Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
gute Frau.«
»Das sagt meine Mutter auch immer«, erklärte Kris. »Danke für alles, was Sie riskiert haben. Ich hoffe, dass Nabil okay ist.«
»Nabil wird leben, wie Allah es möchte. Sorgen Sie nur dafür, dass all das nicht vergebens war«, sagte Sorir über die Schulter, während sie hinausging.
Kris drehte sich zu Tina um. Diese saß vor einem Teppich. Sie blickte durch den Schleier, der nichts von ihrem Gesicht zeigte, zu Kris auf. »Komm, stell dich neben mich. Ich kann dirdie Fäden hinaufreichen, und du fädelst sie durch den Webstuhl und gibst sie mir dann zurück. Dann brauche ich nicht mehr so häufig aufzustehen. Das Baby und ich werden dich dafür segnen.«
»Wann erwartest du das Baby?«, fragte Kris. Sie wusste nicht viel über Schwangerschaften, aber die Frage schien zu dieser Gelegenheit immer wieder gestellt zu werden.
»Es ist nur noch ein Monat. Das ist mein erstes«, sagte die Frau. Nicht einmal das Gewand konnte den Stolz in diesen Worten verbergen.
Die Polizei geht gerade von einem Geschäft zum nächsten und sucht nach dir, meldete Nelly. Die einfachen Cops wissen es nicht, aber die verantwortlichen Offiziere vermuten stark, dass sie auf der Suche nach Prinzessin Longknife sind.
Na toll! So viel zu meiner Tarnung. Wie läuft die Datenanalyse?
Macht Fortschritte. Nelly klang ausweichend.
Du müsstest inzwischen zu einer anfänglichen Einschätzung gelangt sein.
Ich möchte keine Einschätzung vornehmen und sie dann ändern müssen.
Nelly, fürchtest du dich davor, einen Fehler zu machen?
Wenn ich dir erzähle, was wir meiner Deutung nach gefunden haben, dann wirst du es an verschiedene Leute senden wollen und uns damit noch größeren Risiken aussetzen, als wir derzeit haben. Ich möchte sichergehen.
Und du bist dir noch nicht ganz sicher, was wir hier gefunden haben?
Große Raumschifflaser. Drei Montagebänder für Acht-Zöller. Und verschiedene Produktionslinien für Vierzehn-, Sechzehn- und Achtzehn-Zöller.
Achtzehn Zoll!
Denkst du nicht, die Pride of Turantic könnte die Waffenbestückung einer Einheit der Präsidentenklasse mitführen? Krisdachte an den Liner, der sie hergebracht hatte. Seiner Luxuseinrichtungen beraubt, stellte er einen sehr großen Schiffsrumpf dar. Konnte er sich mit mehreren Fuß Eispanzerung und einem Dutzend Achtzehn-Zoll-Geschützen den Schlachtpötten stellen, denen Kris beim Einsatz im Paris-System ausgewichen war? Fraglos.
In welchem Tempo werden diese dicken Dinger hergestellt, Nelly?
Daran arbeite ich noch. Und vergiss nicht, dass Laser nur so gut sind wie die Stromerzeuger hinter ihnen. Deren Quelle haben wir noch nicht gefunden.
Nelly, es gibt ein altes Sprichwort: Wo Rauch ist, ist auch Feuer. Man stellt keine Laserkanonen her, wenn man nicht über die Energiequellen verfügt, um auch damit feuern zu können. Wir haben die rauchende Pistole endlich gefunden. Die Docks auf High Turantic sind dabei, sechzig oder siebzig Handelsschiffe in eine Kriegsflotte umzuwandeln, die die neuntgrößte im von Menschen besiedelten Weltraum sein wird.
Und du kannst es kaum erwarten, jemandem davon zu erzählen.
Nein, Nelly, wir warten. Schließ erst deine Analyse ab. Baue dann unsere Naniten zu etwas um, das sich einige Meilen weit von hier entfernen und sich per Funk bei einigen Personen melden kann, die davon erfahren müssen.
Eine Meldung von einer anderen Position. Das lenkt vielleicht die Hunde von unserer Fährte ab. Wo wir gerade davon sprechen: Vier Cops haben das Geschäft unter uns betreten.
»Sie kommen«, sagte die alte Frau, ehe Kris eine Warnung äußern konnte. Die Frauen konzentrierten sich auf ihre Arbeit. Ein Faden wanderte zwischen Kris und der jungen Frau hin und her, während sie wortlos arbeiteten. Kris versuchte sich zu bücken, denn das Gewicht des Sacks Reis belastete ihren Rücken. Sie reichte den Faden nach unten weiter, legte die rechte Handauf den Rücken und versuchte, die Schmerzen zu lindern. Tina tat ihren Teil und reichte den Faden wieder nach oben.
»So ist das, wenn man ein Kind trägt.« Kris konnte das Lächeln fast aus den Worten heraushören.
Geräusche kamen von der Treppe: Es wurde gerufen, und Holz knarrte unter schweren Schritten. Die beiden ältesten Kleinkinder, vielleicht zwei oder drei Jahre alt, liefen zur Tür. Das dritte klammerte sich wimmernd an die Kleidung der Mutter. Ein Mann in langem weißem Gewand, das ihm bis auf die Schuhe fiel, einer schwarzen Weste und einem kleinen randlosen Hut kam
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