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Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Titel: Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Shepherd
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Ahnung hatte, wem sie welche Nachricht überbrachten. Aber wann immer jemand kundtat, dass im Lager ein neuer Tag anbrach, war ihr das recht.
    Von der Menschenmenge, die sich schon vor dem Zaun des Lagerhausgeländes versammelt hatte, stiegen Rufe auf, als die Soldaten heranmarschiert kamen. Die Leute liefen vor dem Tor und dem Loch im Zaun durcheinander. Andere rannten von innerhalb des Lagerhausgeländes heran und gesellten sich zu ihnen. Anscheinend war die Schließaktion erfolgreich gewesen; die Leute kamen mit leeren Händen. Erst als die Militärabteilung anhielt, wies Kris Nelly an, die Lagerhäuser wieder aufzuschließen.
    Sie drehte sich zu ihrem ersten echten Kommando um. Manche kannten sie; sie hatte gestern Abend ihr Bestes getan, um sie so schnell wie menschenmöglich aus dem Regen zu bekommen. Andere waren alte Hasen vor Ort, schon seit bis zu einem Monat hier stationiert   … was ein langer Zeitraum war, wenn man in der Hölle Dienst tat. Die Soldaten betrachteten sie, wie es vielleicht ertrinkende Ratten täten, die sich fragten, ob sie einen Strohhalm für sie hatte, an dem sie sich festhalten konnten. Kris ging in Gedanken einige aufmunternde Worte durch, die sie schon für Wahlkampfteams aufgebracht hatte, bearbeitete sie kurz und legte los.
    »Leute, ich weiß nicht, wie manche von Ihnen über die Arbeit denken, die Sie bislang getan haben. Vielleicht sind Sie zufrieden damit. Vielleicht nicht. Es kommt nicht darauf an. Heute, hier und jetzt, fangen wir mit dem Einsatz auf Olympia an. Da draußen haben Menschen Hunger. Wir haben die Lebensmittel. Wir sorgen dafür, dass die Menschen etwas zu essen bekommen. Wer von Ihnen schon eine Zeit lang an diesem Projekt gearbeitet hat, führt die Neuen ein. Ich mache heute für den größten Teil des Tages die Runde. Wenn Sie ein Problem haben, kommen Sie damit zu mir. Wenn Sie eine Lösung haben, kommen Sie damit auch zu mir.
    Die meisten von Ihnen sind neu in der Navy. Wären Sie auf einem Schiff eingesetzt, dann hätten Sie es jetzt trocken und warm.« Damit rief sie verzagtes Lachen hervor. »Sie wären jedoch auch ein kleines Rädchen in einem sehr großen Getriebe und täten, was Ihnen aufgetragen wurde. Hier spielen Sie eine entscheidende Rolle dabei, Menschenleben zu retten.
    Das ist unsere gemeinsame Aufgabe. Ich brauche Ideen. Wenn Sie eine gute Idee haben, werden Sie feststellen, dass ich gut zuhören kann.
    Noch Fragen?« Damit sprach sie die unvermeidlichen Schlussworte für Ansprachen dieser Art aus. Ebenso unausweichlich war, dass niemand Fragen hatte.
    »Petty Officer, entlassen Sie die Abteilung an die Workstations. Sorgen Sie dafür, dass, wer Hilfe benötigt, diese auch erhält.«
    Oh, das klang so einfach! Vielleicht hätte es mit ein paar guten Chiefs auch funktioniert. Ihr Petty Officer Third Class war der Sache jedoch so wenig gewachsen wie Kris selbst. Trotzdem überließ sie es ihm, Pi mal Daumen eine Güterverteilung zu organisieren, während sie zum ersten von etlichen Malen einen Rundgang durch Schlamm und Regen absolvierte.
    Das Lagergelände lag an einer großen Bucht; die schlammige,bewegte See schwappte an die Ufermauer. Eine Bergungsmaschine hatte linker Hand ein großes unbemanntes Landungsschiff aus dem Wasser gezogen. Es lag jetzt wie ein gestrandeter Wal da, die Luken geöffnet und die Fracht halb ausgeräumt. Reis- und Bohnensäcke wurden allmählich nass. Ein junger Angehöriger der Raumflotte führte eine Gruppe Rekruten dabei an, Lebensmittelsäcke von hundert Pfund auf wartende Schultern zu packen, damit sie ins nächste Lagerhaus geschleppt wurden. Eine Knochenarbeit; das konnte nicht das übliche Verfahren sein.
    An dem Loch im Zaun standen die Menschen im Regen. Sie brauchten Nahrung, und sie brauchten Arbeit. Kris brauchte Arbeiter, die die Lebensmittel zu ihnen brachten. »Nelly, kann ich einheimische Arbeiter anstellen?«
    »Nein, Ma’am. Der Einsatzetat sieht keine Mittel für örtliche Angestellte vor.« Natürlich, das war durch und durch typisch für die Navy. Je enger der Notfalletat gestrickt wurde, desto mehr blieb für den Rest der Flotte. Kris hatte gehört, dass manche Befehlsbereiche ein zusätzliches Schiff unterhielten und sich darauf verließen, dass für dessen Unterhalt genug Mittel von Hilfseinsätzen aufgesaugt wurden.
    »Ma’am!«, rief eine leise Stimme Kris zu, während sie zum Loch im Zaun ging. Kris drehte sich zu einer dünnen, grauhaarigen Frau in Regenmantel und Kopftuch um.

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