Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)
aufgetakelt wie Flittchen.«
»Ein Haufen blinder Gefolgsleute.«
»In einem ordentlichen Krieg würden sie lernen, auf eigenen Füßen zu stehen.«
»Und seht nur, wer sie anführt. Dieser verdammte Longknife und seine Skandale! Der Mistkerl hat im ganzen Leben keinen einzigen Tag in Uniform gedient.«
»Ein paar Stunden in der Obhut eines guten Ausbilders, und dieser Mann wüsste, in welche Richtung er die Menschen führen müsste.«
»Mein Ausbilder würde ihm etwas Rückgrat verpassen.«
»Mehr als ein bisschen.« Was mit trockenem Glucksen reihum quittiert wurde.
Einige Insider des Kreises wurden auf Kris aufmerksam; es war recht schwierig, die weiße Uniform inmitten der grellen Farben, die im Saal zirkulierten, nicht zu bemerken. Leichtes Stupsen führte gewöhnlich zu kurzen Blicken in Kris’ Richtung, aber das Grollen über ihren Vater schwächte sich nicht ab. Tommy schien bereit, sich zurückzuziehen, aber Kris ließ der Sache einfach ihren Lauf. Sobald man mal einem Iteeche-Krieger gegenübergestanden hatte, war so etwas Geringfügiges wie die Tochter eines Politikers nichts, weshalb man seine Meinung änderte, geschweige denn das Lieblingsgesprächsthema.
Für Kris waren die Sprüche ohnehin nichts Neues; sie hatte alle schon gehört. Selbst manche ranghohen Offiziere, darunter auch Captain Thorpe, fanden, die jungen Leute von heute wären nur darauf erpicht, ihre erste Million zu verdienen, egal was es die Allgemeinheit kostete. Pflicht und Ehre bedeuteten dieser Generation und den Politikern, die sie führten, nichts mehr. Hier und da nahm das Thema sogar eine dunklere Wendung. Die falschen Leute hätten das Sagen. Ein ordentlicher Krieg würde der Welt zeigen, wer wirklich verdient hatte, den Leithund zu geben.
Nachdem Kris mit jedem in der Gruppe Blicke und ein Lächeln gewechselt hatte, wandte sie sich ab. »Weißt du, ich kann verstehen, warum diese alten Veteranen so sind«, erklärte sie Tommy. »Was mir viel schwerer fällt, ist zu verstehen, warum irgendjemand unter hundert so klingt wie sie.«
»Stehst du möglicherweise den Leuten nahe, die es gut haben?«, fragte Tommy und gab ihr damit zugleich eine Antwort.
»Möchtest du damit sagen, dass ich Teil des Problems bin?«
»Nein, nur vielleicht einer Seite zu nahe, um die andere zu sehen.«
»Bist du dafür, einfach ins Unbekannte zu stürmen?«
»He, Kris, ich bin von Santa Maria. Wir leben draußen in diesem Unbekannten. Aber selbst dort sehen es manche Leute so und andere Leute anders.«
»Wir alle müssen jedoch in derselben Galaxis leben. Und irgendwie müssen wir es alle gemeinsam schaffen. Irgendein Vorschlag?«
»Falls ich einen wüsste, hätte ich ihn deinem alten Paps nicht mitgeteilt, als ich ihm zuerst begegnete?«
Kris blickte forschend durch den Saal. Mutter und ihr Hühnerhaus befanden sich rechts von ihr. Das Militär hielt die Stellung weiter voraus besetzt. Kris machte sich auf den Weg in diese Richtung, um mal zu sehen, was sie dort erreichte.
Und lief in Commodore Sampson hinein sowie … »Kristine Longknife, ich wette, dass Sie mich nicht erkennen«, sagte ein leicht ergrauter Mann mittleren Alters in makelloser Kleidung und reichte ihr eine fleischige Hand. Hinter ihm nahmen drei, nein vier Sicherheitsleute, die die Männer in Vaters Umgebung blutleer erscheinen ließen, Kris forschend in Augenschein und widmeten sich dann wieder der Aufgabe, die Menge wachsam im Blick zu behalten. Da hatte sie jetzt mal vier Personen, die nicht glaubten, dass heute hier kein Blut vergossen wurde.
»Hallo, Mr Smythe-Peterwald«, sagte Kris und achtete darauf, dass ihr Lächeln nicht schmaler wurde. »Was führt Sie nach Wardhaven?«
»Oh, es passiert so viel! Man wittert die Zukunft förmlich. Hier findet man die tatsächliche Macht, also komme ich hierher. Sobald ich erst mal Ihren alten Herrn überredet habe, das Schreckgespenst seiner Familie von der Expansion der Menschheit zu überwinden, dann haben wir da draußen eine ganze Galaxie, nach der wir mit beiden Händen greifen können.«
»Als wir es zuletzt versuchten, fanden wir uns mit Iteeche-Tentakeln um den Hals wieder«, ertönte eine Stimme hinterKris. Sie drehte sich um und sah sich ihrem Opa Trouble gegenüber, einer glänzenden Erscheinung in seiner roten und blauen Galauniform. Er zeigte Peterwald ein starr neutrales Gesicht.
»Das Iteeche-Imperium verhält sich seit sechzig Jahren wie eingeschüchtert«, gab Commodore Sampson zu
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