Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
kopfschüttelnd. »Mein alter Herr würde Köpfe rollen lassen, wenn das auf Greenfeld geschähe.« Kris wusste, dass dies zumindest nach Opa Troubles Meinung wohl wortwörtlich gemeint war.
Für die Zwecke des gesellschaftlichen Anlasses lachte Kris. »Eine Wiederherstellung des Netzes würde viele meiner Probleme lösen. Ich wollte Ebola-Impfstoff bestellen und diese Quarantäne aufgehoben bekommen. Hey, sag einmal: Eure Arzneifabrik, produziert die irgendwas, das gegen Ebola helfen würde?«
»Habe ich das vielleicht nicht als Erstes überprüft?« Hank verdrehte die Augen, hinauf zum Weltraum mit den Sternen und dem Rest des Universums. »Man hat mir geantwortet, Ebola sei eine echt harte Nuss, und ein Impfstoff erfordere einzigartiges Ausgangsmaterial und eine entsprechende Verarbeitung. Nur drei oder vier Werke machen das überhaupt. He, hat dein sauberer Opa nicht gesagt, er wollte Vorräte von dem Zeug auf jedem Planeten anlegen?«
»Das hat er auch«, verteidigte Kris ihren Großvater Al. »Jemand hat kurz vor dem Ausbruch der Seuche unseren Vorrat gestohlen.«
»Eine Menge interessanter Zufälle sind hier eingetreten«, fand Hank. »Ich muss dir jedoch sagen, dass du heute Abend ein umwerfendes Kleid trägst.«
Kris strahlte und drehte eine Pirouette. Das fast rückenfreie Kleid mit dem Schlitz an der rechten Seite war wirklich sehr verführerisch. »Müsste Spaß machen, darin zu tanzen.«
»Jedenfalls mehr als die grünen Sachen, die du getragen hast, als ich dich zuletzt traf. Grün und nass und die ganze Welt hungrig. Nebenbei: Wie haben diese Dinger funktioniert, die ich dir zur Verfügung stellte?«
Kris fror das Lächeln ein und versuchte, jedem Muskel einzutrichtern, nichts an ihrer Haltung zu ändern. Hätte Hank das gefragt, wenn er die Antwort wüsste? Sie schluckte, um die Stimme auf den richtigen Tonfall zu trimmen. »Das meiste erwies sich als sehr praktisch. Wir brauchten diese Lkw wirklich.«
»Und die Boote?«, fragte er, ohne dass in seinem zu gut aussehenden Gesicht irgendein Muskel gezuckt hätte.
»Da gab es Probleme«, antwortete Kris, senkte die Augenlider und musterte ihn durch die Wimpern. »Das Smart Metal wies einen Fehler auf. Wenn man die Form zum dritten Mal änderte, fiel es auseinander.«
»Allmächtiger, davon habe ich ja noch nie gehört! Hoffentlich ist das nicht passiert, als du das Zeug brauchtest.«
Was mache ich jetzt? Sage ich ihm die Wahrheit und lasse den Dingen ihren Lauf, oder erzähle ich eine Gefälligkeitslüge und habe heute Abend Spaß? Der Smoking saß perfekt an ihm. Was konnte sich eine Frau für einen schönen Abend mehr wünschen als seinen Ellbogen, um sich anzulehnen?
»Als ich es herausfand, war ich auf einem tosenden Fluss bei steigendem Pegel in einer sehr schmalen Schlucht unterwegs«, erzählte Kris.
»Meine Güte! Das ist ja furchtbar, Kris. Es tut mir leid.« Einen Augenblick lang wirkte dieses übermäßig gemeißelte Gesicht so, als meinte er es ernst. Dann konnte Kris beinahe sehen, wie hinter seinen Augen etwas klick machte, und sie erinnerte sich an die Warnung ihres Vaters: »Sage nie etwas, wofür man uns vor Gericht zerren könnte.«
»Das klingt aufregender als das, was ich tue«, sagte er in gut geöltem Tonfall. Er zeigte ein Lächeln, das sich nicht ganz bis in seinen Blick erstreckte. »Sieht so aus, als hättest du weiterhin den ganzen Spaß.«
Er griff nach der Schärpe des Verwundeten Löwen und führte sie langsam durch seine Finger. War es Zufall, dass einer der fein manikürten Fingernägel dabei zwischen ihren Brüsten hindurchstrich? »Auf der Erde muss man sich über das gefreut haben, was immer du bei diesem Zusammentreffen im Paris-System geleistet hast«, sagte er, und es gelang Kris nicht, einen Schauder zu unterdrücken.
Vielleicht erzählte sie ihm irgendwann einmal die Wahrheit, aber nicht jetzt vor aller Welt. »Du weißt ja, wie das ist, wenn man der richtigen Familie entstammt. Ein paar alte Narren beschließen, meinem Urgroßvater eine Krone aufzusetzen, und jemand in der Abteilung für Haushaltswaren auf der Erde schickt einen Schnickschnack für die Garderobe der neuen Prinzessin.«
»Ja. Dad ist ziemlich stolz darauf, dass unser Vermögen aus einer Zeit datiert, als der Papst noch eine Armee hatte. Ich könnte mir vorstellen, dass ich, wenn ich meinen Schrank mal richtig durchstöbern würde, vielleicht selbst auch etwas alten Krempel fände«, sagte er, aber er musterte Kris nicht mehr als
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