Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)
Umgang mit den Chiefs und Gunnys so leichtgefallen war. Verdammt, sie war direkt neben einem aufgewachsen! Natürlich wusste sie, was sie dachten, wenn sie sich mit diesen leeren, offiziellen Gesichtern an die künftigen Offiziere wandten.
»Ich nehme ein Tonic mit Zitronenspirale«, sagte Kris, und Harvey entspannte sich gerade so ein klitzekleines bisschen, was alles an Beifall war, was er Kris jemals spendete. Und es war alles, was Kris brauchte.
»Ich nehme ein Soda mit Coffein, was immer es auf diesem Planeten in der Hinsicht gibt«, bestellte Tommy.
»Ich ebenfalls«, sagte Harvey.
»Klar, Navy«, sagte der Kellner und setzte hinzu, während er sich zum Tresen umwandte: »Ist euch Fräsköppen nicht der Zutritt verboten?«
Kris blinzelte zweimal, als sie diese abfällige Bemerkung hörte. Natürlich trugen sie Zivilkleidung, aber Tom und Harvey zeigten den üblichen Bürstenschnitt des Militärs, und Kris’ Haare waren heute um gut sechzig Zentimeter kürzer und deutlich ordentlicher frisiert als damals, als sie noch neben Doc Meade gesessen und für dies und gegen jenes argumentiert hatte. Sie wäre jetzt beinahe aufgestanden und hätte den Jungen zurückgerufen und getadelt, wie es Ensigns mit undisziplinierten Mannschaftsrängen taten.
Aber der junge Mann von der Bedienung war kein Spacer, und als Kris das Scriptorum jetzt mit offenerem Blick in Augenschein nahm, stellte sie fest, dass sie hier tatsächlich unter Fremden war. Die Kneipe war rappelvoll von Traumtänzern, die keine Ahnung von den Kosten ihrer ungestümen Pläne hatten und keine Verantwortung für deren Folgen übernahmen. Nachdem Kris inzwischen ihr Leben für einen eigenen Plan eingesetzt hatte, erschien ihr dieser Ort eher billig und unwirklich, eine Platzverschwendung. Sie wäre beinahe aufgestanden und hinausgegangen.
Immerhin hatte Tom eine Frage gestellt, und er verdiente eine Antwort. »Ja, sollte ich meinem Vater in die Quere kommen, wird er mich nach Erfrorener Hund verbannen und ich werde dort den Rest meiner Karriere in der Navy verbringen.«
Tom wirkte kurz verdutzt, brachte dann jedoch ihre Äußerung mit der Frage in Verbindung, die er vor fünf Minuten gestellt hatte. »Das kann ich nicht glauben.«
Kris fiel auf, dass Harvey nichts sagte. Erneut enthielt diesesSchweigen alle Bestätigung, die sie brauchte. Sie deutete ihren alten Herrn also richtig. »Mein Vater ist Politiker«, erklärte sie Tom. »Ich habe ihn einmal sagen gehört, dass ein guter Politiker jemand ist, der sich kaufen lässt und dann dem Käufer die Treue hält. Loyalität ist so ziemlich die einzige Tugend, die ich ihn je habe loben hören. Wenn du ihm loyal bist, setzt er Himmel und Erde für dich in Bewegung. Enttäuschst du sein Vertrauen, verdammt er dich in die Hölle, ohne je einen Blick zurückzuwerfen. Du hast nicht erlebt, wie er sich verschlossen hat, als einmal jemand die Seiten gewechselt hat, der zwanzig Jahre lang sein Bundesgenosse gewesen war. Er hat nicht mal geblinzelt, aber dieser Exfreund hat von Billy Longknife nie mehr auch nur die Uhrzeit erfahren.«
Kris lehnte sich zurück, holte tief Luft und ließ sie langsam wieder heraus. »Der Druck, der auf meinem Vater lastet, muss krass sein.« Ein kurzer Blick auf Harvey zeigte ihr den Hauch eines Nickens. »Seine Drohung war ernst gemeint, aber zum Teufel damit. Ich möchte die Last, die er mit sich herumträgt, nicht noch vergrößern.«
Tom zog seinen Datenleser hervor und blätterte durchs Display. »Vielleicht erwische ich eine Passage von hier nach Santa Maria. Ensign Longknife, ich hege allmählich die Vermutung, dass es ein Karrierekiller ist, dich kennenzulernen.«
»Wenn es nicht sogar lebensbedrohend ist«, knurrte Harvey.
Kris streckte die Hand aus und klappte Toms Lesegerät zu. »Macht euch marschbereit, Crew«, befahl sie, als der Kellner mit ihren Getränken kam. Als der Junge diese auf den Tisch knallte, dass klebrige Flüssigkeit überschwappte, stand Kris auf. Tom und Harvey kamen gleichzeitig mit ihr auf die Beine. Der Kellner fürchtete schon, er würde um die Getränke geprellt, und öffnete den Mund zum Protest, aber Kris klatschte einen Geldschein auf den Tisch, der dem doppelten des Preises für die drei Sodas entsprach. Er blieb still.
»Meine Marines haben vergangene Woche ein sechsjähriges Mädchen aus der Hand von Terroristen befreit«, sagte sie mit einer Stimme, die sie auf dem Schoß ihres Vaters gelernt hatte und die in der ganzen Kneipe zu
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