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Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Titel: Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Shepherd
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klang dabei ganz nach dem Lehrer, bei dem sie Einführung in die Politikwissenschaft gehabt hatte. Kris wusste immer sofort, wenn sie beim Austausch von Argumenten den Kürzeren zog.
    »Nelly, ruf ein Taxi.«
    Zwei Minuten später waren sie unterwegs zum Scriptorum, dem einzigen Treffpunkt, den Kris Tru hatte nennen können, ohne den Namen tatsächlich auszusprechen. Tru schien ebenso wenig geneigt wie Kris, dem öffentlichen Netz zu vertrauen. Jack führte sie in eine schlecht beleuchtete Ecke, gewöhnlich für junge und unruhige und verliebte Kunden reserviert; so früh am Tag war sie noch nicht besetzt. Kris und Jack setzten sich mit dem Rücken zur Wand. Tommy blickte finster und nahm denStuhl zwischen Kris und der Eingangstür. »Gefällt er dir nicht?«, fragte Kris.
    »Ich sitze ungern mit dem Rücken zu jemandem, der vielleicht auf dich schießen möchte«, sagte Tommy und warf einen Blick über die Schulter.
    »Zappeln Sie nicht herum und drehen Sie sich nicht um«, wies Jack ihn scharf an. »Keine Sorge, ich passe auf. Unsere größte Sorge ist ein Nachrichtenfuzzi, der mit der Kamera auf sie schießt. Der Himmel weiß, warum.«
    »Der Himmel weiß, warum sie keine Schusswaffe benutzen?«, fragte Kris.
    »Ich bezweifle, dass Sie sich heute um einen Attentäter sorgen müssen. So kontrovers ist die Politik des Premierministers auch wieder nicht«, erklärte Jack ihr und ahnte anscheinend nicht, dass Kris keinen Scherz gemacht hatte, als sie von drei Anschlägen auf ihr Leben sprach. Nun, der Premierminister war es ja auch, auf den Jacks Informationen zurückgingen. Kris hätte den Agenten gern auf den aktuellen Stand gebracht, aber er sprach weiter über die allgemeine Lage, und das war interessant.
    »Derzeit weiß niemand, was geschehen wird. Die Leute, für die viel Geld auf dem Spiel steht, kommen damit gar nicht klar. Sie möchten immer schon wissen, in welche Richtung sie springen müssen, ehe es so weit ist. Aber das haben Sie ja schon von Ihrem Vater gelernt.«
    »Und manche hätten gern den Daumen auf der Waage, die angibt, in welche Richtung wir alle springen werden«, schloss Kris diese Feststellung ab.
    »Die Expertin in diesen Dingen sind Sie.« Der Agent zuckte die Achseln.
    Kris bestellte eine Runde alkoholfreie Getränke, als die Bedienung kam. Es war derselbe junge Mann wie das letzte Mal, aber er schenkte ihnen in ihrer Frühlingsuniform der Studenten keine Beachtung. Tru traf zum selben Zeitpunkt ein wie die Getränke. Sie glitt auf den freien Stuhl und rückte ihn an die Wand, damit Jack weiter freie Sicht hatte. In Hose und Sweatshirt mit einem seit zwanzig Jahren überholten Universitätslogo sah sie ganz nach alter Professorin aus. »Schön, euch zu sehen«, sagte sie. »Hattet ihr einen schönen Urlaub?«
    »Reisen erweitert die Perspektive erheblich«, bemerkte Kris. »Schön, wieder dort zu sein, wo die Sonne scheint.«
    »Genau. Nur war ich zu stark mit örtlichen Ereignissen beschäftigt, um mich auf dem Laufenden zu halten, was du so unternommen hast. Warum genau mussten wir uns hier treffen?«
    Kris hätte sie am liebsten angeschrien und ihr erklärt, dass Olympia und Willies Tod und all die Zivilisten, die sie getötet hatte, sehr wohl die Zeit der Menschen wert waren. Trotzdem musste der faire Teil in ihr zugeben, dass ihre persönlichen Mühen auf jenem durchnässten Planeten kaum von Bedeutung waren, wenn gerade die ganze Menschheit darum rang, sich für eine Seite zu entscheiden und sich darüber schlüssig zu werden, ob man in Frieden seiner getrennten Wege gehen oder die Sache mit einem langen, blutigen Krieg klären wollte. Kris holte zwei Impffläschchen aus ihrer Gürteltasche und reichte sie Tru über den Tisch hinweg. Tru nahm sie entgegen, hielt sie ins Licht und runzelte die Stirn.
    »Was ist das?«, fragte Kris Tru.
    »Offensichtlich nicht das, was auf den Etiketten steht.«
    »Nein. Fünfzigtausend formbare Boote aus Flüssigmetall wurden hergestellt. Die sechs, die bei meinem kleinen Abenteuer abseits der Dinge auftauchten, erwiesen sich als die ersten aus dieser Produktreihe, die die eigenartige Tendenz zeigten, sich bei der dritten Umwandlung in flüssiges Quecksilber zu verwandeln. Das da sind kleine Proben von etwas, das in einem Augenblick noch ein fünfhundert Kilo schweres Boot gewesen war und im nächsten Moment nur noch ein Haufen Metalltröpfchen in einer Pfütze.«
    »Lässt einen also ohne Paddel und Boot in einem Fluss zurück«, nutzte Tru die

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