Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
verrückten Tanz auf; sie bemühte sich darum, alle Muskeln und Knochen ihres Körpers im Griff zu behalten, damit sie einfach das taten, was sie wollte. Die Reihenfolge ihrer Fragen an Nelly war ihrem Gedächtnis schon entfallen.
Keine Kameras, Kris. Auch keine Mikros. Ich finde keinerlei Hinweise auf Naniten. Von den menschlichen Cops abgesehen, entdecke ich in der ganzen Sensorenreichweite keine Gefahr. Kann ich mir jetzt die Daten ansehen?
Sind mehr Cops unterwegs als üblich?
Kris, ich weiß nicht, was hier üblich ist. Vergiss nicht, dass ich beinahe offline bin und somit keinen großen Überblick habe.
Nelly, ich habe die Datenbrille in meiner Handtasche zurückgelassen und kann mir unseren Ertrag erst ansehen, wenn wir Fatimas Küche wieder erreicht haben.
Ja, aber wenn ich die Verarbeitung jetzt beginne, kann ich bis dahin alles organisiert und korreliert haben, bettelte Nelly.
Ist das wichtig für dich, Nelly?
Ich möchte erfahren, was in dieser großen Fabrik läuft. Ja, das möchte ich. Ich möchte es erfahren. Ich bin neugierig. Verklag mich doch.
Verklag mich. Woher das wohl stammt?, fragte sich Kris in Gedanken. Sie schüttelte gerade verwundert den Kopf, als dernächste Polizeiwagen vorbeifuhr. In diesem saß nur ein Mann, und er war zu sehr damit beschäftigt, sich im Verkehr zu orientieren, als dass er die Umgebung groß hätte im Auge behalten können. Vielleicht war das fürs arabische Viertel alles ganz normal.
Nelly, erstell einen umfassenden Bericht über diese Gespräche und ergänze sie um Sicherungsdateien deiner sie begleitenden Datenverarbeitung. Speichere das alles zur Sichtung durch Tantchen Tru, wenn wir wieder zu Hause sind.
Erledigt.
Dann kannst du dir jetzt unsere Datenausbeute ansehen.
Bin schon dabei!, blaffte Nelly und wurde dann ganz still. Kris bummelte weiter die Straße entlang, den Blick auf den rissigen, schmalen Bürgersteig gerichtet. Alte Autos und Pickups parkten am niedrigen Bordstein oder halb auf dem Bürgersteig und leisteten so ihren täglichen Beitrag zum Verfall. Kris bemühte sich, die übrigen Fußgänger nicht anzurempeln, während sie gleichzeitig danach Ausschau hielt, wie andere junge Leute sich bei der Begegnung mit Älteren verhielten. Die meisten sagten etwas, das wahrscheinlich das örtliche Äquivalent zu »Hallo« oder »Wie geht es Ihnen?« war. Kris wagte nicht, auch nur ein Wort zu äußern. Trotzdem nickte sie den Leuten zu und hoffte, dass ihr Schweigen zumindest einen Teil des gebührenden Respektes für diejenigen ausdrückte, an denen sie vorbeikam.
Die Straßen erschienen ihr wieder vertraut, als Nelly bekanntgab: Im Polizeifunk herrscht rege Aktivität. Die Meldungen sind verschlüsselt, und es würde mich Zeit und Verarbeitungskapazität kosten, sie zu knacken. Soll ich?
Kommen uns die Ausgangspunkte näher?
Das kann ich nicht feststellen.
Sie zwang jeden Muskel im Leib zu einer Gangart, die sich nicht von der anderer junger Leute auf der Straße unterschied. Kris kam an einem Gemüseladen vorbei, einem Kleiderladen,gefolgt von einem Silberschmied, einem Gerber und einer Kurzwarenhandlung; alles kleine Geschäfte und vermutlich im Besitz derjenigen Leute, die jeweils an der Tür standen und Passanten in ihr Geschäft einluden oder sich mit dem benachbarten Händler unterhielten. Kris wollte gerade die Straße überqueren, als ein weiterer schwarz-weißer Polizeiwagen mit hoher Geschwindigkeit vorbeifuhr. Kris ging auf die andere Straßenseite, lehnte sich an einen Obststand und versuchte zu erkennen, wo sich die Cops sammelten.
Nirgendwo entdeckte sie Hinweise auf eine Polizeiversammlung. Irgendwo ertönte eine Sirene und verstummte schnell wieder. Keine Lichtsignale blitzten. Kris spazierte eine Querstraße entlang. Schlurfend legte sie Häuserblocks zurück und bog an jeder Ecke mal in die eine, mal in die andere Richtung ab und nutzte die meisten der wenigen offenen Stellen für einen Blick hinter sich.
Falls man sie verfolgte, dann waren die Leute zu gut für sie. Ein paar weitere Cops fuhren vorbei; keiner schenkte ihr Aufmerksamkeit. Nach fünf Minuten eines gewundenen Weges und ohne Nanitenwarnung von Nelly, unterbrochen nur von einem Weitere Cops sind hierher unterwegs, duckte sich Kris durch die Hintertür von Fatimas Küche.
16
N ett, dass Sie hereinschauen«, knurrte Sorir. »Nabil wurde angehalten. Sie haben nichts gegen ihn in der Hand, aber das ändert sich, wenn sie den jungen Mann finden, nach dem sie
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