Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)
zurückverfolgen, wäre sie damit erledigt. Sie würde nie mehr wiedergewählt werden«, erklärte der Chef einer solchen Regierung.
»Er hat einen Jungen ungefähr in deinem Alter, Kristine«, fuhr Mutter fort. »Du solltest ihn kennenlernen.«
»Ich weiß, Mutter. Du hast ihn ja nur eine Million Mal erwähnt.«
»Habt ihr Kris schon von den Peterwalds und Longknifes erzählt?«, fragte Tru leise.
»Ich habe ihr oft davon erzählt«, beharrte Mutter.
»Nein«, antwortete Vater. Mutter blickte ihn fragend an, aber seine Augen ruhten fest auf Tru. »Es wurde nie bewiesen, dass die Peterwalds irgendetwas mit dem Krieg oder dem Drogenhandel zu tun hatten. Nur weil Greenfeld gewöhnlich in jeder wichtigen Frage eine Gegenposition zu Wardhaven einnimmt, kann man ihnen noch lange keine persönlichen Motive unterstellen.«
Tru schüttelte den Kopf. »Jemand hat vor dem Krieg schon die Unity finanziert. Du kennst doch die Geschichte. Auf den unteren Ebenen herrschte zu viel Korruption. Urm nahm kaum Steuergelder ein, aber er hatte trotzdem von Jahr zu Jahr mehr. Als Wardhaven und die Longknifes dem Drogenhandel das Genick brachen, löste sich das Vermögen der Peterwalds in Luft auf und die Familie floh nach Greenfeld. Ray hat sie dann gezwungen, auf Elysium zu verzichten, nachdem der Vertrag von Wardhaven die Expansion der Menschheit eingeschränkt hatte. Du musst mir darin beipflichten, dass die Longknifes die Peterwalds um eine Menge Geld gebracht haben.«
»Ja.« Der Premierminister war inzwischen aufgestanden und marschierte schweren Schritts auf dem blauen Plüschteppich auf und ab. »Das beweist jedoch gar nichts. Nicht der Schnipsel eines Beweises liegt vor, der vor einem Gericht standhielte.« Er warf sich zu Tru herum. »Gute Frau, ich muss im Rahmen der Gesetze handeln!«
Tru blickte auf die Tischfläche und las davon ab: »Wir haben das gewünschte Schiff. Dieses Schiff war die Taifun , auf der deine Tochter dient. Ein Marine Lieutenant war zum fraglichen Zeitpunkt nicht an Bord. Gewöhnlich würde ich denken, dass das ein sehr guter Grund wäre, ein anderes Schiff zu schicken.«
»Der Skipper wollte diesen Einsatz unbedingt«, warf Tommy ein. »Auf der Station lief das Gerücht um, er hätte seinen ganzen Einfluss bei Commodore Sampson geltend gemacht, um ihn zu kriegen.«
»Für einen Krieger verständlich«, stimmte Tru zu. »Trotzdem denke ich mir, alle wussten auch, dass Kris an Bord war und dass Thorpe ihr ganz schön zusetzte.«
»Woher wusstest du es?«, fragte Kris.
»Dass ich Leiterin der informationellen Kriegsführung war,heißt noch lange nicht, dass ich nur vor Computern gesessen habe. Ich kenne auch einige zupackende Krieger, die den Geruch von Pulverdampf lieben … und die einfach herausfinden mussten, ob du auch eine Kriegerin bist oder einfach nur die von Zuhause ausgerissene Tochter eines Politikers. Wäre er Politiker, hätte er dich mit Samthandschuhen angefasst. Ein Krieger hätte dir ordentlich Dampf gemacht.«
»Er hat mir Dampf gemacht«, murrte Kris.
Tru wandte sich an Vater. »Wenn ich diese Einzelteile zusammensetzen konnte, dann kann es jeder andere auch. Der Tod eines kleinen Mädchens und einer Longknife im Zuge einer fehlgeschlagenen Entführung hätte sämtliche Randwelten in Aufruhr versetzt. Interne Pässe, die den Reiseverkehr zur Erde und den Sieben Schwestern einschränken, wären auf Zuruf eingeführt worden. Die Society wäre in allen Punkten, außer dem Namen nach, zerstört gewesen.«
»Wer hat irgendetwas davon gesagt, dass das kleine Mädchen sterben sollte?« Kris versuchte, Tru zu bremsen. Ihre Worte hatten Kris schier den Atem geraubt.
»Entschuldige, ich hatte es vergessen. Du hast Plan B noch gar nicht gesehen.« Tru murmelte etwas vor sich hin, und das Display in der Tischfläche veränderte sich. »Es überrascht kaum, dass ich keinen Hinweis auf Plan B im Computer gefunden habe. Auch keinen Plan A. Allerdings weist das Polizeiverzeichnis der Fundsachen in der Jagdhütte zwei interessante Positionen auf. Die erste sind zwei Kilo starker Sprengstoff, tief in einem Rucksack versteckt, in den man die Kleidung des kleinen Mädchens gestopft hatte, zusammen mit einem Funktransponder und Zünder. Die zweite ist ein Richtstrahlfunkgerät, eingestellt auf dieselbe Frequenz wie der Sprengstofftransponder. Soweit ich mich erinnere, hatten die Entführer um ein Shuttle verhandelt, das sie zu einem Sternenschiff bringt, welches sie anschließend zu einem
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