Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)
als Präsident der Society of Humanity zum Ende des Iteeche-Krieges jenen Vertrag geschlossen hatte, der die Expansion der Menschen beschränkte; es war seine abschließende Errungenschaft, ehe er in den Ruhestand ging.
Kris lächelte, streckte die Hand aus, die er reflexhaft ergriff, und sagte ohne zu zögern: »Denken Sie nicht, dass die viermalige Ausweitung der Grenze für das Wachstum der Menschheit in den vergangenen sechzig Jahren eine Menge Mut seitens derjenigen demonstrierte, die gegen die Iteeche gekämpft hatten?«
Er haspelte irgendetwas, und Kris setzte ihren Weg fort.
»Wie machst du das?«
»Was denn?«
»Über alle Gespräche auf dem Laufenden bleiben und von einer Person zur nächsten umschalten, als wärst du eine Art Computer«, sagte Tommy.
»Na ja, zum einen vergesse ich nicht gleich den eigenen Namen, sobald ein Paar hüpfender Möpse auf mich zukommt.«
»Es muss toll sein, ein eigenes Paar zu haben, das du unter der Dusche jedes Mal bestaunen kannst.« Tommy grinste schamlos.
»Dazu kann ich selbst nichts sagen.«
»Dann äußere ich gern eine Meinung«, erklärte Tommy beflissen und schluckte gleich anschließend ein Lachen herunter. »Kannst du dir vorstellen, was Thorpe für ein Gesicht macht, wenn er den Befehl erhält, dich für eine Modenschau abzustellen?«
»Sprich nicht mal davon.« Kris war bemüht, nicht sichtlich zu schaudern. Alles, was sie getan hatte, um einfach nur ein regulärer Ensign zu sein, würde verdampfen, falls General McMorrison dieser alten Schachtel nachgab.
»Kris, was machst du denn in der Navy? Ich dachte, du würdest in die Politik gehen«, ertönte es links von ihr. Kris blieb stehen, damit eine junge Frau – die doch tatsächlich vollständig bekleidet war – sie einholen konnte. Die Zeit reichte jedoch nicht, um sich an ihren Namen zu erinnern. Kris lächelte und streckte die Hand aus.
»Ich wette, du erkennst mich nicht wieder«, fuhr die Frau fort. »Ich bin Yuki Fantano aus Tuson im Norden. Du hast mal eine Woche bei uns zugebracht, um unsere Wahlkampfzentrale für die letzte Wiederwahl deines Dads in Form zu bringen.«
»Natürlich, Yuki«, log Kris. »Wie sieht es oben im Norden aus?«
»Heiß wie die Hölle, und das in dieser Jahreszeit! Ich habe noch immer nicht richtig verarbeitet, wie du das Chaos damals in den Griff bekommen und daraus eine verdammt gute Show gemacht hast.«
»Na ja, ich hatte ein bisschen Erfahrung mit solchen Sachen.«
»Das wette ich.« Yuki lächelte.
»Und ich kannte niemanden bei euch, sodass ich einfach anfing, die Dinge zusammenzukehren, und ihr wart alle so freundlich, dabei mitzumachen.«
»Wann wird Billy Longknife endlich zugeben, dass wir Importzölle brauchen, um unsere Industrie vor dem billigen Dreck zu schützen, den die Erde für ihre ausufernden Slums ausspuckt?«, hörte Kris hinter ihrem Rücken. Ein kurzer Blick zeigte ihr zwei ältere, in ihr Gespräch vertiefte Herren. »Und sehen Sie sich nur all diese Frauen an, aufgedonnert wie Brenda Longknife. Sie sehen wie Huren von der Erde aus. Vielleicht unterstützt Billy jetzt ja doch Reisebeschränkungen. Jesus noch mal, in ein paar Minuten heften wir diesem Longknife-Mädchen einen Orden an, weil sie eines unserer Kids vor Abschaum von den Sieben Miststücken gerettet hat. Ein gutes Pass-System hätte dafür gesorgt, dass diese Halunken dort bleiben, wo sie hingehören.«
»Wenn eine Longknife das geschafft hat«, versicherte sein Freund dem Sprecher, »dann kann es nicht allzu schwierig gewesen sein. Schließlich waren die Entführer nur billige Ganoven. Die inneren Welten bringen ihren Kindern auf der Schule ja doch nur bei, wie man alten Damen die Geldbörsen klaut.«
Yuki erbleichte.
Kris zuckte die Achseln, lächelte und ging ihrer Wege.
»Warum hast du nichts gesagt?«, wollte Tommy wissen.
»Jemals versucht, einem Schwein das Singen beizubringen?«, entgegnete sie.
»Ich schätze, das wäre Zeitverschwendung. Dann erzähl mirdoch mal, wie du die Wahlkampfzentrale in Tuson so schnell auf Vordermann gebracht hast, dass es bei Yuki Eindruck hinterließ?«
»Einfach alles geht ganz leicht, Tom, wenn dir der eigene Erfolg egal ist oder wenn die Leute, die du herumkommandierst, sich ›so geehrt‹ fühlen, dass du mit ihnen arbeitest. Das habe ich spätestens beim zweiten Mal gelernt, als ich mitten in der Pampa abgesetzt wurde, mit der Anweisung, aus einem Haufen Fremder ein Team zu formen, das Stimmen für Vater gewinnt.«
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