Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)
Ziel ihrer Wahl befördern sollte.«
»Hätte der Anführer es so einrichten können, dass er selbst nicht an Bord des Shuttles war, dann wäre er in der richtigen Position gewesen, um das Shuttle im Steigflug zu sprengen«, flüsterte Kris langsam.
»Das ist jedenfalls die passende Technik dafür«, stimmte ihr Tommy zu. »Hätte er ihn hochgejagt, unmittelbar ehe er den Orbit erreichte, wären die Bruchstücke auf die Hälfte Sequims hinabgeregnet.«
»Das sind alles nur Vermutungen!«, blaffte der Premierminister.
»Das alles hat nichts zu bedeuten«, sagte Mutter kalt.
Es bedeutete etwas für jemanden. Jemanden, der Kris und ein kleines Mädchen hatte umbringen wollen. Wer hätte aus dieser gescheiterten Entführung Kapital geschlagen? Kris wusste es nicht, was diese jüngste Entführung auf Sequim anbetraf. Sie wollte allerdings herausfinden, wer es in dem Fall vor zehn Jahren gewesen war. »Vater, wer hat dir angeboten, das Lösegeld für Eddy aufzubringen?«, fragte sie in die sich vertiefende Stille hinein.
»Kristine Anne!«, raunzte Mutter.
»Das reicht, junge Frau!« Vater fuhr hoch.
»Herr Premierminister, Ihr nächster Termin wartet«, ging die Meldung über Interkom ein.
»Schicken Sie ihn gleich herein«, sagte der Premier. Mutter lief mit rauschenden Petticoats zum Privatausgang und kramte dabei in ihrer Tablettenschachtel. Sie holte zwei, nein drei der rosa Pillen hervor und schluckte sie. Kris schüttelte den Kopf; Mutter erinnerte sich später vermutlich überhaupt nicht mehr an diese Begegnung. Tru sammelte ihre Computerteile ein, während Kris und Tom aufstanden. Als die Tür hinter Kris’ Mutter ins Schloss gefallen war, hielt Vater Tru sein Gesicht vor die Nase. »Trudy, diesmal bist du zu weit gegangen. Ich habe mit sechshundert Welten zu kämpfen, die auseinanderfliegen. Ichkann es nicht gebrauchen, dass du auch noch die eigene Familie gegen mich aufbringst. Wenn ich dieser Frau im kommenden Monat auch nur ein einziges Wort entlocke, kann ich von Glück reden«, ergänzte er mit einem kurzen Blick auf die Tür, durch die seine Frau gerade gegangen war. Dann wandte er sich Kris zu, das Gesicht kalt vor Zorn. »Du, junge Frau, bleibst heute Nacht hier in der Residenz. Ich möchte nicht, dass du mit dieser ungezügelten Frau herumhängst.«
»Vater«, entgegnete Kris, »ihr habt hier keine freien Schlafzimmer, erinnerst du dich? Du hast die letzten gerade in Büros für Sonderassistenten umgewandelt.«
Der Premierminister brummte in seinen Computer, quittierte die Antwort mit finsterer Miene und ging auf Kris los. »Wie bist du hierhergekommen?«
»Harvey hat uns gefahren.«
»Harvey fährt euch ins Haus Nuu. Du kannst dann machen, was immer eine Flottenangehörige im Urlaub tun möchte, aber du wirst nicht mit Tru reden. Ich kann und werde dich nach Erfrorener Hund versetzen, wenn du dieses Thema je wieder zur Sprache bringst. Frau«, wandte er sich dann an Tru, »ein Chauffeur fährt dich nach Hause.«
»Das löst gar nichts, William«, sagte Tru. »Du kannst vor der Wirklichkeit nicht davonlaufen.«
»Das wird es so gut lösen, wie überhaupt möglich«, entgegnete der Premierminister und wandte ihnen den Rücken zu. Tru marschierte auf die Tür zu, die Mutter genommen hatte, als auch schon der persönliche Chauffeur des Premiers dort seine Nase hereinsteckte.
Kris, die auf schnellstem Weg verschwinden wollte, nahm die Tür, durch die sie gekommen waren, Tom auf den Fersen. Unter der Tür blieb sie noch einmal stehen und verursachte so einen kleinen Zusammenstoß mit Tom. »Vater, ich muss wirklich erfahren, wie du das Lösegeld für Eddy arrangiert hast.«
Er rückte gerade seine Jacke zurecht und legte die offizielle Miene an den Tag, während er sich zum Haupteingang des Büros umdrehte. »Da du darauf bestehst, sage ich es dir. Ich habe mich an meinen Vater gewandt, deinen Großvater, und um das Geld gebeten. Er hat nicht die geringste Gegenleistung verlangt. Geh jetzt.«
Kris wetzte davon, einen Sekundenbruchteil, ehe Vater die Tür öffnete, um seine nächste Verabredung hereinzubitten.
8
I st dein Papa immer so?«, erkundigte sich Tommy.
Die Heimfahrt hatte sich in vergiftetem Schweigen abgespielt. Kris war dankbar für jede Unterbrechung, auch wenn sie keine Antwort auf Tommys Frage wusste. Kris hatte ein Leben lang Zeit gehabt, um sich an die eigene Familie zu gewöhnen. Tommy hatte man gleich ins tiefe Wasser geworfen … und wenn Kris ehrlich war, musste
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