Millie angewiesen, Ihnen eine neue Unterkunft zu geben.«
»Ich dachte, die Highlander wären verspätet.«
»Das sind sie, aber dieser andere Grünschnabel von Ensign hat es noch nicht erfahren.«
Oder steckte mit einem gewissen gerissenen Colonel unter einer Decke. »Meine alte Unterkunft bleibt heute Nacht frei?«
»Und die anderen ringsherum. Wobei wir dafür gesorgt haben, dass die Putzleute zwar von Ihrer Verlegung erfuhren, aber nicht, wo Sie künftig wohnen.«
Kris konnte dagegen nichts einwenden, solange niemand sonst zum Opfer einer Rakete wurde, die für sie gedacht war. Tommy saß am Aufnahmeschalter und erwartete sie dort, als siedie Unterkünfte erreichte. »Der Colonel hat mir erzählt, was du getan hast. Danke.«
»Ich habe gar nichts getan«, log Tommy und grinste dabei sommersprossig. »Hier ist dein Schlüssel. Du wohnst im ersten Obergeschoss. Hoch genug, um kein allzu leichtes Ziel abzugeben, und tief genug, damit niemand in der Stadt freie Schussbahn hat.«
Und so genoss Kris ganz ohne eigenes Zutun eine ungestörte Nachtruhe.
15
K ris kam sich wie eine unregistrierte Wählerin am Wahltag vor, als sie am nächsten Morgen in allzu frühem Dunkeln ihr Frühstück herunterschlang. Fresspakete fürs Mittagessen wurden an alle ausgegeben, sogar diejenigen, die nicht hinausfuhren, was, wie Kris später herausfand, weniger als ein Dutzend Personen waren; selbst Spens und die drei Verletzten mitgezählt, die nach Kris’ erster Ausfahrt ins Land immer noch auf der Krankenstation lagen. Der Colonel entleerte das HQ regelrecht für den heutigen Tag.
Kris eilte zum Lager, um dafür zu sorgen, dass keine Fehler in letzter Minute gemacht wurden, was auch kaum geschah, und um sich von praktisch jedem zu verabschieden, den sie auf diesem Planeten kannte. Sogar Courtney hatte einen Konvoi; das Abendessen wurde der Obhut Tommys übertragen, unterstützt durch einheimische Köche.
Als sich der Betriebshof geleert hatte, sah Kris bei Jeb herein. Ihr erster Vorarbeiter versicherte ihr, dass er und seine Zivilisten die Landungsboote aus der Bucht ziehen, die Ladung ins Lagerhaus überführen und zu den Lieferungen für die morgigen Versorgungsfahrten zusammenstellen würden. Kris blickte in den schlimmsten Regen hinauf, den sie seit der Ankunft auf diesem Planeten erlebt hatte, und wies Jeb an, seine Arbeitstrupps nicht in Gefahr zu bringen. »Dafür habe ich ja die Schützen.« Er war vielleicht Quäker, aber er hatte keine Einwände dagegen, dass bewaffnete Männer und Frauen den Zaun des Lagers abschritten.
Als Kris zum HQ zurückkehrte, fiel ihr auf, dass ihr Leutefolgten, dieselben zwei Frauen, die sie gestern Abend zusammen mit Ester begleitet hatten. Sie folgten ihr nicht durchs Tor auf den Stützpunkt, das heute von einer einsamen Navy-Wache gehütet wurde, sondern schlossen sich dem halben Dutzend bewaffneter Zivilisten an, die den Zaun des HQ patrouillierten.
Kris sah auf der Krankenstation vorbei; Doc und ein
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