Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)
baute sich über ihren beiden liebsten Älteren auf. »Was für ein Computer ist das? Ich habe so etwas noch nie gesehen.«
»Das wirst du auch noch ein paar Jahre lang nicht«, versicherte ihr Tru. »Selbstorganisierende Schaltungen werden tragbare Computer wie meinen Sam und deine Nelly revolutionieren, aber die Preise sind unvorstellbar. Einige meiner Freunde benutzen so etwas für verdeckte Einsätze.«
»Einsätze wie diesen?«, fragte Tommy.
Tru lehnte sich zurück und musterte die Gegenstände auf ihrem Küchentisch, als sähe sie sie zum ersten Mal. »Ja, wie diesen Einsatz.«
Die sich anschließende Stille wurde von zwei Pieplauten durchbrochen. Kris wandte sich dem Herd zu. Sie hatte sich daran erinnert, wie man den Timer einstellte. Tru widmete sich wieder dem Zentrum ihrer aller Aufmerksamkeit. Kris traf gerade Anstalten, das nächste Dutzend Plätzchen aufs Backblech zu packen.
»Lass das«, kommandierte Tru. »Stell den Teig in den Kühlschrank. Schalte den Herd ab und wickle die Plätzchen in eine Serviette. Wir gehen jemanden besuchen.«
»Wo?«, fragte Harvey.
»Im Haus Nuu. Kris muss mit ihren Urgroßvätern Ray und Trouble reden.«
7
W ir können sie doch nicht belästigen!«, rief Kris und schluckte schwer.
»Du vielleicht nicht«, entgegnete Harvey unverblümt und steckte den Datenleser ein.
»Ihre Urgroßväter müssen Kris über ein Stück Familiengeschichte informieren«, sagte Tru und platzierte die Computerteile sorgsam in einer Stasisbox, die sie aus einer Schublade unter dem Tisch genommen hatte. »Sie halten sich im Haus Nuu auf. Also fahren wir ins Haus Nuu.«
»Aber sie haben Wichtiges zu tun!«, flehte Kris. »Wir dürfen sie nicht stören.«
»Wichtiger als dein Leben?«
Harvey griff ein, ehe sich Kris schlüssig wurde, wie sie darauf reagieren sollte. »Tru, du wirst keinen Zugang zu Haus Nuu erhalten. Dort wimmelt es von Marines. Sie unterziehen jeden Besucher und dessen Legitimation einer Sichtprüfung vom Typ 1. Mit deiner ganzen elektronischen Magie wird es dir nicht gelingen, am ersten motivierten Marine mit seiner M-6 vorbeizukommen.«
»Die sind aber altmodisch, wie?«, seufzte Tru und klappte die jetzt voll bepackte Stasisbox zu.
»Sehr altmodisch«, bekräftigte Harvey.
»Dann müssen wir es anderswo probieren. Harvey, fahre uns zur Residenz des Premierministers.«
»Nein!«, quietschte Kris, aber ihr Chauffeur war schon unterwegs zur Tür, Tru auf den Fersen. »Wir können nicht den Premierminister stören! Er hat einen engen Zeitplan. Wir könnennicht einfach bei dem Mann hineinplatzen, der den Planeten regiert.« Meine Güte, wie gut Kris das wusste!
»Er wird Lücken in seinem engen Zeitplan finden.« Tru blieb stehen, und ihre Lippen bewegten sich, während sie lautlos mit Sam kommunizierte. »Er hat es sogar schon. Deine Mutter auch.«
Kris lief Tru nach, wiederum gefolgt von Tom. »Meine Mutter? O nein! Ihr gesellschaftlicher Terminplan weist bis zum nächsten Neujahr nie eine Lücke auf. Außerdem möchtest du wirklich nicht mit meiner Mutter reden.« Kris versuchte, leise zu lachen, aber was herauskam, klang sogar für sie mehr nach einem entsetzten Kichern. »Warum möchtest du überhaupt mit einem von beiden reden?«
Tru und Harvey hatten schon den Aufzug erreicht. Kris und Tom beeilten sich, noch mit hineinzudrängen, ehe die Tür zufuhr. Eine Frau, die einen Zwergpudel auf den Armen trug, stieg in der nächsten Etage ein. Die Fahrt nach unten verlief schweigsam.
»Worüber, denkst du, musst du mit Mutter und Vater reden?«, fragte Kris, während sie sich mühte, mit Harveys forschem Tempo im kühlen Schatten der Tiefgarage Schritt zu halten.
»Dein Leben!«, blaffte Tru und setzte sich auf den Beifahrersitz. Damit blieb Kris und Tom die Rückbank.
Während sich alle anschnallten, versuchte Kris weiterhin, die Fahrt aufzuhalten. »Okay, der Einsatz hätte schiefgehen können. Das gehört zum Risiko, das man eingeht, wenn man die Uniform anzieht. Ja, ich möchte mit dem Premierminister über diese Technik reden. Aber ich hatte vor, ihn mal auf die Seite zu nehmen, wenn er gerade gute Laune hat. Vielleicht, wenn er mir diese Medaille anheftet. Es hat ja keine Eile«, beharrte sie. »Gott, man platzt doch nicht einfach bei meinem Vater hinein, und schon gar nicht bei meiner Mutter!« Auf gar keinen Fall. Man wendet sich erst an ihre Leibsekretäre. Überzeugt sich von i hrer aktuellen Laune. Dann vereinbart man einen Termin. Man lernt einige
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