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Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Titel: Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Shepherd
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wurden nicht offiziell eingeladen, und wir brauchen nicht die kurzen Bemerkungen zu hören, die ihr unter euresgleichen austauscht.«
    »Du traust dich nicht? He, du warst schon mit Minen und Gewehren konfrontiert! Es kann nicht sein, dass du ein paar alte Männer und Frauen fürchtest. Oder sind es nur wir beide, vor denen du Fracksausen hast? Gott weiß, dass du bei deiner Familie jedes Recht hast, auf Abstand zu lieben Verwandten zu achten.«
    »Nicht zu dir, Opa, auf keinen Fall zu dir.«
    Er packte sie am Arm; widerstrebend ließ sie sich von ihmdurch den Saal führen. Tommy folgte ihnen mit der ganzen Begeisterung eines alten Seelenverkäufers, der zur Verschrottung geschleppt wird. Ohne jede Schwierigkeit konnten sie die Geleitzuglinien durchqueren. Vater verlieh gerade die ersten Medaillen an Künstler und Bürokraten, und Trouble vertrieb zwei Träger von je drei Sternen, um für sich und Kris Platz direkt neben dem Chef der Vereinigten Stäbe der Erde zu schaffen. Kris stempelte ein Lächeln auf ihre Züge und nahm den freigewordenen Platz zwischen den beiden Generälen, während Tommy die Gelegenheit nutzte, sich in eine ungefährdete stille Ecke zu verziehen.
    »General Ho, dies ist meine Urenkelin, Ensign Longknife.« Während Kris sich darum bemühte, nicht zu vergessen, dass sie die Tochter des Premierministers war und schon Schlimmeres überlebt hatte, ging sie rasch die Schritte des Protokolls durch. Er trägt keine Mütze. Ich trage keine Mütze. Salutiere nicht! Hätte ich eh nicht getan: dies ist ein gesellschaftlicher Anlass. Ach wirklich?
    Kris erwiderte sein förmliches Nicken.
    »Ich habe gehört, dass Sie wirklich etwas geleistet haben.«
    »Ich habe getan, was jeder Ensign in einer solchen Lage getan hätte, General.«
    »Vergessen Sie das bloß nicht. Für eine Longknife ist das vielleicht gar nicht so einfach, oder, Ray?«
    Verdammt! Ihr zweiter Urgroßvater hatte eine Fünf-Sterne-Trägerin von dem Platz auf Hos anderer Seite vertrieben. Genau das, was Kris noch gefehlt hatte: ein großes Familientreffen. Dabei versuchte sie noch immer, Klarheit darüber zu finden, wie sie sich als Ensign in einer Umgebung mit so vielen Sternen verhielt, und jetzt musste sie sich außerdem mit dieser gestörten Familienkiste herumschlagen. Ach verdammt!
    »Falls sie es überlebt, lernt sie dabei vielleicht ein paar Dinge«, pflichtete ihm Ray bei.
    Der Premierminister arbeitete seine Liste ab und wurde immer langatmiger, je mehr politische Bedeutung die Ordensträger für seine Partei hatten. Allerdings ersparte die Haltung der Militärs ringsherum Kris jede weitere Reaktion. Diese Leute waren von ihren politischen Auftraggebern eingeladen worden und deshalb auch erschienen. Als stille Phalanx saßen sie mit verschränkten Armen da. Lautlos wie kampfbereite Sphinxe wandten sie sich einer Gesellschaft zu, die sie nicht verstand, sie nur selten brauchte und weitgehend ignorierte.
    Als Vater das Ende seiner erbarmungslos langen Liste erreichte, gab er bekannt, dass die letzte Auszeichnung nicht von ihm verliehen würde, sondern von General Ho   – womit er Wardhavens eigenen Stabschef, General McMorrison, umging. Es stimmte, dass Kris in der Raumflotte der Gesellschaft der Menschheit diente, aber die Taifun war von Wardhaven gebaut und bemannt worden und in jeder praktischen Hinsicht ein Wardhaven-Schiff. Der Premier segelte gerade auf eine weitere Lektion zu, was die Versorgung seiner eigenen Krieger anbetraf   … eine Lektion, die Kris ihm nicht zu erteilen bereit war.
    General Ho zog andeutungsweise die Brauen hoch, und die Falten der Missbilligung um Augen und Mund vertieften sich bei den Admirals und Generals ringsherum in vergleichbarem Maße. Trotzdem stieg Ho ohne zu zögern aufs Podium hinauf. Der Zeremonienmeister reichte dem General die Mappe mit der Lobrede auf Kris und gab die Medaille ihrem Vater. Kris hatte die zurückliegende Stunde mit Gebeten an alle Götter der Bürokratie im Pantheon verbracht, ihre Familie möge diesen Vorgang den Soldaten überlassen, die sich darauf verstanden. Vergebens. Mutter stolzierte mit wehenden Petticoats aufs Podium. Die Sache entwickelte sich rapide zu einem verflixten Politikzirkus. General Ho ertrug keinen Politikzirkus, ob nun verflixt oder nicht. »Ensign Longknife, nach vorn in die Mitte!«, knurrte er.
    Die übrigen Empfänger hatten das Podium lachend und händeschüttelnd betreten, sich mit Vater unterhalten oder sogar Personen im Publikum etwas

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