Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)
»Tragen Sie jetzt hier die Verantwortung?«
»Ja«, antwortete Kris. Als die Frau dann nicht fähig schien, noch etwas zu sagen, wurde Kris freundlicher. »Was kann ich für Sie tun?«
»Ich heiße Ester Saddik. Meine Kirche betreibt eine Suppenküche. Viele Menschen haben ihre Arbeit verloren, als die Ernte ausfiel. Familien hungern. Wir sorgen dafür, dass sie eine warme Mahlzeit pro Tag erhalten.«
»Das ist sehr nett von Ihnen«, erklärte Kris der Frau aufmunternd, als diese unsicher schien, was sie weiter sagen sollte. Kris wusste selbst nicht, wie sie helfen sollte, aber sie konnte der Frau zumindest zuhören.
»Uns sind die Lebensmittel ausgegangen.« Kris hatte geahnt, dass das kommen würde; sie nickte. Unsicher fuhr die Frau fort: »Wir haben Lebensmittel von diesem Flottenmann gekauft, aber uns ist das Geld ausgegangen.«
»Ist das ein Petty Officer Third Class?«, fragte Kris, die sich an das erinnerte, was sie über die Lagerleitung gehört hatte. Die Frau zuckte die Achseln; die Rangstruktur blieb Zivilisten ein Rätsel. Kris fragte sich, ob sie vielleicht eine Gegenüberstellung organisieren konnte, vermutete jedoch, dass der Schuldige schon lange verschwunden war, falls er es geschafft hatte, gestern mit der Hussy abzureisen. Nein, Kris stand vor der Aufgabe, nach vorn zu blicken statt zurück. Sie wischte sich den Regen aus dem Gesicht, während sie über ihr Problem grübelte. Sie war hier, damit Menschen etwas zu essen bekamen, aber sie konnte nicht einfach Lebensmittel ausgeben. Jemand hatte das offensichtlich gegen Geld getan. Ich bin jedoch eine Longknife. Oh, welche Freude!
»Nelly, wer kann im Rahmen solcher Einsätze örtliche Zivilisten einstellen?«
»Nichtstaatliche Organisationen, die NGOs, sind der übliche Arbeitgeber für die einheimischen Arbeitskräfte.« Die Frau stand tropfend im Regen und hörte zu, während Kris mit ihrer hilfreichen KI sprach.
»Sind hier solche Organisationen vertreten?«
»Nein.«
Nicht erstaunlich. Dieser Planet war der schmähliche Hinterhof von einfach allem. Kris hatte jedoch in ihrem ersten Studienjahr ehrenamtlich für ein Sommerlager für behinderte Kinder gearbeitet und den Veranstaltern zur Steuerbefreiung verholfen. »Nelly, was ist nötig, um eine NGO aufzubauen?«
»Ich habe gerade die nötigen Unterlagen dafür erstellt. Ehe ich sie zur Registrierung vom Planeten schicke: Wie soll die Organisation heißen?«
»Nelly, du bist wundervoll«, grinste Kris, und die Frau ihr gegenüber zeigte doch tatsächlich den Hauch eines Lächelns. »Taufe sie den Ruth-Edris-Fond zur Unterstützung landloser Farmer«, sagte Kris. Damit rettete sie ihrer Urgroßmutter garantiert den Tag.
»Ich bin mit einem Mädchen namens Ruth Edris zur Schule gegangen«, murmelte die Frau. »Das war vor langer Zeit auf Hurtford. Wir waren lustige Kinder damals.«
»Ich habe gehört, dass Oma Ruth es immer noch ist. Sie stammt von Hurtford, aber das war lange vor meiner Geburt. Nelly, sind die Papiere eingereicht worden?«
»Erledigt. Mit wie viel Geld soll dieser Fond ausgestattet werden?«
»Was müsste ich Ihnen für die Arbeit zahlen, die Sie schon tun?«, fragte Kris Ester.
»Wenn Sie das Gefühl haben, mich bezahlen zu müssen, dann bin ich bereit, für einen Erddollar pro Monat zu arbeiten«, antwortete die Frau. Kris bemühte sich, darauf keine erkennbare Reaktion zu zeigen. Mit einem Wochenertrag ihres Treuhandfonds konnte sie wahrscheinlich alle Personen dieses Planeten ein Jahr lang beschäftigen. Nellys jüngstes Upgrade hatte zwei Monatseinkommen verschlungen, und zwar in Wardhavendollar.
»Ich kann Freiwillige gewinnen, die ehrenamtlich arbeiten«, fuhr die Frau fort, die Kris’ Schweigen als Ablehnung missverstand. »Wenn Sie die Ausgabe von Lebensmitteln an die Suppenküchen arrangieren, werden viele Menschen für Sie arbeiten. Nicht nur die Küche meiner Kirche. Man findet noch viele weitere in der Stadt.«
»Ich denke, wir sind im Geschäft«, sagte Kris rasch, um dieFrau zu beruhigen. Dann wandte sie sich lautlos an Nelly: »Setze zu Anfang hunderttausend Dollar ein.« An die Frau gewandt, fuhr sie fort: »Gestatten Sie mir, das meinem Boss vorzulegen. Nelly, stelle eine Verbindung zum Colonel her.«
»Hancock«, ertönte es einen Augenblick später aus Kris’ Kommlink.
»Colonel, hier Ensign Longknife. Ich brauche wieder einen Rat.«
»Und Sie erwarten von mir gute Ratschläge?«
Kris ignorierte die Frage und erläuterte ihm kurz, was
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