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Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Titel: Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Shepherd
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Blick auf die Armbanduhr geworfen, hätte ich es glatt versäumt. So blieb mir nur, einfach alles anzuziehen, was gerade greifbar war, und herbeizueilen. Ihr müsst mir wirklich erst mal Gelegenheit geben, Luft zu holen.«
    »Darling, du siehst himmlisch aus«, sagte Tru und gab ihr einen leichten Kuss auf die angebotene Wange. »Dein atemloser Sturmlauf hat dich hergeführt, ehe wir anfangen konnten. Frau, du bist ein Wunder!« Aus ihren Gesprächen unter vier Augen wusste Kris, was Tru an Mutter so wundersam fand: ein Relikt aus dem Mittelalter. Wie es möglich war, dass eine Frau ins dreiundzwanzigste Jahrhundert geboren wurde und Mutters Rolle spielte, erstaunte alle Welt, die ihr begegnete   – nur kannte Kris etliche weitere reiche Frauen, die perfekt in Mutters Schema passten. Nie im Leben werde ich so sein , schwor sich Kris. Nicht überraschend kam, dass Mutter nur ein Nicken für Kris übrig hatte.
    Tru, die nicht viel von formlosem Klatsch hielt, faltete die Hände und begann. »Wie ihr wisst, hat Kris kürzlich einen Rettungseinsatz geleitet.«
    »Ja.« Vater nickte.
    »Nein«, hauchte Mutter erschrocken. »Es war doch nicht gefährlich, Darling? Nach allem, was wir durchgemacht haben, als   …« Der Satz verstummte frühzeitig, wie immer, wenn Eddys Name vielleicht hätte fallen können.
    »Mutter, natürlich nicht«, füllte Kris unverzüglich die Leere, die durch die unvermittelte Stille entstand, und bemühte sich um genau den richtigen Tonfall, der ihre Worte jedem Zweifel entzog.
    »Ich denke, wir sollten uns alle setzen«, schlug der Premierminister vor und deutete auf einen dicht mit Meldungen beladenen niedrigen Tisch zwischen abgenutzten Sofas und Sesseln, wo er sich mit seinen engsten Mitarbeitern besprach. Vater nahm den Schaukelstuhl am Kopfende des Tisches, eine Vorliebe, die er sich zugelegt hatte, nachdem er über einen anderen Politiker las, der schon in jungen Jahren den Gipfel der Macht erklommen hatte. Im Gegensatz zu vielen anderen seiner Marotten, die er so schnell wieder fallen ließ, wie Mutter die Mode wechselte, blieb der schlichte Schaukelstuhl aus Holz erhalten. Er tat seinem schlimmen Rücken gut. Mutter setzte sich in den übertrieben gepolsterten Ledersessel am anderen Ende, womit die beiden Sofas dazwischen für die anderen blieben. Kris hasste es, wenn ihre Mutter das tat, denn sie musste dann ständig den Kopf drehen, um darüber im Bilde zu bleiben, wie beide auf jeweils das reagierten, was der andere sagte.
    »Was ist mit diesem Rettungseinsatz?«, beharrte Mutter. »Wenn er nicht gefährlich war, wieso wurde dann die Navy dazu aufgefordert?«
    »Liebling, die Navy würde unsere Tochter niemals in Gefahr bringen«, versicherte Vater ihr. »Ich habe das ganze Ereignis im Netz verfolgt.« Er hatte Kris von der Familienroutine erzählt, die er bei der Suche nach Nachrichten fuhr, seit Großvater Alex etwas mit Nuu Enterprises angestellt hatte, was Vater große politische Schwierigkeiten eintrug. Großvater war vom Amt desPremierministers zurückgetreten und hatte von seinem Sohn verlangt, den Parlamentssitz aufzugeben. Vater hingegen hatte sich nicht nur geweigert, aus der Politik auszuscheiden, sondern hatte sogar alle seine Parteiverbindungen ausgequetscht, um selbst der nächste Premier zu werden. Seither hatten beide kein Wort mehr miteinander gewechselt.
    »Du wusstest alles darüber und hast mir nichts erzählt?«
    Kris blendete den sich anschließenden Wortwechsel aus; sie hatte dergleichen schon zu oft mitgehört. Während Mutter und Vater ihre jeweilige Theatralik abspulten, räumte Tru Platz für den erbeuteten Computer frei und verband dessen funktionierenden Bestandteile mit der Tischstation.
    »Leider muss ich dir widersprechen, Herr Premierminister«, sagte Tru leise in einer Pause von Mutters und Vaters Austausch der Klischees.
    »Nein!«, tönte es von beiden. Jetzt genoss Tru die Aufmerksamkeit aller.
    »Ehe ich zum Kern der Sache komme, möchte ich erst mal erläutern, womit wir es hier zu tun haben«, sagte Tru und deutete auf die Computerteile, die auf dem Tisch arrangiert waren. »Dem Äußeren nach haben wir hier einen sehr alten, billigen und ramponierten Handgelenkcomputer   … und das täuscht gewaltig. An der Innenseite des Gehäuses verteilt finden wir das Allerneueste an selbstorganisierender Computerhardware. Die Kosten, die allein das verschlungen hat, erreichen schon das Mehrfache des geforderten Lösegelds.« Tru warf unter

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