Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)
Entladung der Lkw und die Unterbringung der Güter in Schlafbaracken und mehreren kleinen Wohnhäusern organisierten, darunter eines, das der Besitzer mit zwei weiteren Paaren und einem Dutzend Kindern teilte. Inzwischen beherrschten Kris’ Leute die Routine, und sie und Tom gesellten sich zum Farmer auf die Zuschauerränge.
»Wir begrüßen die Lebensmittellieferung sehr. Wir hatten schon begonnen, uns von Gras und Blättern zu ernähren.«
»Sie haben hier furchtbar viele Leute«, drückte Kris ihre Frage aus, ohne recht zu wissen, worauf sie eigentlich hinauswollte.
»Ja doch, ich habe meine Zwangsarbeiter nicht weggeschickt, als die Ernte ausfiel. Wohin sollten die armen Mistkerle auch gehen?«
»Zwangsarbeiter?« Das war das Tolle, wenn man frischgebackener Ensign war. Man lernte ständig Neues.
»Ja doch. Auf New Eden haben sie vor wenigen Jahren ihren Sozialetat zusammengestrichen. Man fand entweder einen Job oder erhielt eine Fahrkarte nach Olympia oder eine weitere von ein paar Kolonien, wo die Felder nicht groß genug waren für die Agrokonzerne.«
»Und sie haben dann für Sie gearbeitet«, sagte Tommy.
»Nicht in dem Sinn; sie haben die Fahrkarte abgearbeitet. Pro Jahr Arbeit habe ich ein Siebtel des Fahrpreises erstattet. Sieben Jahre, und man ist frei und unbelastet.« Der Mann hockte sich hin, um einen Grashalm zu pflücken. Er sah ihn an, als hätte er es mit einem edlen Wein zu tun, und steckte sich dann das Ende in den Mund. »Natürlich hatten die armen Schweine nach der Arbeitspassage weder Versorgungsgüter noch Bargeld. Wer Glück hatte, landete in der Stadt in einer Fabrik.«
»Wir ernähren sie mit Hilfe von Suppenküchen«, erklärte ihm Kris.
»Ich hatte mich schon gefragt, wie es ihnen dort geht«, sagte der Mann.
Kris überschlug kurz, wen sie auf dem Hof sah. Eine Menge Kinder, eine Menge alte Leute, eine Menge im Alter dazwischen. »Sie hatten eine Menge Feuerkraft, als die Banditen kamen.«
»Hier sind keine Banditen aufgetaucht.«
»Schlau von ihnen.« Kris grinste.
Tommy runzelte die Stirn. »Warum haben Sie dann die Netzanbindung verloren?«
»Die Windräder sind ausgefallen. Kein Strom mehr.« Der Mann zuckte die Achseln.
»Wir lassen Ihnen Batterien hier«, sagte Kris. Tom nickte. »Aber warum wurden Sie als einzige Farm nicht angegriffen?«
Der Mann sah Kris an, als hielte er sie für begriffsstutzig. »Gute Frau, Sie wissen immer noch nicht, wer die Sumpfläufer sind, nicht wahr?«
»Sie haben Ihre Arbeitspflichtigen behalten«, sagte Kris langsam und erkannte dann, worauf es hinauslief. »Die anderen Farmen nicht.«
»Japp.«
»Die Leute im Sumpf sind arbeitslose Feldarbeiter.«
»Japp.« Er lächelte gewissermaßen.
Tommy blinzelte rasch, während er langsam den Mund öffnete. »Also gehen die Vergewaltigungen, der Diebstahl, das Morden auf das Konto von Menschen, die zuvor für die Farminhaber gearbeitet hatten?«
Der Mann blickte Tommy an. »Vielleicht. Vielleicht nicht.«
Kris hockte sich neben den Farmer; er bot ihr einen Grashalm an. Sie lutschte daran; kein sonderlicher Geschmack. Wahrscheinlich auch nicht viel Nährwert. Andererseits hatte sie im Lkw eine volle Ration verzehrt, während sie von einer Farmzur nächsten holperte. Nahrungsmangel war nicht ihr Problem. Menschen waren es.
Während Tommy sich hinhockte, die Augen verwirrt aufgerissen, schüttelte Kris den Kopf. »Sie können mir nicht erzählen, dass ein Haufen ehemaliger Wohlfahrtsempfänger, welche die Routinearbeit auf den hiesigen Feldern verrichtet haben, IDents gestohlen und außerplanetar verhökert sowie in manchen Fällen ganze Farmen verkauft haben.«
»Für jemanden von der Navy sind Sie gar nicht so dumm, Kid.« Der Farmer lächelte. »Polizisten auf Eden, die Sozialleistungsempfänger einkassieren, erwischen dabei womöglich Beifang. Dreckskerle, Schläger, Möchtegernmafiosi, Unruhestifter, die sie gern loswerden möchten. Das Problemkind erwacht auf einem Schiff, das bereits unterwegs ist. Es wird den Cops nie wieder Ärger machen. Der kluge Junge landet hier, und wir schicken ihn mit den Übrigen an die Arbeit. Vielleicht arbeitet er, vielleicht organisiert er ein florierendes Würfelspiel. Immer hat jemand etwas aufs Spiel zu setzen. Dann organisiert er den Alkohol, vielleicht noch Drogen. Egal wie arm die Leute sind, dafür scheinen sie immer noch Geld zu haben.« Der Mann schüttelte den Kopf.
»Und wenn die Hölle losbricht«, griff Kris die Geschichte auf,
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